
Das geplante „Wissensquartier“ zwischen Stadtgrabenstraße und Auf dem Steinwege in Einbeck soll mit einer neuen Kindertagesstätte starten. Die beiden Fachausschüsse für Kultur und Jugend/Soziales haben in einer gemeinsamen Sitzung gestern Abend jeweils grünes Licht gegeben für die weitere Planung eines Kita-Neubaus anstelle des bestehenden, maroden Kindergartens Münstermauer. Im Frühjahr 2020 könnte Baubeginn sein, wenn im Herbst mit dem Bauantrag und der folgenden Ausschreibung der Gewerke alles rund läuft. Für die Übergangs(bau-)zeit von zwei Jahren sollen die Kinder des derzeitigen Kindergartens Münstermauer im heute leer stehenden Gebäude des nahe liegenden ehemaligen Kinderhorts Auf dem Steinwege unterkommen, das für diesen Zweck und rund 36.000 Euro ertüchtigt wird.

Im Jahr 2022 könnte der Neubau für rund 90 Kinder (drei Kindergartengruppen sowie eine Krippen-Gruppe) stehen und in Betrieb gehen. Träger der Einrichtung werde die Stadt Einbeck sein, andere mögliche Träger habe man aber zuvor abgefragt, sagte Fachbereichsleiter Arndt Severidt. Insgesamt kostet das Projekt rund 3,2 Millionen Euro. Hinzu kommen noch Architektenleistungen im Wert von rund 240.000 Euro, die aber im eigenen Planungsamt der Stadt erbracht werden sollen. Das Projekt wird mit rund 2,2 Millionen Euro aus dem Bund-Länder-Förderprogramm „Investitionspakt Soziale Integration im Quartier“ wesentlich gefördert, freute sich Fachbereichsleiter Joachim Mertens. Die übrigen Kosten muss die Stadt Einbeck aus dem eigenen Haushalt aufbringen.

Dass der Neubau bautechnisch kein einfaches Unterfangen werden wird, deutete Projektleiter Christian Fricke aus dem Sachgebiet Gebäude- und Liegenschaftsmanagement der Stadt Einbeck an. Wegen der schwierigen Bodenverhältnisse in dem Areal müsse ein umfangreicher, tiefer Bodenaustausch auf einer Fläche von etwa 1000 Quadratmetern vorgenommen werden, müsse außerdem die Böschung in Richtung Stadtgrabenstraße gesichert werden. Der Bodenausgleich habe aber den Nebeneffekt, dass damit eine gute Barrierefreiheit des Gebäudes erreicht werden könne.

Wie das Groß-Projekt „Wissensquartier“ dann nach dem Kita-Neubau weitergehen könnte, deutete Kultur-Sachgebietsleiterin Dr. Elke Heege in der Doppel-Ausschuss-Sitzung an. Vorsichtig auf 11 Millionen Euro schätzte sie die Kosten, wenn Museum, Archiv und Stadtbibliothek mit einem Neubau zwischen Museum und der neuen Kita an einem Ort vereinigt werden. Dass diese Summe erheblich gefördert werden müsse, sei klar, sagte Heege. Erstmals werde das Projekt „Wissensquartier“ jetzt mit einem eigenen Tagesordnungspunkt in einer Sitzung und in der Öffentlichkeit thematisiert, räumt sie ein – und versprach den Kommunalpolitikern augenzwinkernd: „Das werden Sie in den nächsten Jahren regelmäßig auf den Tisch bekommen, das kann ich Ihnen versprechen“. Vor einem Jahr sei der Begriff erstmals gefallen, „seitdem rätseln viele“, sagte Heege. Klar sei, dass der zweite Bauabschnitt „Wissensquartier“ erst frühestens in zwei Jahren starten könne, sobald die neue Kita stehe. Die Zeit bis dahin könne man aber gut für Planungsprozesse nutzen, noch in diesem Jahr möglichst soll ein Architektenwettbewerb dazu starten, wünschte sich Heege. Der könne auch eine gute Idee bringen, wie das Stadtarchiv eventuell unter der Erde gebaut werden könnte, damit der Neubau neben dem historischen Museumsbau nicht zu hoch und wuchtig werde. Außerdem solle die Zeit für die Fördermittelaquise verwendet werden. Im Bauministerium in Hannover sei der „große Entwurf mit einem vielfachen Mehrwert“ auf positive Resonanz gestoßen, sagte Heege. Nun gelte es, weitere Geber zu begeistern, die neue EU-Leader-Förderperiode beginne, davon könnte man eventuell profitieren, hofft Heege. Die Idee eines „Wissensquartiers“, das die Kultureinrichtungen stärker vernetzt, sei erstmals im Masterplan Museum genannt worden, daraus sei die Vision entwickelt worden. Eine Vergrößerung des Stadtarchivs werde seit 2013 diskutiert, bislang habe man keine tragfähigen Konzepte gewonnen, da könne das „Wissensquartier“ eine Lösung sein. Das sei „zugegeben ein ehrgeiziges Projekt“, sagte Dr. Elke Heege. Es könnte aber der viel debattierte „dritte Ort“ (neben Zuhause und Arbeitsplatz) in Einbeck werden, an dem gesellschaftliche Teilhabe für alle schwellenlos möglich würde.
Im jüngsten Finanzausschuss wäre der zweite Bauabschnitt des „Wissensquartiers“ beinahe auf unbestimmte Zeit vertagt worden. In der Diskussion über den so genannten Projektierungsbeschluss zum Haushalt 2020 („Prioritätenliste“) hätte Frank-Dieter Pfefferkorn (Bürgerliste) das Millionen-Projekt am Liebsten in die Warteliste geschoben. Davor warnte die Bürgermeisterin, mit dem Projekt sei man jetzt so als Kombination inhaltlich an den Start gegangen, dahinter wieder zurück zu fallen könne förderschädlich ausgelegt werden. 2020 würden ohnehin nur Planungskosten in den Haushalt eingestellt, beruhigte Kämmerin Brigitte Hankel. Planerisch müsse man aber nach dem Kita-Neubau am Ball bleiben, um aus der „Vision“ eine konkrete Planung zu machen.