Vorbereitung ist das halbe Leben

Da ahnten einige der Beteiligten gegen Ende der eineinhalbstündigen Debatte wohl schon, welches Bild diese Sitzung des Ausschusses für Kultur, Tourismus und Wirtschaftsförderung in der Öffentlichkeit abgeben könnte. Und Alexander Kloss (SPD) sprach es dann auch deutlich aus: Es müsse bei den Zuhörern der Eindruck entstehen, „wir kaspern hier herum“.

Was war geschehen? Auf der Tagesordnung stand die Vorstellung des „Masterplans Einbeck, Wirtschaft und Beschäftigung“ durch die CIMA Beratung + Management GmbH, mit anschließender Aussprache und Diskussion. In diesem Masterplan stehen viele kluge Dinge drin, die in großen Lenkungsgruppen langwierig diskutiert, erörtert und abgewogen wurden.

CIMA-Geschäftsführer Uwe Mantik zeigte die Ergebnisse dieses zweijährigen Prozesses auf, ebenso die Entwicklungen seit Ende dieses von seinem Unternehmen begleiteten intensiven Prozesses und referierte, im Januar 2012 (!) – also vor mehr als einem Jahr – sei der fertige Masterplan durch sein Unternehmen vorgelegt worden. Was schon erstes Stirnrunzelns bei mehreren Ratsmitgliedern hervor rief. Rolf Hojnatzki (SPD), Bernd Huwald (CDU) und Rainer Koch (GfE) waren sich rasch einig, dass die Abschlussfassung nicht allen bekannt ist, die darüber diskutieren sollen. Was Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek dann auch bestätigte, die über 200-seitige Expertise liege nicht allen Ratsmitgliedern vor.

Eine Kurzfassung des Endberichts freilich ist für jeden öffentlich auf der Internetseite zum Download zur Verfügung. Vorbereitung ist halt das halbe Leben.

Worauf man sich im Folgenden jedenfalls wortreich einig wurde, dass man dann eigentlich heute nicht diskutieren und schon gar nicht etwas entscheiden könne. Überhaupt fühlten sich einige, zum Beispiel Bernd Huwald, nicht ausreichend vorbereitet für eine Debatte, was andere, Dirk Heitmüller (SPD), ein wenig auf die Palme brachte, in Einbeck bereite man sich auf Sitzungen vor.

Ja, ob man denn überhaupt entscheiden müsse, ob die Politik überhaupt entscheiden dürfe, ging die Diskussion weiter. Schließlich habe die Einbeck Marketing GmbH den Masterplan beauftragt. Und überhaupt habe ja offenbar die Politik den Prozess des Masterplans nicht begleitet, sondern nur die Wirtschaft, bemängelte Neu-Einbecker Bernd Huwald (Opperhausen). Doch, doch, über den Aufsichtsrat sei die Politik gut vertreten, wurde der Alt-Kreiensener Huwald beschieden, woraufhin Dietmar Bartels (Grüne) einwarf, ja, ja, das sei bis zur jüngsten Wahl auch so ausgewogen für alle Fraktionen gewesen, jetzt aber ja leider nicht mehr. Grüne und FDP haben in der Tat keinen Sitz mehr im Aufsichtsrat.

Offensichtlich ist da im turbulenten Jahr 2012 der Masterplan irgendwo liegen geblieben (vielleicht als „erledigt“ gewähnt, oder er kreiste in einer Abstimmungsschleife, die man jetzt heute mal auflösen wollte). In dem ereignisreichen Jahr 2012 vor der jüngsten Kommunalwahl und Bürgermeisterwahl. Und im Jahr des Geschäftsführer-Wechsels bei der Einbeck Marketing GmbH. (Nachtrag: Merkwürdig in diesem Zusammenhang ist eine Aussage, nachzulesen im Protokoll der Ratssitzung vom 26. September 2012, S.43/44, wo der damalige Ratsherr Marc Hainski den damaligen Bürgermeister Ulrich Minkner nach dem Masterplan fragt und dieser laut Protokoll antwortet, wann die Arbeiten am Masterplan abgeschlossen seien, stehe noch nicht fest…)

Und heute kam das Thema unvermittelt (und auch kaum in der Beschlussvorlage durch die Verwaltung kommentiert) auf die Tagesordnung. Beschlossen wurde kurz gesagt (mal wieder) nichts, man wolle in der nächsten Ausschusssitzung Ende Juni nochmal darauf zurück kommen, nahm man zu Protokoll.

Doch wer ist eigentlich Einbeck Marketing? 51 Prozent „gehören“ der Stadt. Und damit uns allen, wir sind Einbeck Marketing. Die restlichen Anteile der GmbH teilen sich Werbegemeinschaft und Initiative Einbeck.

Das Wir entscheidet.

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