
Na klar, ganz ohne kritische Anmerkungen der Politik konnte das in der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses nicht abgehen. Schließlich waren die Ratspolitiker beim Architektenwettbewerb zum Neustädter Kirchplatz weitestgehend bis jetzt außen vor geblieben, ein externes Preisgericht (allerdings mit Vertretern aus Rat und Verwaltung) hatte eine Entscheidung getroffen und einstimmig einen Siegerentwurf gekürt. Einer hat im Ausschuss am Lautesten gemeckert, der auch seinen Sitz im Preisgericht hatte, diesen aber nicht wahrgenommen hat… Trotz aller Kritik – sie blieb am Ende durchaus moderat, und am Ende hat der Fachausschuss einstimmig den Weg für weitere Detailplanungen freigemacht. Die Verwaltung ist jetzt beauftragt, mit dem Wettbewerbssieger Planorama (Berlin) die Verhandlungen zur Beauftragung der Ausführungsplanung zu beginnen. Das Preisgeld von 8000 Euro wird auf das Honorar angerechnet. Bauamtsleiter Frithjof Look betonte noch einmal, in die Entwürfe wie beispielsweise in den der Siegerplanung seien sicherlich Ingenieur- und Architektenleistungen im Wert von rund 20.000 Euro eingeflossen, die Stadt Einbeck habe also durch den Wettbewerb hervorragende, wertige Ergebnisse erhalten. Die genaue Ausführungsplanung wird dem Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und Sanierung dann zum Beschluss vorgelegt. Mit auf den Prüfweg gegeben hat die Politik der Verwaltung und den Planern, ob denn nicht – zumindest werktags – mehr Parkraum auf der freien Fläche geschaffen werden kann.
Denn Kritik gab es – natürlich – an den Parkplätzen, obwohl unter dem Strich nicht allzu viele wegfallen werden, wenn sie gesammelt – wie im Entwurf vorgeschlagen – auf die Südseite des Platzes verlegt und über die Papenstraße erreichbar sein werden. Die Parkplätze vor dem Amtsgericht seien „unverzichtbar“, meinte Bernd Huwald (CDU). Rolf Hojnatzki (SPD) regte an, von der großen Platzfläche noch weitere Quadratmeter für rund 20 zusätzliche Parkplätze zu nutzen, zumindest befristet an Werktagen. Auch Walter Schmalzried (CDU) sprach sich dafür aus, mehr Parkfläche während der Woche auszuweisen, das sei wichtig für den City-Handel und die nahen Dienstleister wie Ärzte.
Offiziell ist über das Vorhaben der Planer mit der betroffenen Einbecker Brauerei bislang nicht gesprochen worden. Gegen die Kritik von Rolf Hojnatzki („Vor einem Beschluss müssen doch die Verkehrswege geklärt sein“) und Walter Schmalzried („Ich setze voraus, dass mit dem Brauhaus gesprochen worden ist“) verteidigte sich Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek. Das sei deshalb noch nicht möglich gewesen, weil der Politik ja grundsätzlich auch keiner der Entwürfe hätte gefallen können, dann wäre Gespräche vergebens gewesen. Außerdem hätte doch die Politik vorgeworfen, das Rathaus greife einer Entscheidung vor, wenn die Stadtverwaltung bereits mit der Brauhaus AG konkret gesprochen hätte. Ich gehe mal davon aus, dass im Einbecker Brauhaus nicht allein Zeitung und Online-Medien gelesen werden, sondern dass dort die Entscheidungsträger durchaus so gut vernetzt sind, dass sie über die Ideen der Planer informiert sind. Das Problem der Brauerei ist übrigens weniger ein zu enger Wendekreis als die Tatsache, dass die Lkw ein paar Meter weiter fahren und unter Umständen an einer roten Ampel warten müssten, wenn sie nicht mehr wie heute die Straße vor dem Gericht befahren könnten, sondern den Weg über die Löwenkreuzung nutzen müssten. Betriebswirtschaftler rechnen da ganz spitz, wie viel länger ein Lkw vom Logistikzentrum zur Abfüllung unterwegs ist und welche Mehrwege er fahren muss.
Auch den vorgesehenen Brunnen auf dem Neustädter Kirchplatz fanden Walter Schmalzried („Der muss pflegeleicht sein und darf kein Ärgernis werden“) und Rolf Hojnatzki („Hässlicher Brunnen-Wanne stört für Multifunktionalität des Platzes“) nicht gelungen, Hojnatzki wünschte sich stattdessen lieber Wasserspiele mit Bodendüsen. Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek sagte, Lage und Ausführung des Brunnens sei ja noch offen und jetzt Aufgabe der Ausführungsplanung. Letzten Endes ist es auch eine Frage der Kosten.
Noch bin ich optimistisch, dass der Platz tendenziell vor allem ein Platz bleibt, so wie das auch die Planer sich gedacht haben und wofür das Preisgericht einstimmig votiert hat – eben weil der Entwurf den Platz klar gliedert. Ein Neustädter Kirchplatz, der multifunktional genutzt werden kann. Am Standort des Brunnens hatte auch die Jury schon Kritik, an ihm wird aber sicherlich die Gesamtgestaltung nicht scheitern.
