Die seit vergangener Woche laufenden Online/Hybrid-Sitzungen der Fachausschüsse des Stadtrates bedeuten geduldiges gemeinsames Lernen – das habe ich in diesem Blog schon geschrieben. Der drei Stunden dauernde Kulturausschuss am Dienstag jedoch hat deutlich gezeigt, dass die einen kaum noch, andere aber dafür offenbar viel mehr lernen müssen.
Und es braucht mehr als ein Merkblatt, das die Verwaltung an die Sitzungsteilnehmer versendet. Mir bleibt unverständlich, warum es keinen grundsätzlichen Technik-Check durch die Verwaltung bei den Ratsmitgliedern zuvor gegeben hat, wie mir Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek auf Anfrage bestätigt hat. Zeit dafür war genug. Es habe und gebe aber das Angebot der IT-Abteilung, zu unterstützen. Das müssten die Ratsmitglieder dann aber auch annehmen, sagte die Rathauschefin. Einige Ausschussmitglieder hätten vorab ihre Übertragungstechnik ausprobiert, um sie gegebenenfalls zu optimieren.
So bleibt der Eindruck, dass viele mit ihrer Technik kämpfen und sich oftmals gar keiner Schuld bewusst sind, welchen Eindruck sie hinterlassen. Die Technik ist bei den einen ausreichend bis gut, bei anderen schlicht ungenügend: Da wackeln Kameras, schwanken Handys, da ist die Beleuchtung oftmals unter- oder überbelichtet. Manchmal funktioniert das Mikrofon nicht nur einmal nicht (was durchaus normal wäre), sondern öfter. Das ist besonders bei Abstimmungen lästig. Die Online-Sitzungen offenbaren auch gnadenlos, wie schnell die Datenleitungen in den Arbeitszimmern der Teilnehmer sind und wie weit die Digitalisierung in einigen Ortschaften angekommen ist – oder auch nicht.
Erste Erfahrungen haben gezeigt, dass das Merkblatt von einigen schnell zur Seite gelegt worden ist. Da werden viel zu kleine Zettel/Schilder, oftmals kaum leserlich handschriftlich, in die Kamera gehalten. Manchmal so kurz, dass auch der beste Sitzungsleiter das nicht im Überblick erkennen kann. Für den Überblick bei Videokonferenzen (für Wortmeldungen) braucht es ein paar Augenblicke (und größere Schilder, die man nicht sofort wieder wegziehen sollte). Diese Ruhe sollte man sich selbst und auch den anderen gönnen. Vielleicht wäre es auch besser gewesen, alle mit einheitlichen Schildern zu versehen; das könnte man noch nachholen.
Außerdem gilt es, die Latenz zu berücksichtigen. Die bei Videokonferenzen übliche Verzögerung macht es notwendig, ein paar Sekunden gelassen zu bleiben bis jemand spricht: Es dauert ein wenig, bis Mikros an und sendefähig sind.
Deutlich wurde am Dienstag auch: Es braucht eine noch straffere, organisiertere Sitzungsleitung als bei analogen Sitzungen, damit es nicht zerfasert und aus dem Ruder läuft. Andere Ausschüsse konnten durchs ins Bild haltende Ja- oder Nein-Schilder Abstimmungen realisieren, im Kulturausschuss mussten nach Intervention der Verwaltung und der Bürgermeisterin letztlich die Mitglieder einzeln aufgerufen werden, weil die Abstimmungslage unklar war. Bei dreistündigen Sitzungen würde ich mir für den Raum 107 jedenfalls eine Lüftungspause wünschen, wenn dort schon mehrere Ausschussmitglieder gleichzeitig sitzen wollen – zwar mit Abstand, aber ohne Masken. Das Lüften sei in die Verantwortung der Beteiligten gestellt, antwortete mir die Bürgermeisterin.
