Trasse, die: Laut Duden die Linienführung eines Verkehrsweges, einer Versorgungsleitung. Der unbedarfte Medienkonsument könnte dieser Tage den Eindruck bekommen, in der Region gehe es nur noch um Trassen. Um Strom, Salz, Autobahn und Bahn.
Die 380-kV-Höchstspannungsleitung ist seit Jahren ein Thema, manchmal sind ganze Ortschaften umzingelt. Ausgang ungewiss, da platzt die nächste Trasse in die Nachrichtenlage. Im schlimmsten Falle könnte also überirdisch eine Stromleitung und unterirdisch eine Salzpipeline durchs Leinetal führen. Kein schöner Gedanke. Das Unternehmen K+S aus Kassel möchte eine Leitung von Hessen/Thüringen bis in die Nordsee bauen, dazu finden jetzt Antragskonferenzen im Raumordnungsverfahren statt (Salzpipeline_Text_Unterlage_AK_ROV_Nordsee). Einbeck wäre bei einer Variante betroffen, berichtete Baudirektor Gerald Strohmeier in der jüngsten Ratssitzung auf Anfrage von Rolf Hojnatzki (SPD). Und zwar im Bereich der Ortschaften Odagsen, Hullersen, Buensen und Stroit. Die Northeimer CDU-Kreistagsfraktion möchte umgehend eine kurzfristige Behandlung der Problematik im Bau- und Umweltausschusses des Kreistages beantragen. „Wir wollen, dass der Landkreis eine stärkere Rolle des Bundes einfordert“, erklärte Fraktionschef Heiner Hegeler in einer Pressemitteilung. Hessen und Niedersachsen könnten sich offenbar nicht alleine einigen.
Eine bereits existierende Trasse soll ausgebaut werden. Es geht um die A7. Seit einigen Tagen ist klar, dass zwischen dem Dreieck Salzgitter und der Anschlussstelle Göttingen der sechsstreifige Autobahn-Ausbau als öffentlich-privates Projekt ausgeschrieben wird. Rot-Grün hat diesen Ausbau nach Meinung des Einbecker FDP-Landtagsabgeordneten Christian Grascha lange verzögert. Skurril sei, meint der Liberale, dass die ÖPP-Variante 2008 von einem SPD-Bundesverkehrsminister auf den Weg gebracht worden sei. „Die Finanzierung durch einen privaten Investor ist die einzige Möglichkeit, den Ausbau zeitnah zu ermöglichen. Wir hätten zum heutigen Zeitpunkt schon weiter sein können“, sagt der FDP-Politiker laut einer Presseinformation. Die von Rot-Grün beschworenen Nachteile für die Autobahnmeisterei seien bisher nicht absehbar.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Roy Kühne hatte sich jüngst nach einem Besuch der Straßenmeisterei in Seesen erklärt, er nehme die Sorgen sehr ernst. Mehr hatte er nicht zu bieten als ein eindeutiges „Sowohl als auch“. Sein großkoalitionärer MdB-Kollege Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD) schlägt heute andere Töne an. „Wir SPD-Politiker haben bis zuletzt auf allen Ebenen – vom Landkreis über das Land bis auf die Bundesebene – versucht, den neuen Bundesminister zu überzeugen, die A7 nicht als ÖPP-Modell auszubauen. Von Seiten des Koalitionspartners gab es keine Unterstützung , sodass wir die Schlacht verloren haben. Ich hätte mir dafür auch Unterstützung von Seiten der
CDU im Wahlkreis und vom Parlamentarischen Staatssekretär der CDU aus Niedersachsen erhofft. Selbst der Einfluss von Minister Gabriel hat nicht gereicht. Es hat also nicht an uns gelegen, nun können wir nur noch Schadensbegrenzung betreiben. Ich freue mich und danke Sigmar Gabriel dafür, dass er sich kurzfristig
die Zeit nimmt, am 30. März nach Seesen zu kommen, um vor Ort im Sinne der Mitarbeiter zu vernünftigen
Lösungen beizutragen. Es bleibt für mich weiter unverständlich, dass man trotz anderslautender Erkenntnisse des Bundesrechnungshofes an einer Beschlusslage festhält und nicht bereit ist, sich für die Sache einzusetzen. Nur die Sorgen der Mitarbeiter ernst zu nehmen – damit ist es nicht getan!“
Und schließlich: eine Trasse könnte reaktiviert werden. Es geht um die Bahnstrecke zwischen Einbeck und Salzderhelden, die nächste Hürde ist übersprungen, die Schienenstrecke ist unter den letzten acht zur Diskussion stehenden. Bürgermeisterin und Ilmebahn-Geschäftsführung sind optimistisch, dass Einbeck-Salzderhelden am Ende eine der Strecken ist, die vom Land ausgewählt werden. Die Hoffnung ist berechtigt, schließlich benötigt die Strecke keine hohen Investitionen und auch der zuständige Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) war schon mehrfach vor Ort – und war stets optimistisch… Gestern äußerte sich der SPD-Landtagsabgeordnete Uwe Schwarz zuversichtlich, dass zeitnah eine endgültige positive Entscheidung für die Reaktivierung dieser Bahnstrecke steht…
Heute hat sich dazu die CDU geäußert, die Kreistagsfraktion sieht jetzt den Landkreis am Zug, dieses Verfahren nun schnell auf die Tagesordnung zu nehmen und alle Weichen auf „Fahrt“ zu stellen. „Wir müssen parteiübergreifend diese einmalige Chance annehmen und hier wirklich geschlossen anpacken“, erklärte Dirk Ebrecht laut einer Pressemitteilung. Die CDU erwartet kurzfristig eine Sitzung des Verkehrsausschusses des Kreistages zu diesem Thema, um weitere konkrete Arbeitsschritte auf dem Weg bis zur endgültigen Reaktivierung zu erarbeiten. Das klingt eher nach Aktionismus, denn der Landkreis entscheidet gar nichts.
Aktualisiert: 18.03.2014, 14.45 Uhr