
Das ist schon beachtlich, was in den drei Dörfern diesseits und jenseits der Leine im Moment auf die Beine gestellt wird, wenn es um ihre Brücke geht. Dass die Protestler aus Garlebsen, Ippensen und Olxheim dabei mit Augenmaß vorgehen, konnte gestern jeder daran sehen, dass nicht unmittelbar auf der Brücke das Brückenfest stattfand, sondern auf einer Wiese in Sichtweite des maroden Bauwerks, das der Landkreis ab Mitte September voll sperren will. Denn seit dem 1. August darf die sechs Jahrzehnte alte Brücke nur noch bis 3,5 Tonnen mit Fahrzeugen befahren werden, und wenn sich dann Hunderte Menschen auf und direkt rund um die Brücke aufhalten würden, könnten die Messsonden ausschlagen, und dann würden sie ihr Anliegen konterkarieren. Schließlich wollen die Einwohner der drei Einbecker Ortschaften das Bauwerk nicht zum Einsturz bringen. Sie sind pro pons. Sie haben bei dem Brückenfest viel lieber darauf aufmerksam gemacht, welche Bedeutung die über 400 Fahrzeuge pro Tag passierende Leinebrücke für die soziale Infrastruktur der Orte hat: unter anderem könnte die Feuerwehr nicht mehr wie bisher zusammenarbeiten, Landwirte müssten große Umwege fahren, um auf ihre Äcker zu gelangen.
Die Bürgerinitiative „Pro Brücke“ hat mittlerweile deutlich mehr als 2000 Unterschriften für eine Brückenverbindung gesammelt, sagte BI-Sprecherin Editha Brackmann nach dem Fest. Nicht eingerechnet sind dabei die noch ausliegenden Listen sowie die Online-Abstimmung. Gesehen habe ich gestern beim Brückenfest aus der kommunalen Politik nicht nur solche Abgeordneten, die sich vermeintlich populistisch auf die Brücke gestellt und sich frühzeitig die Sorgen der Menschen angehört haben. Auch mehrere SPD-Politiker waren vor Ort, aus Kreistag- und Stadtrat-Politik. Das ist gut so. Heute Abend fand übrigens ein Ortstermin sowie ein Gespräch der SPD-Vertreter in Garlebsen statt, bei dem es um Informationen aus erster Hand von Ortsrat und Bürgerinitiative gehen sollte. Über Einzelheiten des Treffens ist noch nichts bekannt, aber in den nächsten Tagen werden sich sicherlich nach ausführlicher Themen-Recherche dann nun hoffentlich auch die Sozialdemokraten inhaltlich positionieren, bevor sich der zuständige Fachausschuss des Kreistages am 2. September zur Brücken-Sondersitzung im Dorfgemeinschaftshaus Garlebsen trifft. Übrigens: Richtig ist, dass nicht nur die Genossen zum Thema bis dato schweigen, sondern auch beispielsweise von Grünen (immerhin Mehrheitsgruppen-Partner der SPD im Kreistag) oder „Gemeinsam für Einbeck“ GfE (Garlebsen, Ippensen und Olxheim gehören seit eineinhalb Jahren zu Einbeck, liebe GfE!) hat bisher niemand ein öffentliches Wort zur Brücke gesagt. Da warten wir auch noch geduldig. Vielleicht kommt ja da noch was. Sind ja Sommerferien und wahrscheinlich alle im Urlaub…
Für die am 2. September stattfindende Sondersitzung des Kreistags-Ausschusses für Bau, Umwelt und Regionalplanung erarbeitet die Stadt Einbeck zurzeit ihre umfangreiche Stellungnahme; zu einer Meinung zur Brückenproblematik war sie vom Landkreis Northeim Mitte Juli aufgefordert worden – ursprünglich mit Fristsetzung bis Mitte August, das hat die Stadt dann verlängern lassen. Im Verwaltungsausschuss des Stadtrates soll die Brückenverbindung am 27. August zum Thema werden, um die Position der Stadt Einbeck rechtzeitig vor der Brücken-Sondersitzung zu übermitteln. Kaum anzunehmen ist (und das nicht erst nach der aktuellen öffentlichen Diskussion), dass sich die Stadt bedenkenlos der Haltung des Kreises anschließen wird (wie das der Landkreis-Brief quasi zumindest zwischen den Zeilen erbeten hatte). Ich würde mich freuen, wenn die Stadt Einbeck einige sachliche und fachliche Argumente zusammenträgt, die die Notwendigkeit einer Brückenverbindung belegen. Guter Hoffnung bin ich, dass das möglich und auch Intention ist. Möglichst schnell brauchen die Menschen in den Einbecker Ortsteilen eine Übergangslösung, nachdem offenbar über Jahre kein „Plan B“ für den Fall einer Brückensperrung angelegt worden ist. Da werden neben der in die Zukunft weisenden Lösung auch noch manche kritische in die Vergangenheit reichenden Fragen gestellt werden müssen.
