Das wird einen Aufschrei geben – ganz so dramatisch wie Grünen-Ratsherr Dietmar Bartels es in der jüngsten Sitzung des Stadtrates formuliert hatte, muss es gar nicht kommen. Aber wer glaubt, dass eine veränderte Verkehrsführung rund um den Neuen Markt ohne öffentliche Diskussion umsetzbar ist, sobald die Straße zur Fahrradstraße wird, der unterschätzt nicht nur die Debattenfreude mancher Auto- und Radfahrer. Die Stadtverwaltung präpariert sich zwar aktuell für die Probephase einer ersten Fahrradstraße in Einbeck. Wann die Lernphase konkret beginnen wird, steht laut Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek noch nicht fest. „Wir streben vor den Sommerferien an“, sagt die Verwaltungschefin. Das wäre vor dem 6. Juli. Sie möchte weitere Einzelheiten lieber erst zeitnah zum Start der Lernphase erklären. Immerhin: Von der Fahrradstraße soll zur Erhöhung der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer der motorisierte Verkehr nur noch abfahren können, sagte sie. „Dazu müssen die Einbahnstraßenregelungen in der Hohen Münsterstraße und der Wolperstraße umgekehrt werden“, bestätigte Michalek auf meine Nachfrage eine der geplanten Änderungen, vor der Dietmar Bartels im Stadtrat gewarnt hatte.
„Ein fein ausgeklügeltes Geflecht von Einbahnstraßen hat sich so bewährt“, meint Bartels. Die Einbahnstraßenrichtung auf diesen beiden Straßen nun umdrehen zu wollen, habe er „mit Entsetzen gelesen“. Ulrich Minkner (SPD) beschwerte sich im Stadtrat über die Art und Weise, wie diese Verkehrsveränderungen umgesetzt werden sollen. „Die Pläne müssen öffentlich besprochen werden, nicht im Verwaltungsausschuss.“ Darauf entgegneten die zuständigen Fachbereichsleiter Jens Ellinghaus (Bauen) und Marco Heckhoff (Verkehr), dass die Fahrradstraße die erste Maßnahme des beschlossenen Nahmobilitätskonzepts sei und es einen Arbeitskreis zu dem Thema gebe, dem sämtliche Interessengruppen angehörten. Und in der VA-Sitzung, so Ellinghaus, in der von den aktuellen Ergebnissen des Arbeitskreises berichtet worden sei, habe es keinen erkennbaren Diskussions- oder Redebedarf gegeben, so viel dürfe er aus dem nicht-öffentlichen Verwaltungsausschuss berichten. Im Übrigen werde sich das Verkehrssystem nicht grundlegend ändern, es beginne alles mit einer Test- und Lernphase, nichts sei „in Stein gemeißelt“, sagte Ellinghaus.
Natürlich waren die Pläne auch Thema beim zum zweiten Mal veranstalteten Verkehrswendefest am Sonnabend auf dem abgesperrten Neuen Markt. Nur ein kleiner Vorgeschmack auf die bevorstehende Diskussion war da sicherlich das zeitweise unversöhnlich erscheinende Aufeinandertreffen bei der Diskussionsrunde von Radfahrern und Autofahrern, von Auto-Gegnern und Anwohnern. Denn bei aller (klimabewegten) Forderung nach mehr Raum für Radfahrer, darf auch nicht vergessen werden, dass eine lebendige Innenstadt nicht allein aus Lastenrädern besteht. Und jeder Mediziner weiß: An Schlagadern sollte nur mit Vorsicht operiert werden, sonst hört mit einem Mal das City-Herz auf zu schlagen – und alle wundern sich, warum eigentlich in der Innenstadt niemand mehr Häuser erhalten und leben möchte.


Die jetzige Situation auf dem Neuen Markt ist unbefriedigend. Als Radfahrer fühle ich mich sehr unwohl, wenn ich mich vom Möncheplatz Richtung Rathaus bewege. Die Straße macht einen Knick, da ist auch die engste Stelle. Der entgegenkommende Verkehrt und auch Autofahrer, die eine Parklücke verlassen wollen, rechnen nicht unbedingt mit gegen die Einbahnstraße fahrenden Radfahrern. Ich empfinde das als gefährlich und meide die Straße. Ich habe jedoch nicht das geringste Problem, einen kleinen Umweg über Friedrich-Uhde-Straße und Bürgermeisterwall zu fahren. Diese Verkehrsführung empfehle ich der Stadt.
Ich kann Herr Ostermann zustimmen, allerdings aus der Sicht der Autofahrer.
Mir gehört ein Haus auf dem Neuen Markt. Das ausparken ist teilweise nicht ganz so leicht, wie man es sich vorstellen möchte. Man lernt in der Fahrschule, man soll in die Richtung schauen, in die man fährt, zeitgleich müsste man aber auch nach vorne schauen, um nicht eine/-n Fahrradfahrer/-in um zufahren. Das Problem, so denke ich, ist leider, dass jeder „sich selbst der nächste“ ist. Autofahrer, die zu schnell den neuen Markt runter fahren, aber auch Fahrräder und Lastenräder, die fahren als wenn nie ein Auto da fahren würde.
Es muss aus beiden Lagern mehr Akzeptanz für den anderen aufgebracht werden.