(Aktualisiert 11.07.2020, 09:01 Uhr)
SPD-Ratsherr Alexander Kloss will seiner Partei und Fraktion den Rücken kehren. Diesen Schritt vor der nächsten Kommunalwahl im Herbst 2021 kündigte der 44-Jährige am späten Donnerstag Abend in einer Erklärung bei Facebook an. Als Grund nennt der bei der Bürgermeisterkandidaten-Nominierung seiner Partei unterlegene Einbecker die Art und Weise, wie mit ihm bei dieser Kandidatenfindung, aber auch früher umgegangen wurde. „Ich habe absolut kein Vertrauen mehr in das Führungspersonal, das derzeit die Geschicke der SPD vor Ort negativ beeinflusst. Und ich werde im kommenden Jahr nicht noch einmal Wählerstimmen für ‚Parteigenossen‘ sammeln, die es nicht verdient haben, unsere Bürgerschaft im Rathaus zu vertreten“, schreibt Kloss.
Alexander Kloss machte in seiner Erklärung auch noch einmal deutlich, dass er bei der Bürgermeisterwahl am 1. November nicht als Einzelbewerber antreten werde. Bei der Stadtratswahl 2021 kann sich Kloss dagegen vorstellen, als parteiloser Kandidat anzutreten. In eine andere Partei als die SPD werde er nicht eintreten. Ihm gehe es schon immer in der Kommunalpolitik um das Wohl seiner Heimatstadt Einbeck.
Kloss: „Die rote Linie wurde nicht von mir mit meiner Bewerbung überschritten, in der ich deutlich, aber vollkommen sachlich und zutreffend die Missstände in der SPD vor Ort kritisierte. Nein, die rote Linie wurde am 27. Juni von denjenigen „Parteisoldaten“ überschritten, die ihre Zeit mit Posten-Kungeleien und Intrigenschmieden verbringen und die Interessen der Partei über das Wohl unserer Gesellschaft stellen. Mit diesen „Apparatschiks“ konnte ich noch nie etwas anfangen! Das Ziel, mich als Kandidaten um jeden Preis zu verhindern, haben sie mit ihrem hintertriebenen Spiel erreicht.“
Das demokratische Votum seiner Partei, das Dirk Heitmüller zum Bürgermeister-Kandidaten gemacht habe, werde er selbstverständlich akzeptieren, er werde kein schlechter Verlierer sein, erklärte Kloss. „Die Art und Weise, wie das Ergebnis zustande gekommen ist, wird der Politik-interessierten Öffentlichkeit in dieser Stadt allerdings noch lange zu denken geben.“
Eine erste offizielle Reaktion auf die Erklärung übermittelte die SPD-Partei- und Fraktionsspitze inzwischen auf meine Anfrage:
Es sei schade, dass Alexander Kloss „seine Verlautbarung gepostet hat, ohne das Thema in den entsprechenden Gremien von Fraktion und Partei anzusprechen, obwohl nur wenige Stunden zuvor auf einer Sitzung der örtlichen Parteigliederung dazu die Möglichkeit bestanden hätte.
Bevor wir zu den überstürzten Äußerungen von Herrn Kloss eine Stellungnahme abgeben, möchten wir ihm Gelegenheit geben seine Vorhaltungen zu erklären und die zu Unrecht erhoben Vorwürfe zurückzunehmen.“
Eine Antwort auf meine Fragen ist das noch nicht, sie sind vom SPD-Vorsitzenden Marcus Seidel und SPD-Fraktionschef Rolf Hojnatzki aber angekündigt, sobald Alexander Kloss noch einmal gehört wurde. Denn die Fragen bleiben offen: Wird die SPD oder die Ratsfraktion darauf reagieren, etwa mit einem Ausschluss? Wie kann nach diesen Worten eine persönliche und inhaltliche Zusammenarbeit bis zum Ablauf der Wahlperiode funktionieren?
Auf Facebook tauchten gestern unmittelbar nach der Veröffentlichung von Kloss‘ Erklärung zwei aufeinander bezogene Kommentare von SPD-Funktionären auf, die sich offenbar auf die Kloss-Erklärung bezogen haben. Nach wenigen Minuten waren diese Posts jedoch wieder gelöscht.

