Grüne fordern Fahrstuhl-Neubewertung: Kein weiterer großflächiger Ausbau am Alten Rathaus

Foto: Frank Bertram

Die Einbecker Grünen haben sich für eine Neubewertung der ausufernden Baumaßnahmen am Alten Rathaus ausgesprochen. Die Kosten explodierten, der Nutzen sei fraglich, heißt es in einer Stellungnahme. Die Pläne für den Bau eines Fahrstuhls bis in den Rathauskeller sind vor Monaten ins Stocken geraten, statische Untersuchungen haben laut Grüne ergeben, dass der Untergrund des Rathauses in einem sehr schlechten Zustand sei. Zusätzliche Sicherungsmaßnahmen mit Spezialtiefbau im Untergrund seien notwendig, um den Fahrstuhl wie geplant bauen zu können. Das hatte die Bürgermeisterin auch in der Dezember-Ratssitzung in ihrem schriftlichen Bericht mitgeteilt.

Umstritten sei der barrierefreie Zugang des Rathauskellers schon immer gewesen, der die Ausgaben für die Fahrstuhlanlage erheblich verteuere, schreiben die Grünen in ihrer heutigen Stellungnahme. Bereits im Oktober hatten sie gewarnt. Nun kämen ungeahnte Kosten für die Fundamentsicherung hinzu. Dem gegenüber stehe die geplante Nutzung des Rathauskellers zur Ausstellung von dort entdeckten historischen Malereien. „Wofür eigentlich?“, fragt Grünen-Ratsherr Dietmar Bartels. „Die ursprünglich geplante Nutzung als Eventlokal hat sich wegen der Feuchtigkeit bereits erledigt. Für zwei bis drei Stadtführungen pro Monat zum Zeigen der Malereien stimmt die Kosten-Nutzen-Analyse nicht.“

Noch sei es Zeit, die Planung zu verändern. Auch wenn bereits Kosten für den Bodenaushub am Hallenplan entstanden seien, ist nach Auffassung der Grünen unsinnig, gutes Geld dem schlechten hinterher zu werfen. Ein Fahrstuhl, der barrierefrei die Rathaushalle und die neue Toilettenanlage zugänglich macht, sei unbedingt nötig, die barrierefreie Erschließung des Rathauskellers hingegen völlig überflüssig. „Wir haben bereits eine städtische Baumaßnahme (Neustädter Kirchplatz) und wollen nicht noch ein zweites Waterloo in Einbeck erleben“, betonte Dietmar Bartels laut der Stellungnahme.

Nachtrag 12.01.2024: Die FDP/Kloss-Ratsgruppe unterstützt die Forderung nach einer fachlichen Neubewertung der Maßnahme und hofft, dass der Vorstoß der Einbecker Grünen von allen Ratsmitgliedern unterstützt werde. „Unsere kritische Haltung zu der Baumaßnahme in Gänze dürfte hinlänglich bekannt sein“, erklärte Gruppensprecher Alexander Kloss in einer Stellungnahme von „Liberal und klar“. In der Tat sei der ursprüngliche Plan, im Rathauskeller eine gastronomische Nutzung zu etablieren, durch verschiedene Gründe gescheitert; die wenigen Stadtführungen, die den Keller inhaltlich einbeziehen, rechtfertigen aus Sicht von FDP/Kloss auf keinen Fall die hohen Baukosten, die durch die Ausschachtung für den Fahrstuhlturm und jetzt vermutlich auch durch zusätzlich erforderliche Gründungsarbeiten am Fundament des Rathauses entstehen würden. Als Gruppe hatten die Ratsmitglieder von „Liberal und klar“ mehrere preiswertere Alternativvorschläge zu dem gläsernen Außenfahrstuhl unterbreitet, so beispielsweise einen Treppenlift am bzw. im Gebäude oder die Nutzung der öffentlichen Behindertentoilettenanlage in der nur wenige Meter entfernt liegenden Sparkassen-Passage. Dazu kam die Anregung aus der Bevölkerung, den Hintereingang des Alten Rathauses rollstuhlgerecht umzubauen und damit eine barrierefreie Erreichbarkeit des Erdgeschosses vom Hof zu ermöglichen. Alles dies fand keine Mehrheit. Den aktuellen Vorstoß der Grünen loben die klar-liberalen Ratsmitglieder Margharet Feldgiebel, Hilmar Kahle und  Alexander Kloss daher sehr – „ist es doch wahrscheinlich die einzige und letzte Chance, bei dem Bauprojekt überhaupt noch Kosteneinsparungen zu realisieren“.