Abschied aus dem Rathaus nach 48 Jahren: Arnd Severidt geht in den Ruhestand

Er hat in all der Zeit eine beeindruckende Bandbreite und nahezu sämtliche Themen der Kommunalverwaltung bearbeitet, sich mit Verkehrsschauen und Abbrennverboten genauso beschäftigt wie mit Kita-Gebührensatzungen oder der Beschaffung von Feuerwehrfahrzeugen. Von den „großen“ Themen wie der Aufnahme von Flüchtlingen, Umbau von Haus der Jugend und Jugendgästehaus oder Corona ganz zu schweigen. Insgesamt fast 48 Jahre lang war Arnd Severidt im Dienst der Allgemeinheit tätig, bei der Gemeinde Kreiensen und zuletzt bei der Stadt Einbeck im Rathaus beschäftigt, zuletzt als Fachbereichsleiter Bürgerservice, der das Ordnungsamt ebenso umfasste wie Soziales, Jugend, Schule, Sport und Kultur. Zum 1. März ist der 65-Jährige in den Ruhestand gegangen, doch zu Beginn der Ratssitzung konnte Severidt nochmal kurz vorne in der Reihe der Fachbereichsleiter sitzen. „Eigentlich dürfte ich das ja nicht“, lächelte Arnd Severidt. „Du musst hier sitzen, hier hast Du immer gesessen“, habe man darauf entgegnet und bestanden, den Abschied vorn aus der ersten Reihe zu erleben, erzählt der Neu-Ruheständler.

Abschied mit Präsent (v.l.): Dirk Heitmüller, Dr. Sabine Michalek, Arnd Severidt, Dirk Ebrecht.

Zu Beginn der Sitzung des Einbecker Stadtrates wurde Arnd Severidt offiziell von Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek verabschiedet. Im Kollegenkreis hatte sie das wenige Stunden zuvor schon einmal getan. „Der freundliche Strauß an Worten hört sich beim zweiten Mal noch genauso gut an“, dankte Arnd Severidt. Der große Bahnhof im Stadtrat sei für ihn eine große Ehre. Und die vielen Aufgaben, die große Bandbreite der Themen, das sei stets alles nur gemeinsam mit den vielen Kolleginnen und Kollegen gegangen, betonte Severidt. Es sei immer sein Anspruch gewesen, eine gute Zusammenarbeit mit den gewählten Vertretern im Rat zu realisieren. Die „Gemengelage“, wie er das nannte, zwischen Rat und Verwaltung müsse stimmen, dann führe das zu guten Entscheidungen, könne die Verwaltung die Beschlüsse gut umsetzen. Das habe ihm Spaß gemacht, und deshalb gebe es eben dieses eine weinende Auge bei ihm. Er sei aber sicher: „Das weinende Auge wird kleiner.“ Severidt dankte für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit und verabschiedete sich: „Ich sag‘ dann mal Tschüss!“

Mit Arnd Severidt verlässt einer der letzten leitenden Rathausmitarbeiter das Haus, der noch aus der ehemaligen Gemeinde Kreiensen kommt. Severidt hat die Fusion vor mehr als zehn Jahren mit verhandelt. „Er war immer offen, sich für Verwaltungsmodernisierung einzusetzen und den Weg in die Digitalisierung zu gehen“, sagte Dr. Sabine Michalek in ihrer Laudatio zum Abschied. Noch 2023, also kurz vor seiner Pensionierung, habe er mit neuen Aufgaben begonnen, beispielsweise die personelle Aufstockung der Wohngeldstelle vorangetrieben oder sich um den Zivilschutz gekümmert, der eine immer stärkere Rolle spiele. „Was ich in den vergangenen zehn Jahren unserer Zusammenarbeit schätzen gelernt habe an Arnd Severidt ist seine hohe fachliche und menschliche Kompetenz“, sagte die Bürgermeisterin. „Ich schätze seine ruhige, umsichtige und vorausschauende Art, er hat ein hohes Verantwortungsgefühl, er hat nie ‚Dienst nach Vorschrift‘ gemacht.“ Die Kolleginnen und Kollegen im Rathaus hatten ein großes Vertrauen in Arnd Severidt gesetzt, ebenso wie sie, sagte Michalek. „Er war ein sehr geschätzter Kollege im ganzen Haus.“

„Immer wenn ein Urgestein der Verwaltung sich verabschiedet, reisst das ein besonders tiefes Loch, und die Fußstapfen für die Nachfolger sind dann besonders groß“, sagte die Rathauschefin. „Aber Herr Severidt wäre nicht Herr Severidt, wenn er sich nicht frühzeitig um einen guten Übergang gekümmert hätte.“ Seinem Nachfolger Marco Heckhoff stehe er bei Bedarf weiterhin zur Verfügung, sagte Michalek.

Zum Abschied gab’s von den Kollegen aus dem Rathaus einen praktischen Beitrag zur Motorradausrüstung für den begeisterten Zweiradfahrer aus Ahlshausen. Die Führungsebene habe das ergänzt: um einen Reiseführer über Motorradtouren im Harz. „Er kann dann in Ruhe eine strategische Reiseplanung machen, bei einer guten Tasse grünen Tee, den er so sehr schätzt“, sagte Michalek.

42 Jahre haben sie gemeinsam in Rat und Verwaltung agiert: Fraktionschef Frank-Dieter Pfefferkorn (Greene) von der BlGfE (l.) und der in den Ruhestand gegangene Arnd Severidt in der Stadtratssitzung.