Nach Irritationen über die Frage, ob das Smart-City-Musterhaus in der Knochenhauerstraße denn auf allen Ebenen barrierefrei werden kann, ist die jetzt gefundene Lösung so praktisch wie naheliegend: Der in dem Gebäude vorgesehene Arbeitsplatz der Stadtverwaltung soll nun barrierefrei im Erdgeschoss geschaffen werden. Damit er für jeden Arbeitnehmer inklusiv ist. Denn die anderen Etagen, darüber waren sich nach einem Ortstermin auf der Baustelle alle einstimmig einig, können nicht so umgebaut werden, dass sie barrierefrei erreichbar sind. Dafür gibt es zu viele unterschiedliche Deckenhöhen und Fußbodenabsätze auf den oberen Etagen. Damit bleibt es auch bei einem auf einen Teil des Innenhofs gestellten Treppenhaus – einen Fahrstuhl soll es nicht geben. Die beiden Fachausschüsse für Tourismus und Wirtschaftsförderung sowie Bauen und Stadtentwicklung, die dazu jetzt gemeinsam tagten, sprachen sich beide unabhängig voneinander jeweils einstimmig dafür aus, dass die Verwaltung die Planungen für das Musterhaus „denk!mal“ weiter verfolgen soll. Wie ein neues Banner an der Fassade verrät, soll Baubeginn Mitte des Jahres, Fertigstellung in 2026 sein.
Natürlich könne man einen Fahrstuhl anbauen, machte Architektin Barbara Müller nochmals deutlich, doch der nutze im Endeffekt nicht viel, weil eben die unterschiedlichen Niveaus auf den Etagen mit mehreren Stufen zwischen den Räumen und niedrigen Deckenhöhen eine Barrierefreiheit nicht zulassen. Das sagte nach dem Rundgang durch die Baustelle auch Einbecks Behindertenbeauftragter Ulrich Neumann: „Das ist barrierefrei gar nicht zu machen.“
Für die Arbeiten am Smart-City-Musterhaus „denk!mal“ sind rund 1,6 Millionen Euro vorgesehen, die zwei zusammenhängenden Fachwerkhäuser sind zentraler Bestandteil des Förderprojekts Smart City. Udo Mattern (BlGfE) warnte davor, dass die Kosten für die Sanierung aus dem Ruder laufen könnten. Er fragte in der Ausschusssitzung, ob die Politik aus dem Neustädter Kirchplatz gelernt habe. Dirk Heitmüller (SPD) stimmte den Planungen zu, das Musterhaus solle Beispielgeber für andere Immobilienbesitzer werden, wie und mit welchen Techniken Fachwerkhäuser saniert werden können. Beatrix Tappe-Rostalski (CDU) dankte für die umfangreiche Begehung des Objektes, das habe manches geklärt. Auch Alexander Kloss (parteilos) fühlte sich nach dem Ortstermin im Gebäude deutlich besser informiert und für eine Entscheidung vorbereitet als bei der vorherigen Ausschusssitzung.



Ein bisschen Mogelpackung für den Denkmalschutz?
Der barrierefreie Arbeitsplatz soll nicht im „Musterhaus“ entstehen, sondern in der angrenzenden Touristeninformation. Deshalb kann dieser auch nicht Teil der SmartCity-Musterhausförderung sein und muss vollständig durch die Stadt finanziert werden, wie – mit Wiederholung – in der Ausschuss-Sitzung bestätigt wurde. Hört sich aber besser an, wenn Themen hier intransparent vermischt werden.
Ob die Findung bzw. Festlegung des „Musterhauses“ transparenter war ist mir nicht bekannt, zumindest schien den meisten Ratsmitgliedern und dem Behindertenbeauftragten der Stadt erst nach der aktuelle Begehung, die komplette Unmöglichkeit einer – in anderen Fällen alternativlos priorisierten – Barrierefreiheit klar geworden zu sein.
Es bleibt also die Frage, wer in der „Findungskommission“ gepennt oder andere Interessen verfolgt hat, denn so „billig“ bzw. hoch gefördert kann die Stadt bzw. die Verwaltung keine „Denkmal-Problemimmobilie“ sanieren.
Das Ganze erinnert leider stark an andere Projekte wie die Leuchtturm-Findung für den Neubau der Saline in Salzderhelden (tendenziöse Wettbewerbsvorgaben), Spielplatz Lange Brücke (Gewölbekeller), ehem. Waisenhaus in der Baustraße (Statik, Fachwerkprobleme, nur teils barrierefrei), den in der Sitzung genannten Neustädter Kirchplatz (Kostendesaster und Schlamperei). Hier stoppe ich die Aufzählung mit der Hoffnung, dass der Zeitplan und die Investitionskosten nicht genauso aus dem Ruder laufen, zumal die aufgerufene Projektkosten für das Musterhaus schon einige Jahre alt sind!
Man kann nur sagen, viel Show um nichts. Thema Barrierefrei hierfür wirklich Unsinn und den Arbeitsplatz im Tourismusbüro hätte man schon lange einrichten können. Ist aber wohl nicht nötig, da keine weitere Stelle nötig. Das Thema Kosten möchte ich garnicht mehr erwähnen, läuft eh aus dem Ruder.
Ja, schade, dass man gerade immer ein flaues Gefühl im Magen hat, wenn Stadt Einbeck baut… auf meine Frage im Bauausschuss, wie die Stadtverwaltung zukünftig die „Fehler“ verhindert bei Bauprojekten und die Kosten im Auge behält, kam auch nur eine schwammige Antwort. Schade, dass nicht mit einer günstigeren Nutzung des Gebäudes alternativ gerechnet wurde, für Büros muss man bestimmt auch gewisse gesetzliche Normen einhalten 😉