
Kreishandwerksmeister Hermann-Josef Hupe und Geschäftsführer Hans-Joachim Nüsse begrüßten Finanzminister Peter-Jürgen Schneider.
Eigentlich sollte und wollte der Chef selbst kommen. Hatte er vor über einem Jahr schon versprochen. „Und mir persönlich im Sommer bei einem Treffen in Berlin nochmal bekräftigt“, sagt Kreishandwerksmeister Hermann-Josef Hupe. Und klang ein wenig verschnupft: „Nun hat er kurzfristig seine Prioritäten anders gesetzt.“ Statt Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sprach Finanzminister Peter-Jürgen Schneider (SPD) beim Gildentag des heimischen Handwerks im Landkreis Northeim im Forum der BBS Einbeck. Weil musste am Montag zum Windenergie-Gipfel nach Wismar mit seinen Ministerpräsidenten-Kollegen der Nordländer. „Die Absage kam gerade noch so rechtzeitig, dass wir die Einladungen nochmal neu drucken konnten“, berichtet Hupe von den Vorbereitungen der Veranstaltung. Verschickt waren die Briefe an die Teilnehmer des Gildentages gottseidank noch nicht, sie erhielten gleich die richtige Einladungskarte mit Peter-Jürgen Schneider als Festredner. Schneider referierte auführlich zur Situation des Landeshaushalts unter dem Eindruck der aktuellen Flüchtlingssituation, ging aber auch auf das Handwerk interessierende Aspekte ein. Bei einer steuerlichen Förderung des sozialen Wohnungsbaus müsse man darauf achten, dass es keine Mitnahmeeffekte durch Luxus-Wohnungsbau gebe. Der Finanzminister, der auch für den Hochbau in Niedersachsen zuständig ist, sprach sich für Modernisierung von Landesgebäuden aus. „Wenn wir nicht sanieren ist das wie Schulden machen, das holt uns irgendwann ein.“ Außerdem: „In Finanzämter darf es nicht hineinregnen, weil ja sonst die Steuererklärungen nass werden“, scherzte der Finanzminister. Schneider erhielt aus den Händen des Kreishandwerksmeister als Dank für seinen Besuch eine XXL-Flasche Hardenberg-Korn. „Damit kann ich das ganze Finanzministerium besoffen machen“, witzelte der Minister.

Kreishandwerksmeister Hermann-Josef Hupe (r.) begrüßte die Landratskandidanten Jörg Richert und Astrid Klinkert-Kittel.
Die jährlichen Gildentage des Handwerks sind immer auch politische Veranstaltungen. Wer ist da? Wer fehlt? Seit einiger Zeit schon werden gottlob bei der Begrüßung auf meine vor Jahren geäußerte Kritik hin nicht mehr alle Ehrengäste namentlich willkommen geheißen, sondern eine Liste mit allen Namen der Personen, die zugesagt haben, liegt für Interessierte aus. Das spart Zeit. Da in wenigen Wochen Landratswahlen stattfinden, war mit besonderem Interesse beobachtet worden, ob alle Kandidaten anwesend waren. Sie waren. Der Kreishandwerksmeister ließ gar alle drei bei seiner Rede einmal kurz aufstehen, damit die Festgäste die Kandidaten sehen und applaudieren konnten. „Das Handwerk ist gespannt, wie sie sich zur Zukunft unseres Landkreises aufstellen werden, denn das hat direkt Auswirkungen auf unsere Handwerksorganisation“, sagte Hupe.
Auffällig war, dass niemand das „offizielle Einbeck“ beim Gildentag in Einbeck vertreten hat. Zwar saßen mehrere Ratsmitglieder (vor allem der SPD) im BBS-Forum und wertschätzten damit die Arbeit des Handwerks. Doch während beispielsweise Bürgermeister aus Dassel, Moringen, Nörten-Hardenberg und Kalefeld vor Ort waren, fehlte die Rathauschefin aus Einbeck. Auch kein ehrenamtlicher Stellvertreter oder sonstiger offizieller Vertreter aus dem Rathaus konnte gesichtet werden, trotz Anmeldung und daher in der ausliegende Liste notiert. Freilich hatte auch die Kreisstadt keinen Vertreter zur Festkundgebung der Handwerksorganisation entsandt.
Großen Respekt für einen besonderen Premiere-Marathon: Erstmals wurden beim Gildentag die Reden (und auch die Musiktexte) von einer Dolmetscherin in Gebärdensprache übersetzt, sie hielt die komplette gut zweieinhalbstündige Veranstaltung nonstop durch.