Goetheschule: Bildungsausschuss votiert für den Standort Schützenstraße

(c) Foto: Frank Bertram

Der Raumbedarf der Goetheschule Einbeck soll am heutigen Standort des Gymnasiums an der Schützenstraße durch einen Ersatz-Neubau für den Anbau gedeckt werden. Das hat der Bildungsausschuss des Northeimer Kreistages mit großer Mehrheit beschlossen; abschließend entscheidet der Kreistag am 13. Oktober in Einbeck. Wie Landrätin Astrid Klinkert-Kittel sagte, soll während der Bauphase die komplette Schule in einem Containerbau unterkommen, dann könne zeitgleich zum Abriss und Neubau des Anbaus auch der 1907 entstandene Altbau saniert werden, ohne dass der Schulbetrieb beeinträchtigt werde. Ob die Container-Schule für die Übergangszeit westlich der Sporthallen zwischen Gesamtschule und Realschule stehen wird, ist noch offen. Auch ob möglicherweise der Neubau des Anbaus und die Sanierung des Goetheschulaltbaus auf dem Weg eines so genannten PPP-Modells realisiert werden soll, einer öffentlich-privaten Partnerschaft also, ist noch offen. Beim Corvinianum in Northeim und bei der BBS in Einbeck habe man mit dem Modell gute Erfahrungen gemacht, sagte Klinkert-Kittel. „Es ist wichtig, dass wir beginnen“, mahnte die Landrätin zu Beginn der Sitzung eine Entscheidung der Kreispolitik an.

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Der Bildungsausschuss des Kreistages traf sich zu seiner Sitzung in der Mensa der Goetheschule Einbeck.

Es hätte die von Schulleiterin Elisabeth Kaiser zu Beginn gewünschte „sportliche Sitzung“ in der einstigen Sporthalle, die heute Mensa der Goetheschule ist, werden können. Denn nach wenigen Minuten überraschte Peter Traupe (SPD) im Namen seiner Fraktion mit der Aussage, dass der Standort Hubeweg „kein Thema“ sei, der „kommt nicht in Betracht“, vor allem wegen der Verkehrssituation dort, der Entfernung zum Stadion und der Schülerdichte am Hubeweg bei einem Neubau der Goetheschule auf dem knapp 24.000 Quadratmeter großen Gelände der einstigen Kleingartenanlage am Hubeweg, der als Alternative seit Monaten zur Diskussion steht. Nicht allein Dirk Ebrecht (CDU) rieb sich verwundert die Augen: Das sei ja eine Vollbremsung der Kreis-Sozialdemokraten, eine wenn auch sehr späte Einsicht, die er begrüße. Auch hinter den Kulissen in der Kreisverwaltung habe es scheinbar Fortschritte gegeben. Seine Gruppe sei für den Standort Schützenstraße. Alexander Kloss (parteilos) und Christian Grascha (FDP) teilten Ebrechts Freude über den sich anbahnenden Konsens. „Da scheint die Messe gesungen zu sein“, sagte Grascha. Es bleibe nur noch die Frage zu klären, wie mit möglichst wenig Auswirkungen auf den Unterricht die Übergangs-Bauphase zu organisieren sei. Die SPD hatte eine schnelle Entscheidung in der Standortfrage zuletzt im Bauausschuss im September noch blockiert, stattdessen eine Sitzung des Bildungsausschusses beantragt, um Betroffene vor einer Entscheidung des Kreistages anhören zu können.

Am Ende dauerte es dann doch mehr als zwei Stunden und eine Sitzungsunterbrechung, bis bei acht Ja-Stimmen, einer Nein-Stimme des Lehrer-Vertreters im Ausschuss und vier Enthaltungen (vor allem bei der SPD) die große Mehrheit für den Standort Schützenstraße stimmte. Bei der Bauzeit wollte Landrätin Astrid Klinkert-Kittel sich und ihre Verwaltung zum aktuellen Zeitpunkt ebenso wenig festlegen lassen wie bei den Baukosten, die zuletzt mit rund 25 Millionen Euro angegeben wurden. Valide Zahlen und Aussagen könne man erst nach einem Architektenwettbewerb für den Neubau, den Ausschreibungen und der Frage geben, ob das Projekt in öffentlich-privater Partnerschaft realisiert werde oder direkt und allein aus dem Kreishaus gesteuert werde.

Vertreterinnen und Vertreter der Schüler, der Lehrer, der Eltern und anderer Einbecker Schulen sowie Einbecks Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek kamen im Bildungausschuss zu Wort, brachten ihre Sicht der Dinge ein. Goetheschule-Leiterin Elisabeth Kaiser hoffte auf die Zielgerade einer langen Diskussion, gute Argumente sprächen für den Erhalt des Standorts Schützenstraße, sagte sie. Der Schule sei bewusst, dass ein Neubau am alten Standort ein Kraftakt werde, mit Freude habe sie deshalb vernommen, dass Neubau und Altbau-Sanierung „in einem Rutsch“ durchgezogen werden sollen. Die Übergangszeit in einer Containerschule dürfe dennoch nicht zu strapaziös für alle Beteiligten werden. Entscheidend sei nun, wo die Container stehen sollen, aus pädagogischen Gründen spreche viel gegen den bisher favorisierten Standort zwischen IGS und Löns-Realschule. Schülersprecherin Victoria Reschke, die auch Mitglied des Kreisschülerrats ist, sprach sich gegen einen anderen Standort für die Goetheschule aus, die Bauphase am heutigen Standort werde zwar in der Tat ein Kraftakt, aber der werde es wert sein. Die Schützenstraße habe die Nähe zur Stadt und zu den Sportstätten, wenn man nicht auf der grünen Wiese neu baue sei das außerdem ressourcenschonend. „Es muss bitte etwas passieren“, mahnte Victoria Reschke eine rasche Entscheidung an, vor allem angesichts der schlechten baulichen Zustände im Gebäude für die Sekundarstufe II am Langen Wall/Seminarstraße sei wichtig, dass bald etwas passiere. Im Namen des Schulelternrates sprach sich Dirk Strohmeyer ebenfalls für eine schnelle Entscheidung aus. Die gute, integrierte Lage des Altstandorts müsse erhalten bleiben. Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek erinnerte noch einmal an zwei Verwaltungsausschuss-Entscheidungen des Einbecker Stadtrates pro Schützenstraße und an die jüngst im Stadtrat nicht zustande gekommene Resolution, um der Kreispolitik keine Vorgaben mitzugeben. Bei einem Schulneubau am Hubeweg käme man bei der Bauleitplanung, die Aufgabe der Stadt Einbeck sei, nicht umhin, verkehrsmäßig Einiges zu regeln. Als Interimsstandorte für eine Containerschule während der Bauphase habe man dem Landkreis mehrere Möglichkeiten bereits vorgeschlagen, sei aber unverändert gesprächsbereit. Bei einigen Grundstücken seien oftmals Belange von privaten Dritten zu beachten, was es nicht einfacher mache.

Landrätin Astrid Klinkert-Kittel sagte, viele gute Gründe sprächen für den Hubeweg als Ort für die Übergangs-Goetheschule in Containern, wenn man schnell starten wolle. Ihre Verwaltung habe sämtliche Interimsmöglichkeiten geprüft, man werde aber noch einmal schauen, ob es andere Alternativen zu der Wiese hinter den Sporthallen am Hubeweg gebe. Die Landrätin sicherte den davon betroffenen benachbarten Schulen eine bessere Kommunikation ihres Hauses zu, wenn die Container-Goetheschule am Hubeweg entstehe, werde sie eine eigene Mensa haben und keine Fachräume der IGS in Anspruch nehmen. „Wir versuchen, die IGS und die Löns-Realschule so wenig wie möglich zu belasten“, sagte Klinkert-Kittel. Für die bereits ohnehin angespannte Parkplatzsituation werde man dann auch eine Lösung finden.

Zuvor hatte IGS-Leiterin Sandra Friedrich eine schlechte Kommunikation im Vorfeld bemängelt und ein aktuelles, einstimmig beschlossenes Positionspapier ihres Schulvorstandes mit insgesamt 13 Punkten vorgetragen, von denen sich viele Punkte jedoch in der Sitzung klären ließen. „Es ist inakzeptabel, dass sich Schulleitung und Schulelternrat erst in Form von Presseartikeln und Fotografien von IGS-Rasenflächen, die offenbar für die Aufstellung von Containern angedacht sind, mit der Tatsache konfrontiert sehen, dass ggf. Teile des Schul- und vor allem Pausengeländes über Jahre hinweg nicht zur Verfügung stehen“, sagte Friedrich. Es seien schwerwiegende Konsequenzen für den laufenden Schulbetrieb nicht nur der IGS Einbeck zu befürchten. Die Integrierte Gesamtschule Einbeck sei seit ihrer Gründung 2014 ohne Unterbrechung durch ständige, fortlaufende und weiterhin andauernde Umbaumaßnahmen in ihrer Aufbauarbeit stark eingeschränkt. „Dies sollte nicht nur die nötige Anerkennung, sondern auch die nötige Berücksichtigung finden“, meinte Sandra Friedrich. „Die Erfahrung zeigt, dass ein einfaches, konfliktfreies Nebeneinander mehrerer eigenständiger Schulen an einem Schulstandort grundsätzlich einen erheblichen Mehraufwand für alle Akteure bedeutet und niemals konfliktfrei sein kann. Der erhöhte Bedarf an Absprachen, Rücksprachen, Planungen, Kompromissen trifft auf bereits belastete unterversorgte Systeme mit belasteten Lehrkräften.“

Bis 2027 sind die prognostizierten Schülerzahlen für die Einbecker Goetheschule „stabil“ bis leicht rückläufig, wie Fachbereichsleiter Maik Fieber sagte. Im Schuljahr 2024/25 werden 638 Schüler erwartet, 2026/27 dann nach einer leichten Delle (605) 613 Schüler. Vor diesem Zeitpunkt werden die Umbauarbeiten ohnehin nicht abgeschlossen sein.

Nachtrag 10.10.2023: Der Kreisausschuss hat den Beschluss des Bildungsausschusses gestern Abend bestätigt. Das berichtete Landrätin Astrid Klinkert-Kittel heute auf meine Nachfrage aus dem nicht-öffentlich tagenden Gremium. Damit dürfte im Kreistag am Freitag nur noch spannend sein, mit welcher Mehrheit der Beschluss getroffen wird, dass die Goetheschule am Standort Schützenstraße umgebaut wird.

4 Kommentare zu „Goetheschule: Bildungsausschuss votiert für den Standort Schützenstraße

  1. Und sie bewegt sich doch…die Kommunalpolitik. Jetzt können alle aufatmen und sich der Umsetzung widmen. Tradition und Zukunft müssen sich nicht ausschließen.

  2. Es war sicherlich sehr hilfreich, noch einmal alle Beteiligten zu hören. So beugt man Legendenbildungen vor und jeder hatte die Möglichkeit seine besonderen Argumente einzubringen. Bei einem Projekt dieser Art und Größe, machen dann, wenige Wochen mehr, auch keinen Unterschied mehr aus.

    1. Lieber Kollege Pfefferkorn, ich stimme Ihnen zu, eine Anhörung der Betroffenen im Bildungsausschuss musste erfolgen. Dafür ist dieser Ausschuss, ein Ausschuss besonderer Rechtsform, schließlich da. Es ist schon bemerkenswert, dass der Ausschuss über fünfeinhalb Jahre nicht mehr mit der Raumfrage der Goetheschule befasst wurde und es erst eines Antrages meiner Fraktion mit Rückgriff auf eine Vorschrift in der NKomVG bedurfte, um das zu realisieren.
      Allerdings hilft das nicht, wenn wie gestern geschehen die Bedenken und Gedanken von den gestern anwesenden Lehrkräften der Goetheschule von der Landrätin nicht beantwortet werden. Für mich und weitere Kolleginnen und Kollegen war damit klar, dass wir dem so nicht zustimmen konnten, wir kaufen nicht die Katze im Sack. Für einen Blanko-Beschluss sind wir nicht zu haben. Es geht schließlich um Kinder, nicht um ein Denkmal.
      Außerdem haben offenbar einige der gestern anwesenden Personen manche Dinge nicht verstanden oder nicht verstehen wollen (oder wollten rasch wieder weg?). Meine Erklärung, dass wir nicht für einen Standort am Hubeweg sind, bedeutet nicht automatisch, dass wir für den bisherigen Schulstandort sind. Die gestrige Sitzung sollte herausarbeiten, welche Anforderungen Betroffene an einen Schulstandort stellen. Die erwähnten Lehrkräfte haben das getan, leider wurden Ihnen nicht konkret geantwortet.
      Viele Grüße und ein schönes Wochenende.

  3. Ein wenig hat sich das im Bildungsausschuss nach „Wünsch Dir Was“ bei unbegrenzten Mitteln angehört. Schüler-, Eltern- und Lehrervertreter/-innen haben eine lange Liste von „nice to have“-Themen gefordert, die zusätzlich am alten Standort realisiert werden sollten. Die Landrätin hält das alles für machbar und hat sogleich den finanziellen Planungsrahmen in Richtung 30 Mio€ (oder weniger oder mehr?) geöffnet und das bei strukturell und demographisch rückläufigen Schülerzahlen, die gerade noch eine sog. 3-Zügigkeit nach Fertigstellung erwarten lassen, denn von aktuell (2022/23) 675 sollen in 2026/27 nur noch 613 Schüler in den Genuss der „Moderne im Denkmal“ kommen. Eine Diskussion der rückläufigen Schülerzahl-Erwartung fand leider nicht statt. Dieses hatte ich vom Bildungsausschuss erwartet, um auch einen mittel- bis langfristigen Bedarf, dann ggf. nur noch bei 2-Zügigkeit, abschätzen zu können.
    Warum also nicht zurück zum Ausgangsbedarf? Eine kleine Lösung, die Sanierung des von der Oberstufe genutzten Nebengebäudes, das im Falle der Nachnutzung sowieso inklusionsgerecht saniert werden müsste. Auf der IGS inklusiv beschulte Schüler hätten dann die Option in die Oberstufe der Goetheschule zu wechseln. An der Schützenstraße würden sich die Investitionen der letzten Jahre in den Anbau nachhaltig amortisieren und das historische Hauptgebäude könnte sukzessive und punktuell verbessert werden, ohne dass es einer PPP bedürfte, weil kein Mammutprojekt entstünde. Letztlich ergäben sich so ein überschaubarer Zeit- und Kostenrahmen und m.E. auch die geringsten Interim-Belastungen für die aktuellen Jahrgänge.

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