Landtagswahl: René Kopka (SPD) holt sich den Wahlkreis Einbeck

Bei der Landtagswahl hat der Einbecker Sozialdemokrat René Kopka den Wahlkreis 18 Einbeck mit 38,28 Prozent der Erststimmen gewonnen. Er tritt damit als direkt gewählter Landtagsabgeordneter die Nachfolge von Uwe Schwarz an. Der Einbecker Christdemokrat Dr. med. Andreas Kroll schaffte es mit 27,74 Prozent nicht, gegen die SPD anzukommen.

Die ersten Reaktionen bei SPD und CDU im Wahlkreis Einbeck nach Schließung der Wahllokale waren angesichts des Ergebnisses erwartungsgemäß unterschiedlich.

Freude und Erleichterung bei der SPD im Wahlkreis Einbeck um den Kandidaten René Kopka.

Frohe Mienen bei den Sozialdemokraten: Sie konnten gemeinsam mit ihrem Kandidaten René Kopka von der ersten Prognose an jubeln und die weiteren eintreffenden Ergebnisse positiv kommentieren. „Ich habe mit einem guten Abschneiden gerechnet“, sagt Eunice Schenitzki, langjährige SPD-Ratsfrau in Einbeck. „Sofort, als ich die Ergebnisse gesehen habe, hatte ich ein gutes Gefühl.“ Ein engagierter Wahlkampf zahle sich offenkundig aus, der Kandidat habe immer ein Ohr für die Menschen gehabt und sei viel unterwegs gewesen, habe bei deren Anliegen zugehört. Peter Traupe, stellvertretender Ortsverein-Vorsitzender der Einbecker SPD und langjähriger Kreistagsabgeordneter, freut sich besonders, dass wieder ein Einbecker Sozialdemokrat den Wahlkreis in Hannover vertreten werde – der erste seit mehr als 40 Jahren nach Martin Wehner. Auch wenn noch nicht alle Stimmen ausgezählt seien, die Tendenz für die SPD im Wahlkreis sei früh klar gewesen. „Gute Sachpolitik wird honoriert“, sagt Traupe. Das gelte es anzuerkennen. Damit habe man sich auch von anderen Trends absetzen können. Erschreckend sei hingegen das Abschneiden der AfD im Wahlkreis.

Enttäuschte Gesichter bei der CDU im Wahlkreis Einbeck um Kandidaten Dr. med. Andreas Kroll.

Schon früh gingen dagegen die Mundwinkel bei den Christdemokraten in Einbeck nach unten. Gleich die erste landesweite Prognose ließ die Parteifreunde und Wahlhelfer um Kandidat Dr. med. Andreas Kroll enttäuscht zurück, die dann eintreffenden Ergebnisse aus dem Wahlkreis waren ein paar Minuten später auch kein Grund zum Jubel. „Ich hätte vermutet, dass es ein engeres Kopf-an-Kopf-Rennen im Wahlkreis gegeben hätte“, kommentierte der stellvertretende Einbecker CDU-Vorsitzende Helmar Breuker die ersten Zahlen. „So deutlich hätte ich den Abstand nicht erwartet“, sagte auch der CDU-Kreisvorsitzende David Artschwager aus Bad Gandersheim in einer ersten Einschätzung. Er spricht von einem „Abend der Überraschungen“, denn auch das hohe AfD-Ergebnis im Wahlkreis oder das Abschneiden des FDP-Direktkandidaten, der noch hinter den Grünen liegt, hätte er nicht so vermutet. Das werde man in Ruhe analysieren. „Wir haben alles gegeben, haben flächendeckend im größer gewordenen Wahlkreis gut mobilisieren können“, sagt Helmar Breuker. „Letztlich hat’s nicht gereicht.“

Vorläufiges Endergebnis Wahlkreis Einbeck.

Umbaupläne Altes Rathaus: FDP/Kloss-Gruppe schaltet Landesamt für Denkmalpflege ein

Die Ratsgruppe FDP/Kloss hat bei der von der Mehrheit des Stadtrates favorisierten Umbau-Planung für das Alte Rathaus mit einem gläsernen Fahrstuhl auf der Hallenplan-Seite jetzt das Landesamt für Denkmalpflege eingeschaltet. Die dreiköpfige Gruppe hatte bereits nach der jüngsten Fachausschuss-Sitzung zu dem Thema, bei der die Pläne mehrheitlich befürwortet und ein gegen diese gerichteter Dringlichkeitsantrag der FDP/Kloss-Gruppe abgelehnt worden war, den Ton deutlich verschärft. Gruppensprecher Alexander Kloss hatte gegenüber Bürgermeisterin, Verwaltungsspitze und den übrigen Ratsfraktionen mündlich und schriftlich angekündigt, dass man alle rechtlich zulässigen Mittel und Wege nutzen werde, um den Rathausumbau in der gegenwärtig diskutierten Dimension zu verhindern. „Die Angesprochenen tragen die komplette Verantwortung für das weitere Verfahren“, heißt es von Kloss auch in einer aktuellen Presseinformation. Man habe der Mehrheitsgruppe angeboten, gemeinsam nach sinnvollen und bezahlbaren Alternativlösungen zu suchen , die auch in der Bürgerschaft akzeptiert würden. Dieses Angebot sei jedoch ausgeschlagen worden, bedauert Kloss.

Altes Rathaus.
Altes Rathaus vom Hallenplan aus gesehen, mit Marktkirchturm im Hintergrund und Einfahrt zum Rathaushof im Vordergrund. Auf dieser Seite ist ein gläserner Fahrstuhl vor der Fassade geplant.

In einem mehrseitigen Schreiben an das Landesamt für Denkmalpflege, das mir vorliegt, skizziert Gruppensprecher Alexander Kloss ausführlich den bisherigen Verlauf des Verfahrens seit 2014 und bittet die Behörde um Prüfung, ob der Stadt Einbeck die geplante Baumaßnahme untersagt werden könne. Eine erste Zwischenmeldung der Landesbehörde aus Hannover ist inzwischen eingetroffen, auch sie liegt mir im Wortlaut vor. Darin kündigt der Abteilungsleiter für Baudenkmalpflege eine Prüfung der vorgetragenen Bedenken und außerdem eine Erörterung zwischen dem für Einbeck zuständigen Gebietsreferenten und den Baubeteiligten an.

Ratsherr Alexander Kloss hatte bereits während der laufenden archäologischen Untersuchungen deutlich gemacht, dass ein Durchbruch durch die Kellerdecke nicht nur wertvolle Originalsubstanz des Gebäudes zerstören, sondern Einbecks bedeutendstes Wahrzeichen unter Umständen auch in seiner Standsicherheit gefährden könne. Daraufhin hatte es einen ungewöhnlich deutlichen Disput zwischen Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek und Kloss in einer Ratssitzung gegeben.

Durch diverse Leserbriefe und persönliche Gespräche zeichnet sich für die FDP/Kloss-Gruppe ein Bild starker Ablehnung der aktuellen Pläne ab. In den vergangenen Monaten hat die aus den FDP-Ratsmitgliedern Marlies Grascha und Hilmar Kahle sowie dem parteilosen Alexander Kloss bestehende Ratsgruppe „Liberal und klar“ nach eigener Darstellung intensiv über preiswertere Alternativen diskutiert, die zudem ohne größere Umbaumaßnahmen am und im Alten Rathaus auskommen würden. Dabei brachte die Gruppe als WC-Alternative die in der Passage der Sparkasse am Marktplatz befindliche moderne, aber aufgrund von häufigen Verschmutzungen in der Vergangenheit seit einiger Zeit geschlossene barrierefreie Toilettenanlage ein, zumindest für Menschen mit Behinderungen, die über einen so genannten Euroschlüssel verfügen. Für Marlies Grascha, Hilmar Kahle und Alexander Kloss ist zudem nach eigener Schilderung weiterhin unverständlich, warum der rückwärtige, bereits jetzt vorhandene ebenerdige Zugang vom Rathaushof auf die Ebene der großen Halle nicht in Absprache mit der Denkmalpflege für Rollstuhlfahrer oder Menschen mit Rollatoren geöffnet werden könne. Um die historische Substanz des Gebäudes zu erhalten, müssten hier mit den zuständigen Denkmalschützern Kompromisse geprüft werden, wie die Tür trotz möglicherweise nicht ausreichender Breite genutzt werden kann.

Der Rathaushof südlich des Historischen Rathauses gehört laut Liegenschaftsamt der Stadt Einbeck. Ganz hinten die Tür zum Standesamt, über die FDP/Kloss gerne die barrierefreie Erschließung realisieren würden.

„Auch das Thema Fördermittel ist noch längst nicht abschließend geklärt“, behauptet FDP-Ratsherr Hilmar Kahle in der Pressemitteilung, in der FDP-Ratsfrau Marlies Grascha ergänzt: „Eine verbindliche Förderzusage fehlt. Im schlechtesten Falle erhöhen sich die jetzt schon hohen Kosten für die Stadt Einbeck am Ende noch weiter. Das ist in der gegenwärtigen wirtschaftlichen Situation unverantwortlich!“ Die Verwaltung hatte hingegen erst im Mai erklärt, dass Fördermittel in Höhe von insgesamt 743.000 Euro bereitstehen würden.

Als völlig unverständlich bezeichnet Alexander Kloss eine Meldung der Einbecker SPD, die den Kritikern des Umbauprojekts vorwirft, die Interessen von behinderten Menschen mit Füßen zu treten und untaugliche Alternativen zu präsentieren. Kloss reagiert auf den Vorwurf seiner einstigen Partei, sich zunächst „mit dem Behindertenrecht und der Lebenssituation älterer Menschen vertraut zu machen“ in seiner aktuellen Pressemitteilung so: „Im Gegensatz zu der Großen Gruppe machen wir in der Opposition unsere Hausaufgaben sorgfältig. Im Vorfeld haben wir viele intensive Gespräche mit Betroffenen und Experten geführt. Und wir haben uns über die Besitzverhältnisse des Grundstücks hinter dem Alten Rathaus informiert. Die von der SPD aufgestellte Behauptung, der Rathaushof gehöre gar nicht der Stadt, ist schlichtweg falsch. Wir haben schriftlich die Aussage des Liegenschaftsamtes, dass sich der Rathaushof im städtischen Besitz befindet. Damit müssen keine Wegerechte eingeräumt oder Zustimmungen anderer Eigentümer eingeholt werden.“

Eine Öffnung der vorhandenen rückseitigen Tür auf dem Rathaushof für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen auf die Ebene der Rathaushalle wäre nach Einschätzung von „Liberal und klar“ sofort möglich. Mit einem klappbaren Plattformlift wäre dann außerdem vergleichsweise einfach und schnell die Toilettenanlage im oberen Stockwerk barrierefrei zu erreichen. Bis dieses umgesetzt wäre, könnte die WC-Anlage in der Sparkassen-Passage als Übergangslösung dienen, zumal sich die Sparkasse laut Kloss kooperationsbereit zeige.

Für die SPD ist laut einer Pressemitteilung ihres Ortsvereins der Vorschlag mit der WC-Anlage in der Sparkassen-Passage „nicht zielführend“. Der so genannte Euro-Schlüssel ermögliche den Zugang lediglich einem eingeschränkten Personenkreis, der auf besondere Einrichtungen und Ausgestaltung angewiesen ist. Die Berechtigung zum Erwerb solch eines Schlüssels erlangten betroffene Personen nur mit speziellen Merkzeichen im Schwerbehindertenausweis, schreiben die Sozialdemokraten. Hiervon seien viele Menschen ausgeschlossen, insbesondere ältere Mitbürger ohne Grad der Behinderung, die aber trotzdem in der Mobilität beeinträchtigt seien.

Mit großem Befremden nimmt die Einbecker SPD „das Vorgehen einzelner Protagonisten zur Verhinderung einer zeitgemäßen Entwicklung Einbecks zur Kenntnis“, schreiben die Sozialdemokraten in ihrer Presseinfo. Wechselweise werde leitenden Verwaltungsmitarbeitenden dann auch schon mal Untätigkeit unterstellt oder mit plebiszitären Elementen gedroht. Auch von Ultimaten in Gremiensitzungen müsse man Kenntnis nehmen. SPD-Vorsitzender Marcus Seidel und sein Stellvertreter Peter Traupe: „Wir wollen Einbeck zeitgemäß und zukunftsfest gestalten und nicht in ewiger Gestrigkeit gefangen halten. Mit den gemeinsam mit dem Gruppenpartner CDU vorgesehenen Investitionen sind wir damit auf dem richtigen Weg. Wir bedanken uns bei den dafür bezahlten Fachleuten für die entsprechenden Konzepte an dieser und anderer Stelle und ihre Arbeit und Kommunikation dazu.“

Facebook-Post des SPD-Ortsvereins Einbeck zum Diskussion über den Rathausumbau.
Facebook-Post von Alexander Kloss.

Kreistag: SPD stellt zwei Anträge zum ÖPNV auf Schienen und Straßen

Mit zwei Anträgen zum Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) startet die SPD-Kreistagsfraktion in die neue Wahlperiode und in dieses Jahr. Die Sozialdemokraten beantragen zum einen, dass sich der Northeimer Kreistag zum Erhalt und Ausbau weiterer Schienenhaltepunkte im Landkreis bekennen soll. Zum anderen hat die SPD-Fraktion gegenüber der Landrätin deutlich gemacht, dass sie im Landkreis Northeim Angebote des Bedarfs- und Anrufverkehrs für erforderlich hält. Schon 2018 habe es hier mit dem EcoBus eine Pilotphase gegeben, passiert sei seitdem nicht mehr viel. Der ÖPNV soll mit Systemen der Bündelung von Fahrtanfragen (Ridepooling) flächendeckend attraktiv und flexibel verfügbar gemacht werden, um Bedienungslücken zu schließen, die sonst nur mit dem privaten Auto zu bewältigen wären. Vielleicht, so schlagen die Sozialdemokraten in ihrem Antrag vor, könnte zur Landesgartenschau ein entsprechender Shuttleservice als Referenzprojekt vielleicht auch zwischen den Lagas in Bad Gandersheim und Höxter eingerichtet sein.

2018 wurde der EcoBus getestet. Archivfoto

SPD-Fraktionsvorsitzender Uwe Schwarz erinnert daran, dass schon 2018 mit der Pilotphase des so genannten EcoBus ein System des Bedarfs- und Anrufverkehrs (On-Demand-Verkehr) im ÖPNV in einigen Gemeinden in Südniedersachsen getestet worden sei, unter anderem in Bad Gandersheim und Kalefeld. Leider liege den Gremien der Landkreise in Südniedersachsen eine Evaluierung dieser Pilotphase auch nach fast vier Jahren weiterhin nicht vor. Die beteiligten Kommunen hätten sich jedoch positiv geäußert. Das Forschungsprojekt EcoBus wurde damals von den beiden Aufgabenträgern Zweckverband Verkehrsverbund Südniedersachsen (ZVSN) und Regionalverband Großraum Braunschweig als Kooperationspartner fachlich begleitet, Fahrgäste wurden nach ihren Erfahrungen befragt. Durch die Kooperation mit dem Göttinger Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation (MPIDS) wollten beide für den ÖPNV zuständigen Aufgabenträger neue Erkenntnisse für den Nahverkehr in der Fläche gewinnen. Landrätin Astrid Klinkert-Kittel gilt als EcoBus-Botschafterin der ersten Stunde mit Projektstart 2014, damals war sie noch Bürgermeisterin von Nörten-Hardenberg. Ende 2018 hatte es Zoff gegeben, weil das MPIDS bereits Ergebnisse des Versuchs veröffentlicht hatte, ohne dass diese mit den Auftraggebern abgestimmt waren, wie diese damals beklagten.

Die SPD berichtet jetzt von einem weiteren positiven Beispiel aus dem Jahr 2019: dem On-Demand-Dienst „Flexa“ im Leipziger Norden. Die digitale Plattform sei (wie beim EcoBus) mit Unterstützung des Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen entwickelt worden. In diesem Pilotprojekt sei ein echtes dynamisches System der Bündelung von Fahrtanfragen intermodal mit den Linienverkehren verknüpft worden. Das bedeutet, erläutert SPD-Fraktionsgeschäftsführer Peter Traupe, dass der Fahrgast eine Route aus dem Flexa-Bediengebiet zu irgendeinem Punkt im gesamten Gebiet des dortigen Verkehrsverbundes per App oder über ein Callcenter anfragen kann und dann in Abhängigkeit von den Fahrplänen der Linienverkehrsmittel und der aktuellen Verfügbarkeit der Flexa-Kleinbusse eine durchgängige Verbindung angezeigt bekomme. Mit dem Flexa-Fahrzeug werde dann zu einer der sechs Verknüpfungshaltestellen gefahren, wo dann auf andere Systeme zur Weiterfahrt umgestiegen werden könne. Dabei werde die Umsteigezeit an diesen Knotenpunkten so kundenfreundlich wie möglich gehalten, so dass sich eine attraktive Reisekette aus einer Hand ergebe. Das Pilotprojekt muss laut SPD offenbar so gut funktioniert haben, dass die Marke „Flexa“ danach in den Echtbetrieb übergangen ist.

Die Sozialdemokraten haben deshalb beantragt, dass der Kreistag eine Notwendigkeit so genannter On-Demand-Verkehre im Landkreis Northeim und in angrenzenden Bereiche feststellen solle. Der ÖPNV soll mit Systemen der Bündelung von Fahrtanfragen so genannte Bedienungslücken schließen. Damit könne mehr Menschen Zugang zu emissionsreduzierter oder -freier Mobilität angeboten werden, wünscht sich die SPD. Als erster Schritt soll nach Vorstellung der SPD die Landrätin in Kooperation mit dem Zweckverband Verkehrsverbund Südniedersachsen (ZVSN) mit der Durchführung eines Workshops beauftragt werden, in welchem die Realisierbarkeit so genannter On-Demand-Verkehre (Bedarfsverkehre) im Landkreis Northeim erörtert werden soll. Mit den Verantwortlichen der Landesgartenschau Bad Gandersheim 2023 soll ferner geprüft werden, inwieweit ein Bedarfs- oder Anrufsystem, beispielsweise das EcoBus-System, als Shuttledienst bei der Laga in Bad Gandersheim und/oder auch als Verbindung zwischen den beiden Landesgartenschauen in Höxter und Bad Gandersheim eingesetzt werden könnte.

Hatten im Juni 2018 das Band zum Start des EcoBus-Projekts durchschnitten (v.l.): Landrätin Astrid Klinkert-Kittel, der damalige Landesbeauftragte Matthias Wunderling-Weilbier, Bürgermeister Jens Meyer (Kalefeld), Max-Planck-Institut-Direktor Prof. Stephan Herminghaus und Bürgermeisterin Franziska Schwarz (Bad Gandersheim). Archivfoto

In mehreren Regionen des Landkreises gibt es laut Pressemitteilung der SPD-Kreistagsfraktion den Wunsch, stillgelegte Bahnhaltepunkte zu reaktivieren und den dort lebenden Menschen die Möglichkeit anzubieten, aus Klimaschutzgründen den Individualverkehr durch den Umstieg auf den SPNV zu ersetzen. Den Sozialdemokraten sind dazu die Stadt Moringen, die Einbecker Ortschaft Naensen und die Uslarer Ortschaft Verliehausen bekannt. Wie Fraktionschef Uwe Schwarz und Fraktionsgeschäftsführer Peter Traupe betonten, werde sich die SPD im Northeimer Kreistag für diese Anliegen einsetzen. Sie möchte deshalb die Landrätin beauftragen, sich bei der Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) für diese Anliegen einzusetzen.

Es gibt laut SPD mehrere den Landkreis Northeim kreuzende Schienenverbindungen, auf denen Schienengebundener Personennahverkehr (SPNV) angeboten wird. Dazu zählen neben der Nord-Süd-Strecke zwei Ost-West-Verbindungen, die Oberweserbahn und die Stichbahn nach Einbeck. Die Strecken verbinden Unter-, Mittel- und Oberzentren durch entsprechende Haltepunkte. Viele Grundzentren würden jedoch momentan ohne entsprechenden Verkehrshalt gestreift. Die dortigen Menschen müssten deshalb vielfach auf dem Weg zur Arbeitsstelle oder zur Erledigung persönlicher Angelegenheiten den mobilen Individualverkehr nutzen. Das wollen die Sozialdemokraten mit ihrem Antrag ändern, schreiben sie in ihrer Pressemitteilung.

Mehr Haltepunkte des Schienenverkehrs im Landkreis Northeim wünscht sich die SPD. Archivfoto

SPD-Kreistagsfraktion: Gutes Miteinander, gemeinsam stark

Wenige Tage vor der ersten Kreistagssitzung der neuen Wahlperiode am Freitag hat die SPD-Fraktion im Kreistag des Landkreises Northeim bei ihrer jüngsten Zusammenkunft ihre Fraktionsleitung vervollständigt, wie die Sozialdemokraten heute Abend mitteilen. Zu Stellvertretern des Fraktionsvorsitzenden Uwe Schwarz (Bad Gandersheim) wurden Nadine Seifert-Doods (Kreiensen) und Stefan Fiege (Bodenfelde) gewählt. Schriftführer ist Christian Krug Wollbrechtshausen).

Die Geschäftsführung obliegt, wie bereits mitgeteilt, Peter Traupe aus Einbeck, er wird von Sebastian Penno aus Northeim vertreten. Beratend gehören dem Fraktionsvorstand laut der Mitteilung gemäß den Statuten der SPD Landrätin Astrid Klinkert-Kittel, die stellvertretende Landrätin Gudrun Borchers sowie die SPD-Unterbezirksvorsitzende Frauke Heiligenstadt an.

Wobei die Landrätin jüngst ja als solche wiedergewählt wurde und auch die neue Bundestagsabgeordnete Frauke Heiligenstadt am Wochenende mit überragenden 98,8 Prozent der Stimmen als UB-Vorsitzende bestätigt worden ist, die stellvertretenden Landräte jedoch erst am Freitag neu gewählt werden. Offenbar tritt Borchers erneut an.

Bei der Kommunalwahl im September habe die SPD im Landkreis Northeim einen großen Vertrauensbeweis durch die Wählerinnen und Wähler erfahren und sei mit 20 Sitzen erneut zur stärksten Kraft im Kreistag gewählt worden, schreiben die Sozialdemokraten in ihrer Mitteilung. „Im großen Abstand folgt dahinter mit 13 Sitzen die CDU.“ Die SPD im Northeimer Kreistag stelle ihre Arbeit in den nächsten fünf Jahren unter das Motto „Gemeinsam stark“, teilt sie mit und ergänzt: Es gehe ihnen um einen sozialen Landkreis, in dem sich die Familien wohl fühlen, sowie um eine gute wirtschaftliche Entwicklung, in der auch die Mobilität für den ländlichen Raum noch stärker im Blickpunkt stehe. Und es gehe ihnen um ein gutes Miteinander, bei dem die ehrenamtlichen Strukturen weiter erhalten bleiben und gestärkt werden.

Der Vorstand der SPD-Kreistagsfraktion 2021 (v.l.): Sebastian Penno, Gudrun Borchers, Christian Krug, Nadine Seifer-Doods, Stefan Fiege, Uwe Schwarz, Frauke Heiligenstadt, Peter Traupe. Foto: SPD

Kontinuität an der Spitze der SPD-Kreistagsfraktion

Die neue SPD-Kreistagsfraktion setzt auf Kontinuität: Bei der konstituierenden Sitzung in Einbeck wurde der bisherige Fraktionsvorsitzende Uwe Schwarz (Bad Gandersheim) als Vorsitzender bestätigt. Auch die Fraktionsgeschäftsführung bleibt mit Peter Traupe (Einbeck) und Sebastian Penno (Northeim) unverändert, teilten die Sozialdemokraten mit. Die weiteren Wahlen zum Fraktionsvorstand sowie die weiteren Besetzungen sollen in der nächsten Sitzung der SPD-Kreistagsfraktion erfolgen.

Sebastian Penno, Uwe Schwarz, Peter Traupe. Fotos: SPD

Außer mit den Fraktionswahlen hat sich die neue, unverändert 20-köpfige Kreistagsfraktion mit der Auswertung der Kreistagswahl beschäftigt, bei der die SPD weiterhin die stärkste Partei geworden war. „Als SPD-Kreispartei freuen wir uns, dass wir mit Uwe Schwarz einen erfahrenen Kommunalpolitiker und ausgezeichneten Sozialpolitiker vorschlagen konnten, der unsere Kreistagsfraktion auch in den nächsten Jahren engagiert führen wird, damit wir unserem Auftrag als mit Abstand stärkster Fraktion im Northeimer Kreistag weiterhin gerecht werden“, lässt sich die Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Northeim-Einbeck und neu gewählte SPD-Bundestagsabgeordnete Frauke Heiligenstadt (Gillersheim) in der Mitteilung zitieren.

Interessant ist auch, was die SPD in ihrer Presseinformation (noch) nicht mitteilt, denn einige (personelle) Entscheidungen stehen noch an, zumindest sind sie noch nicht kommuniziert: Möchte Frauke Heiligenstadt als neue MdB mit viel Zeit künftig in Berlin im Northeimer Kreistag nicht nur – was als sicher gilt – ihr mit starken 6557 Einzelstimmen errungenes Mandat behalten, sondern möchte sie weiterhin an der Spitze bleiben und wird ihre Partei sie für die konstituierende Kreistagssitzung im November als Kreistagsvorsitzende wieder vorschlagen? Wenn das so ist, ist nach dieser Wahl zweifelsohne die 55-Jährige als Bundestagsabgeordnete, SPD-Vorsitzende im Landkreis und als Vorsitzende des Kreistages die starke Frau der hiesigen Sozialdemokraten, an der kein Weg vorbei führt.

Kreistag: SPD will Schwimmunterricht fördern

Die SPD-Kreistagsfraktion möchte, dass der Schwimmunterricht im Landkreis Northeim verstärkt gefördert wird. Fraktionsvorsitzender Uwe Schwarz und Fraktionsgeschäftsführer Peter Traupe haben für die Sozialdemokraten im Kreistag die Landrätin in einem Antrag gebeten, ein Konzept zur Förderung der Schwimmfähigkeit, insbesondere von Kindern und Jugendlichen im Landkreis Northeim zu erarbeiten und dem Kreistag zur Entscheidung vorzulegen.

In die Erarbeitung des Konzeptes sollen nach Meinung der SPD die Schulen sowie die zuständigen Hilfsorganisationen und Sportvereine aus dem Kreisgebiet mit einbezogen werden, heißt es in einer Pressemitteilung. Die SPD-Fraktion nimmt mit Sorge die Aussage der Deutschen Lebens-Rettungsgesellschaft (DLRG) zur Kenntnis, wonach seit März 2020 keine Schwimmkurse mehr angeboten werden. Gleiches soll auch für kaum noch durchgeführtes Schulschwimmen gelten. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Uwe Schwarz (Bad Gandersheim) weist darauf hin, dass schon vor Beginn der Corona-Pandemie festgestellt wurde, dass viele Kinder und Jugendliche nicht mehr schwimmen lernen. Das hänge vielfach auch mit der vermehrten Schließung von kommunalen Schwimmbädern in den vergangenen Jahren zusammen. Durch Corona habe sich die Gesamtproblematik nochmals deutlich verschärft. SPD-Fraktionsgeschäftsführer Peter Traupe (Einbeck) befürchtet, dass wegen der Pandemie infolge geschlossener Frei- und Hallenbäder für tausende Schülerinnen und Schüler die Durchführung von Schwimmkursen bzw. Schwimmunterricht nicht möglich war. Die Schwimmfähigkeit ist nach Auffassung von Schwarz und Traupe für alle Menschen von elementarer Bedeutung und muss daher allen Heranwachsenden ermöglicht werden, heißt es in der Mitteilung der SPD-Kreistagsfraktion.

Freibad in Einbeck. Archivfoto

SPD-Versammlung in der Rathaushalle

Alle Vereine und Organisationen führen zurzeit keine Veranstaltungen oder Mitgliederversammlungen durch, warten mit ihren Jahreshauptversammlungen oft schon seit Monaten, selbst wenn Neuwahlen anstehen. Kein Sportverein, keine Feuerwehr versammelt sich zurzeit real. Selbst viele Vereinsvorstände treffen sich aus Gründen des Infektionsschutzes nicht persönlich, sondern virtuell. Und auch die Einbecker SPD hat am ersten März-Wochenende ihre Delegierten für verschiedene Aufstellungsversammlungen bei einer Videokonferenz online ausgesucht und anschließend mit Abstand schriftlich per Urnenwahl bestimmt. Am Abend des 5. März präsentierte sich virtuell auch Frauke Heiligenstadt als SPD-Bundestagskandidatin. Die Einbecker Kernstadt-SPD jedoch hat sich am Tag nach dieser Videokonferenz zur Mitgliederversammlung in der Rathaushalle persönlich getroffen – mit Neuwahlen und Mitgliederehrungen.

In der Einbecker Rathaushalle am 6. März: Mitgliederversammlung der Einbecker Kernstadt-SPD. Foto: SPD

Die SPD-Abteilung Einbeck (Kernstadt) hat nach eigenen Angaben „unter strengen Hygieneauflagen und Einhaltung der Abstandsregelungen unter tatkräftiger Mitwirkung der Familie Ostermann“ ihre Mitgliederversammlung mit Vorstandsneuwahlen durchgeführt. Internist Dr. Helmut Ostermann habe mit seiner Frau Dietlind ein Hygienekonzept erarbeitet, das regelkonform und mit dem Gesundheitsamt abgestimmt gewesen sei (Einbahnstraßen-Regelung, Desinfektion, Abstände, Abfrage Symptome etc.), begründen die Vorsitzende Rita Moos und Pressesprecher René Kopka auf meine Nachfrage die Präsenzversammlung. Präsenzveranstaltungen seien unter Auflagen in besonderen Fällen zulässig, wenn die Regeln eingehalten werden und es die Räumlichkeiten hergeben, schreiben mir die beiden. „Die Sitzung erfolgte im Alten Rathaus mit Erlaubnis der Stadt Einbeck.“

Der bisherige Co-Vorsitzende Peter Traupe stand nicht für eine erneute Kandidatur zur Verfügung, der Kreistagsabgeordnete will sich aber auf anderen Parteiebenen weiter aktiv einbringen, wie es in der Pressemitteilung heißt. Die bisherige Co-Vorsitzende Rita Moos vertritt jetzt als alleinige Vorsitzende die Kernstadt-SPD. „Leider konnten wir in den vergangenen Monaten aufgrund der Corona-Pandemie nicht alle Planungen umsetzen“, wird sie in der Mitteilung zitiert. „Wir werden nun im neu gewählten Vorstand besprechen, was in diesem Jahr möglich ist und auch neue Formate entwickeln, die unsere Stadt nach vorne bringen werden.“

Weitere Vorstandsmitglieder sind die stellvertretenden Vorsitzenden Ruth Leinen-Hafermann und Daniel Altmann, Schriftführer Hans-Dieter Loycke und Schatzmeister Hans Radke. Beisitzer sind Dietlind Ostermann, Ulrike Schwartau, René Kopka, Dennie Klose und Falk Ostermann. Zu Revisoren wurden Mona Dassler, Hermann Moos und Helmut Ostermann bestimmt. Ehrenvorsitzender der SPD-Abteilung (Kernstadt) ist Paul Traupe.

In der Mitgliederversammlung hat die SPD mehrere Ehrungen langjähriger Parteimitglieder des vergangenen Jahres nachgeholt. Ehrungen konnten an diesem Nachmittag für 50-jährige Mitgliedschaft Bernd Anders, Helge Kummer und Burghard Jablonski, der über 40 Jahre als Ratsherr tätig war, entgegen nehmen. Ebenso werden Liane Harms, Hans-Joachim Künne und Manfred Brommundt für 50 Jahre geehrt. Für 40-jährige Mitgliedschaft werden Ursula Kreckow und Djordje Stojanovski geehrt. Für 25-jährige Mitgliedschaft konnten Ruth Leinen-Hafermann und Angela Wiegand geehrt werden. Die Abteilungsvorsitzende Rita Moos überreichte Ehrenurkunden, Anstecknadeln und Blumensträuße und bedankte sich für die langjährige Treue zur SPD.

Im Rathaus sieht man die Präsenzveranstaltung kritisch und weiß von keiner weiteren Veranstaltung in der Halle des Alten Rathauses in den nächsten Wochen. „Ich hätte es derzeit nicht gemacht“, sagte mir Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek auf Nachfrage. Sie sieht reale Treffen auch aktuell bei stattfindenden Ortratssitzungen kritisch. „Der Sitzungsdienst läuft weitgehend in digitaler und in Form von Hybridsitzungen“, hatte die Bürgermeisterin in der jüngsten Ratssitzung erklärt. „Einzelne Ortsräte hatten sich aber auch bereits in Präsenz getroffen, was aus meiner Sicht
aber weiterhin eine Ausnahme bleiben sollte.“ Vergangene Woche trafen sich die Ortsräte Auf dem Berge sowie Buensen/Dörrigsen/Iber/Strodthagen und Holtensen persönlich, morgen tagt der Ortsrat Greene in der Turnhalle.

Vermietet hat die Stadt die Halle des Alten Rathauses an die SPD für den 6. März nach eigenen Angaben mit Hinweis auf einen Ausnahme-Passus in § 2 der Corona-Verordnung des Landes, der Ausnahmen der Kontaktbeschränkungen zulässt „bei Veranstaltungen und Sitzungen des Niedersächsischen Landtags, seiner Gremien und Fraktionen und von kommunalen Vertretungen, deren Gremien, Fraktionen und Gruppen sowie bei Versammlungen von Parteien und Wählergruppen zur Aufstellung ihrer Bewerberinnen und Bewerber nach den jeweiligen wahlrechtlichen Regelungen für bevorstehende Wahlen“. Eine solche Versammlung fand hier aber gar nicht statt, sondern eine Mitgliederversammlung einer Partei mit Vorstandswahlen und Ehrungen. Die damals noch designierte SPD-Bundestagskandidatin Frauke Heiligenstadt stellte sich laut Mitteilung der SPD bei der Versammlung nur vor, sie wurde dort nicht aufgestellt. Die SPD-Abteilung selbst gibt als Begründung für die Mietmöglichkeit der Rathaushalle einen anderen Passus der Corona-Verordnung an: „Öffentlich-rechtliche Körperschaften sowie Parteien, Vereine, Initiativen und andere ehrenamtliche Zusammenschlüsse dürfen, auch abweichend von § 2 Abs. 1, die durch Rechtsvorschriften vorgeschriebenen Sitzungen und Zusammenkünfte in geschlossenen Räumen durchführen, wenn das Abstandsgebot nach § 2 Abs. 2 und 3 Nr. 1 eingehalten wird.“

Die Einbecker Kernstadt-SPD ehrte Mitglieder für 50 und 25 Jahre Mitgliedschaft bei den Sozialdemokraten. Foto: SPD

Traupe (SPD) freut sich über Defibrillatoren in Sporthallen

Alle Sporthallen des Landkreises Northeim werden mit einem Defibrillator ausgestattet. Das hat Landrätin Astrid Klinkert-Kittel (SPD) dem Einbecker Kreistagsabgeordneten Peter Traupe (SPD) mitgeteilt. „Ich begrüße die Ankündigung der Landrätin ausdrücklich“, teilte Traupe mit. „Damit wird in allen Landkreis-Sporthallen für mehr Sicherheit im Falle eines entsprechenden medizinischen Notfalls gesorgt, der hoffentlich nie eintreten möge.“ Diese Fürsorge stelle außerdem eine weitere Wertschätzung des Landkreises gegenüber den im Vereinssport Aktiven dar, meint der Kreistagsabgeordnete.

Peter Traupe. Foto: SPD

Ende vergangenen Jahres hatte der Einbecker Sportverein (ESV) Peter Traupe auf ein Problem mit dem Landkreis Northeim aufmerksam gemacht. Der ESV möchte unter anderem wegen der dort aktiven so genannten Herzsport-Gruppe in der Sporthalle am Schulzentrum am Hubeweg einen Defibrillator anbringen. Trotz zugesagter externer Förderung durch die Sport- und Lotto-Stiftung in Höhe von 750 Euro habe das Vorhaben bis dahin nicht einvernehmlich mit dem Landkreis abgeschlossen werden, berichtet Traupe. „Ich habe daraufhin eine Anfrage an die Landrätin gestellt. Frau Klinkert-Kittel hat mir nun zugesagt, dass an allen Schulstandorten, an denen sich mindestens eine Sporthalle in Trägerschaft des Landkreises befindet, jeweils ein Defibrillator angeschafft werden soll.“ Das Gerät soll sowohl für den Schul- als auch für den Vereinssport zugänglich sein. Damit werde auch dem Wunsch des ESV entsprochen, freut sich Traupe.

SPD: Senioren werden fürs Impfen angeschrieben

Nach Informationen der SPD-Kreistagsfraktion werden alle Niedersachsen über 80 Jahre, die nicht im Heim leben und dort gegen Corona geimpft werden, im Laufe der kommenden Woche per Brief angeschrieben und zur Impfung eingeladen. In diesen Schreiben seien alle notwendigen Informationen über das Impfprozedere enthalten, informieren die Sozialdemokraten. Ab dem 28. Januar werde dann das Anmeldeportal des beauftragten Dienstleisters freigeschaltet, wo sich die angeschriebenen Personen telefonisch oder digital anmelden können. Die Landesregierung indes nennt bis dato offiziell noch kein Startdatum.

Städte und Gemeinden könnten nach Auffassung der SPD gemeinsam mit Hilfsorganisationen vor Ort überlegen, wie ältere und eingeschränkte Mitbürger ohne eigene Fahrgelegenheit zum Impfzentrum gebracht werden können. Diese Überlegungen hatte in dieser Woche auch der Kreistagsabgeordnete und stellvertretende Landrat, Christian Grascha (FDP), angestellt; die FDP und die SPD bilden im Kreistag eine Kooperation.

„Man kann aber auch seinen Nachbarn ansprechen und Angebote zum Transport unterbreiten oder Unterstützung bei der Anmeldung zu einem Impftermin anbieten“, schreibt die SPD-Kreistagsfraktion in ihrer Pressemitteilung. „Solidarität mit den Schwächsten muss nun an allerster Stelle stehen.“ Die SPD-Kreistagsfraktion geht davon aus, dass seitens der Kreisverwaltung transparent und jederzeit die Menschen im Landkreis über den Verfahrensstand informiert werden und für erforderliche Hilfestellungen eine leistungsfähige und erreichbare Hotline besteht, die Antworten geben und Hilfsangebote im Zusammenhang mit der Impfung vermitteln kann.

Kein Verständnis hat die SPD-Kreistagsfraktion für die kürzlich geäußerte Kritik zur Impfstrategie des Landkreises. Dank guter Zusammenarbeit mit dem Northeimer Bürgermeister Simon Hartmann (SPD) und der Stadt Northeim habe der Landkreis mit der Stadthalle ein zentrales Objekt für ein Impfzentrum gefunden, das mit dem Öffentlichen Personennahverkehr gut zu erreichen sei und genug Parkplätze im näheren Umfeld habe. Durch die gute Leistung der Hilfsorganisationen vor Ort sei ein leistungsfähiges Impfzentrum entstanden. Mit Unterstützung der Vorsitzenden des Behindertenbeirates beim Landkreis Northeim sei die Einrichtung barrierefrei strukturiert worden.

Für die Menge der verteilten Impfdosen ist der Bund zuständig, betont die SPD-Kreistagsfaktion. Hier scheine es offenbar Probleme zu geben, erklärte Fraktionsvorsitzender Uwe Schwarz (Bad Gandersheim). Offenbar habe es einen Grund, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Beschaffung der Vakzine nun zur Chefsache erklärt und diese Zuständigkeit dem zuständigen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) entzogen habe, erklärte SPD-Fraktionsgeschäftsführer Peter Traupe (Einbeck).

Die Northeimer Kreisverwaltung gibt heute (08.01.2021) die Zahl der bislang seit Dienstag Geimpften mit 381 an, das entspricht laut Landkreis einer Impfquote von rund 0,3 Prozent. Aktuell sind im Landkreis Northeim 142 akut Corona-infizierte Menschen bekannt, die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner liegt aktuell bei 54,4.

Die Impfung gegen Corona hat durch mobile Teams begonnen. Foto: Landkreis Northeim

SPD: Kaum möglicher Wahlkampf verhinderte Erfolg

Ein kaum möglicher Wahlkampf mit erschwerten Bedingungen in der Corona-Pandemie und das anhaltende bundespolitische Meinungstief der SPD haben nach Auffassung der Einbecker Kernstadt-SPD einen Erfolg bei der Bürgermeisterwahl in Einbeck verhindert. Das schreiben die beiden Vorsitzenden Rita Moos und Peter Traupe in ihrem Weihnachtsbrief an die Mitglieder.

Vor diesem Hintergrund sei das Ergebnis von Dirk Heitmüller von mehr als 43 Prozent in der Bürgermeister-Stichwahl durchaus positiv zu bewerten, schreiben die Sozialdemokraten. Es stelle eine gute Ausgangslage für die Kommunalwahl am 12. September 2021 dar. „Viele Menschen in Einbeck bekennen sich zu unserer Partei und unseren Ideen. Sie werden wir nicht enttäuschen.“

Mit Dirk Heitmüller habe die SPD „einen sehr sympathischen und im Umgang mit den Menschen gewinnenden Kandidaten gehabt“, schreiben Traupe und Moos. „Wir hätten uns keine andere Person für diese Kandidatur vorstellen können, die so offen und ehrlich mit den Menschen in unserer Stadt umgeht.“ Es habe gute Gründe für einen Wechsel im Rathaus gegeben, das Ziel aber habe die SPD nicht erreicht.

Die Vorsitzenden bedanken sich bei Dirk Heitmüller und allen Mitgliedern, die sich auf unterschiedliche Art und Weise und entsprechend ihrer Fähigkeiten in die Wahlkampagne zur Bürgermeisterwahl eingebracht haben. Einen Wahlkampf in der üblichen Form habe es wegen Corona nicht geben können, schreiben die Vorsitzenden. Großveranstaltungen seien ebenso wenig möglich gewesen wie ein intensiver Kontakt mit den Wählerinnen und Wählern bei Begehungen, Info-Ständen und anderen möglichen Aktivitäten.

2021 ist nicht nur das Jahr der Kommunalwahl, die Kernstadt-SPD wird auch ihre Doppelspitze verlieren. Künftig soll Rita Moos durch eine Veränderung in der Führungsstruktur allein die Abteilung führen, kündigen die Sozialdemokraten an. Peter Traupe soll neuer stellvertretender SPD-Ortsvereinsvorsitzender werden, neben dem Vorsitzenden Marcus Seidel. Bei der dafür notwendigen Versammlung sollen auch die Ehrungen für langjährige Mitgliedschaft durchgeführt werden, die im ablaufenden Jahr wegen der Pandemie verschoben werden mussten.

SPD-Kreistagsfraktion an der Leine-Brücke

Bei ihrer Sommertour durch den Landkreis Northeim hat sich die SPD-Kreistagsfraktion an der vor fünf Jahren behelfsweise errichteten Leine-Brücke zwischen Garlebsen und Olxheim über die aktuelle Situation informiert. Kreis-Baudezernent Ralf Buberti erläuterte vor Ort die Planungen für den Brückenneubau, der im nächsten Jahr beginnen soll. Vertreter der drei Einbecker Ortschaften und auch SPD-Bürgermeisterkandidat Dirk Heitmüller machten deutlich, wie wichtig die Flussquerung für die Verbindungen zwischen den anliegenden Dörfern ist.

An der Behelfsbrücke über die Leine trafen sich mehrere Mitglieder der SPD-Kreistagsfraktion mit Anwohnern und Vertretern des Ortsrates.

Deutlich wurde bei dem Besuch aber auch, dass mittlerweile seit 16 (!) Jahren über eine Sanierung der Brückenverbindung für die Kreisstraße gesprochen wird. Und dass es 2011 auch schon einmal Überlegungen sogar bis zur Beschlussvorlagen-Reife gegeben haben soll, die marode Leine-Brücke zu ersetzen. Doch es kam anders. Erst massiver Bürgerprotest vor Ort nach der Sperrung der alten Brücke im Sommer 2014 ebnete den politischen Weg für einen Neubau. Der SPD-Kreistagsabgeordnete Peter Traupe (Einbeck) betonte, die SPD sei schon immer für eine neue Brücke gewesen. Das langwierige Verfahren kritisierte der Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, Uwe Schwarz, als „Musterbeispiel für deutsches Baurecht“.

So wird die neue Brücke geplant: Kreis-Baudezernent Ralf Buberti (r.) zeigt die Pläne SPD-Kreistagsfraktionsschef Uwe Schwarz und SPD-Bürgermeisterkandidat Dirk Heitmüller (l.).

Kreis-Baudezernent Ralf Buberti würde sich auch ein schlankeres Verfahren wünschen. Seit dem 25. März dieses Jahres gibt es einen Planfeststellungsbeschluss und damit eine Baugenehmigung. Herausforderung bei der aufwändigen Planung der Brücke mit 4,50 Meter breiter Fahrbahn und Fußwegen an beiden Seiten sei die Lage im Überschwemmungsgebiet. Im Herbst sollen die Gewerke für den Brückenbau ausgeschrieben werden, 2021 soll der Neubau beginnen. Kalkuliert werden die Kosten im Kreishaushalt für die neue Brücke mit aktuell 2,5 Millionen Euro. Wobei man angesichts der derzeitigen Baukonjunktur nicht wisse, ob das auch die Summe unter dem Strich bleiben werde, sagte Buberti und verwies beispielsweise auf die Ortsdurchfahrt Naensen, die mit ebensolcher Summe kalkuliert wurde, aber am Ende rund vier Millionen Euro kosten werde.

Die Behelfsbrücke, die seit 2015 nach dem Abriss der alten Brücke die Flussquerung ermöglicht, kostet laut Buberti jeden Monat 2500 Euro Miete. Bis jetzt sind inklusive Abriss der alten Brücke (83.000 Euro) und neuer Zuwegung dem Landkreis und damit dem Steuerzahler Kosten in Höhe von 226.000 Euro entstanden. Auf Fördermittel-Unterstützung beim Neubau habe man bewusst verzichtet, weil nur eine Brücke mit sechs Metern Fahrbahnbreite förderfähig gewesen wäre, diese Dimension für die Verbindung jedoch zu breit sei.

Ortsbürgermeister Hans-Jörg Kelpe betonte, wie unverändert wichtig eine Brückenverbindung zwischen Garlebsen/Ippensen und Olxheim sei. „Sonst wären die drei Dörfer getrennt.“ Die Landwirtschaft benötige die Strecke ebenso wie die Industrie. Wie bedeutend die Querung sei, merke man sogar auch jedes Mal bei einer Autobahnsperrung: Lkw-Fahrer identifizierten diese Umleitungsabkürzung. SPD-Bürgermeisterkandidat Dirk Heitmüller ergänzte, auch für Rettungswege sei eine Brückenverbindung wichtig, ebenso für die inzwischen vereinigte gemeinsame Freiwillige Feuerwehr der drei Einbecker Ortsteile.

2004 waren erste Mängel am Bauwerk der 1951 gebauten Brücke ausgemacht worden, im folgenden Jahr wurde die alte Brücke auf Fahrzeuge bis 16 Tonnen begrenzt. Für 55.000 Euro wurde ein Überwachungssystem für die Materialbewegungen installiert, das an der Technischen Universität Braunschweig ausgewertet wurde.

Nur eine Rechenspielerei? Bei Kosten einer neuen Brücke in Höhe von 2,5 Millionen Euro könnte die Behelfsbrücke bei unveränderter Miete (30.000 Euro pro Jahr) noch 83 Jahre lang stehen…

Kostet 2500 Euro pro Monat: die Miete der Behelfsbrücke über die Leine zwischen Olxheim (im Hintergrund) und Garlebsen.

Kapitel Kloss ist für SPD-Spitze abgeschlossen

Für die SPD-Spitze ist das Kapitel Kloss abgeschlossen. Nach dem Austritt des langjährigen Ratsherrn und deutlich unterlegenen Bewerbers um die SPD-Bürgermeisterkandidatur aus der SPD möchten die Partei- und Fraktionsvorsitzenden nicht nachkarten oder gar abrechnen, wie sie in einem Pressegespräch am Montag betont haben. Den Parteiaustritt von Alexander Kloss habe man zur Kenntnis genommen, dieser ist auch unmittelbar gültig, etwaige „Kündigungsfristen“ gibt es bei einer sozialdemokratischen Mitgliedschaft nicht. Durch den Parteiaustritt scheidet Alexander Kloss automatisch ebenso aus der Ratsfraktion aus. Kloss‘ drei Ausschusssitze werde man nach der Sommerpause wieder mit Fraktionsmitgliedern besetzen. Die SPD-Spitze führt den Austritt ausschließlich darauf zurück, dass Kloss bei der Bürgermeister-Kandidatur nicht zum Zuge gekommen ist. Dass möglicherweise sich über Jahre aufgeschaukelte persönliche Differenzen ebenfalls eine große Rolle dabei gespielt haben mögen, thematisierte sie nicht.

„Wir bedauern den Umgang mit seiner Niederlage“, sagte Fraktionschef Rolf Hojnatzki. Mit einer Niederlage, das wisse er auch aus eigener Erfahrung als nicht erfolgreicher Bundestagskandidat, gehe man professionell um oder eben nicht, sagte Ortsverein-Vorsitzender Marcus Seidel. Wie Kloss das nun tue sei bedauerlich, das Abstimmungsergebnis bei der Versammlung in der Stadionsporthalle sei ja deutlich gewesen. „Ich wünsche ihm persönlich, dass er damit klarkommt.“ Eunice Schenitzki, eine der Fraktionsvorsitz-Stellvertreterinnen, ist traurig, wie sie sagte: „Es tut mir leid, dass er diesen Weg gesucht hat.“ Man bleibe Ratskollegen, nur eben nicht mehr in einer Fraktion.

Die Partei habe Alexander Kloss nach seiner ersten persönlichen Erklärung bei Facebook am Tag nach der Kandidatenabstimmung für die Bürgermeisterwahl die Möglichkeit gegeben, sich zu erklären und seine Behauptungen zu belegen. „Das kann er aber nicht, er hat keine Belege“, sagte der Fraktionsvorsitzende. „Was er sich da ausdenkt, ist seine persönliche Meinung“. Die Realität sei aber anders.

Nach der zweiten Erklärung Kloss‘ habe man als Partei und Fraktion schriftlich deutlich gemacht, sagte Hojnatzki, dass es keinen Parteiaustritt auf Raten irgendwann im nächsten Jahre geben könne, sondern nur sofort oder aber eben nicht. Man habe ihm noch die Chance eingeräumt, seine Ankündigung zurückzuziehen.

Miteinander persönlich gesprochen habe man allerdings über all die Dinge nicht, räumte die SPD-Spitze ein, der Austausch dazu sei lediglich virtuell bzw. schriftlich gewesen. Genügend Gelegenheiten, mehrere Sitzungen, hat es gegeben, sich persönlich darüber auszutauschen. Rolf Hojnatzki ergänzte, dass er die erste Erklärung Kloss‘ bei Facebook am Tag nach der Niederlage durchaus als erledigt abgehakt hätte. Aber diese habe in den Medien dann eine so große Resonanz und Schärfe erfahren sowie eine Welle gebildet, dass man als SPD-Spitze nicht anders habe handeln können.

Die SPD geht derweil zur Tagesordnung über. Die Vorbereitungen für den Bürgermeisterwahlkampf mit ihrem Kandidaten Dirk Heitmüller laufen auf Hochtouren. Leider sei es durch die Infektionsschutzauflagen in der Corona-Pandemie nicht möglich, den traditionellen Projektsommer in diesem Jahr so wie sonst durchzuführen. Die Besuche werden zwar stattfinden, allerdings im kleinen Kreis und nicht öffentlich angekündigt. Überhaupt werde man sehen müssen, welche Wahlkampf-Formate mit Bürgerkontakt in den nächsten Wochen bis zum 1. November möglich seien, was Corona da erlaube. Wie Rolf Hojnatzki auf Nachfrage sagte, habe die SPD mittlerweile mit den Grünen und mit der FDP gesprochen, ob diese den SPD-Kandidat unterstützen mögen. Ergebnisse gebe es aber noch nicht.

Eunice Schenitzki, Marcus Seidel, Rolf Hojnatzki und Peter Traupe (v.l.).

Nachtrag 27.07.2020: Nach der Berichterstattung in den Medien über das Pressegespräch der SPD-Spitze hat sich heute noch einmal Alexander Kloss mit einer ausführlichen Darlegung der Ereignisse der vergangenen Wochen aus seiner Sicht zu Wort gemeldet (Wortlaut siehe PDF zum Download unten). Er möchte einige Äußerungen „kommentieren und insbesondere auch korrigieren“, schreibt der Ratsherr. Das Bedauern über seinen Parteiaustritt sei Heuchelei. Die SPD-Spitze habe kein Gespräch angeboten und sei auf sein Angebot zum Dialog nicht eingegangen, habe auf seine Schreiben nicht geantwortet. Es werde von seiner Seite keinen umfangreichen, öffentlich ausgetragenen Streit mit der Partei geben, der er ein Vierteljahrhundert lang angehört habe, erklärte Alexander Kloss. Wer jedoch Unwahrheiten zu seiner Person verbreite, der riskiere natürlich, dass er sich dagegen wehre, schreibt der 44-Jährige.

Wie die SPD ihren Bürgermeisterkandidaten nominierte

Der Spannungsbogen war lang. Jetzt ist die Entscheidung gefallen – gut so. Es wurde Zeit. Die verantwortlichen Sozialdemokraten werden erstmal durchatmen, dass sie ihr aufwändiges, basisdemokratisches Nominierungsverfahren abschließen konnten. Trotz Corona-Hürden. Drei Stunden dauerte allein die Veranstaltung am Sonnabend unter hohen Hygiene-Auflagen mit viel Abstand und Platz in der großen Sporthalle. Zwei weitere Vorstellungsrunden hatte es schon gegeben, im Februar in Billerbeck und im März in Iber. Viele Sozialdemokraten, die nun abgestimmt haben, waren bei allen drei Treffen dabei, die formal nahezu identisch abliefen: Die drei Kandidaten stellten ihre Person und ihr Programm vor, antworteten auf Fragen. Die SPD-Mitglieder, jedenfalls die interessierten, dürften jetzt sehr viel über alle drei Kandidaten wissen, die sich zur Abstimmung gestellt hatten. Am Ende war das Ergebnis deutlich – und das bereits im ersten Wahldurchgang: Dirk Heitmüller ist nun der Bürgermeisterkandidat bei der SPD. Fast 60 Prozent der Mitglieder wollten ihn.

Verhaltener kurzer Jubel mit roten Rosen unter dem Basketballkorb: Dirk Heitmüller ist SPD-Kandidat, links Michaela Schnepel und Marcus Seidel aus dem Parteivorstand.

Der bestens vernetzte Salzderheldener Ortsbürgermeister fordert jetzt am 1. November die Amtsinhaberin heraus. Schwierig wird diese Wahl, das weiß der 50-Jährige. Aber er geht es zuversichtlich an – mit seiner Partei im Rücken. „Einer von uns, einer für uns“, das soll sein Slogan sein, sagte Heitmüller bei der Wahlkonferenz am Mittag. Und nur wenige Stunden nach der Entscheidung waren die dazu passenden Facebook- und Twitter-Seiten der SPD schon online. Eine kleine Social-Media-Gruppe hatte alles rechtzeitig vorbereitet.

Was hat den Ausschlag bei den 82 Mitgliedern gegeben, die ihre Stimmzettel abgegeben haben? Bei einer geheimen Wahl wird man das nicht so leicht herausfinden können. Doch es wurde spätestens am Sonnabend beim Treffen in der Sporthalle überdeutlich, was sich bereits in Iber angedeutet hatte. Die Mehrheit der SPD-Mitglieder setzt auf einen Kandidaten, der sich am stärksten einbinden lässt, der im höchsten Maße parteiinterne Solidarität verspricht. Der Parteidisziplin übt. Zu viel Selbstständigkeit mögen Sozialdemokraten nicht, die in Gremien denken, die immer mitgenommen und einbezogen werden wollen.

Deshalb wurde nicht Alexander Kloss der SPD-Kandidat. Er wurde bei der Versammlung in Einbeck noch viel deutlicher als bereits in Iber von einigen Genossen scharf kritisiert: Ratsfrau Eunice Schenitzki, Altbürgermeister Martin Wehner, Hanneliese Traupe und Michaela Schnepel gingen Kloss hart und teils emotional aufgebracht an. Da ging es um vermeintliche Einzelheiten (wer hat an wie vielen Parteitreffen teilgenommen und wer nicht) oder um den Slogan „Klare Kante Kloss“ und die persönliche Website und die Farben dort, die zu wenig Rot enthalten. SPD-Rot. Diese Kritik war ganz kleines Karo.

Viel entscheidender dagegen war die Antwort auf die Frage, wie stark ein SPD-Kandidat einen eigenen Kopf in den Parteistrukturen haben darf. Andere Genossen haben in der Vergangenheit schon mal von Beinfreiheit gesprochen. Es kam noch einmal zur Sprache, warum Kloss denn in seinem Vorstellungspapier schreibe, er stehe ohne Parteiämter an der Seitenlinie und sei neutral. Wie könne er da Teil des Teams SPD-Ratsfraktion sein? Ironischerweise wurde die Entscheidung über die Kandidatur nun auf einem Spielfeld in einer Sporthalle entschieden, mit Mitgliedern, die auf der Tribüne saßen. Alexander Kloss machte den Fehler, dass er auf diese Debatte seiner Kritiker zu intensiv einstieg. Das war schon in Iber so. Dass er alte Rechnungen wie die Nichtberücksichtigung als stellvertretender Bürgermeister jetzt begleichen mochte, verschüttete Milch wieder in die Flasche bekommen wollte. Das musste schief gehen. Die innerparteilichen Kritiker waren zu zahlreich und zu mächtig. Sie holten wie beispielsweise Ratsfraktionschef Rolf Hojnatzki flugs alte Protokolle hervor und zitierten Abstimmungsergebnisse bei der Vize-Bürgermeisterwahl vor vier Jahren. Das verfing bei vielen Genossen. Alexander Kloss machte deutlich, dass sein Herz für Einbeck schlage und seine politische Heimat die SPD sei. Er plane keine Alleingänge, sagte er. „Wir als SPD schaffen den Wechsel im Rathaus nicht allein, sondern wir brauchen Verbündete“, sagte Kloss. Und diese schaffe man nicht mit Betonkopfdenken, mit Aggression oder mit Taktik, sondern mit Aufrichtigkeit und Vertrauen.

Eine solche Angriffsfläche hat Dirk Heitmüller den SPD-Mitgliedern nicht geboten. Er präsentierte sich den Sozialdemokraten als erfahrener Kommunalpolitiker mit hohen Zustimmungswerten, mit einem beeindruckend großen, weit verzweigten Netzwerk in Salzderhelden und darüber hinaus, als gemütlicher Familienmensch mit Dackel Rudi. Und er war eine deutliche Spur bissiger bei seiner Kritik an der Bürgermeisterin. Das mögen die Genossen. Die meisten jedenfalls.

Am Sonnabend hatten die Abteilung Attacke noch Fraktionschef Rolf Hojnatzki und Kernstadt-Co-Vorsitzender Peter Traupe übernommen mit ihrer Kritik an der Bürgermeisterin. Das wird in Zukunft der Job von Dirk Heitmüller als Herausforderer von Dr. Sabine Michalek sein. Und zwar allein seiner. Er ist der Kandidat.

Die Wahl war aufwändig: Jeder holte sich mit Mundschutz seinen Zettel, ging in die Wahlkabine, warf dann den Stimmzettel in die Box. Helfer achteten darauf, dass die Mitglieder zwischeneinander genügend Abstand ließen.

Hojnatzki, der lange Zeit auch als potenzieller Kandidat galt, erinnerte in seiner zwölfminütigen Rede an die „unsägliche Rolle“ der Bürgermeisterin bei der Klage gegen die 380-kV-Trasse. Sie hätte Ratsmitglieder in Regress nehmen lassen für eine Solidarität mit den Bürgern der Stadt. „Wer seine Fehler nicht kennt und seine Schwächen nicht erkennt, kann daraus auch nicht lernen, das setzt sich in der aktuellen Krise fort“, sagte Hojnatzki in Richtung Bürgermeisterin. „Sie produziert täglich neue Bilder in der Zeitung, sehr freundlich lächelnd.“ Das sei in der Krise grundsätzlich nicht verkehrt, aber die Konsequenzen auf den Haushalt der Stadt Einbeck ließen sich nicht weglächeln. „Unsere Beteiligung als Stadtrat ist nicht erwünscht“, bedauerte er. Für Michalek gehe es doch nur darum, den Wahltermin zu überstehen. „Dass wir jetzt auf den 1. November gekommen sind, war schwer errungen“, sagte Hojnatzki. Am Liebsten wäre vielen gewesen, den 13. September „durchzuziehen“. Weil die konkreten Auswirkungen der Krise erst danach offenbar werden. „Und dann sind Leute gefragt, die das können, und nicht Leute, die in Krisenzeiten schon Probleme haben.“ Die SPD-Fraktion wünsche sich von einem neuen Bürgermeister „Respekt und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Rat, Achtung der Rechte, Schutz statt Regress, Beratung statt Bevormundung, frühzeitig Information“, sagte der Fraktionschef. „Wenn wir von Verwaltung sprechen, dann meinen wir ganz spezielle Leute, dann meinen wir nicht die Mitarbeiter, denn die leisten hervorragende Arbeit.“

Glückwünsche in Zeiten von Corona: Ulrike Schwartau gratuliert Dirk Heitmüller per Ellenbogen-Check.

Keine Experimente: Was einst ein Wahlkampf-Slogan von Konrad Adenauer war, gilt gewissenmaßen auch für die Einbecker SPD. Die Mehrheit entschied sich auch gegen einen viel Spannung versprechenden Wahlkampf Frau gegen Frau. Die Sozialdemokraten täten gut daran, die Überraschungskandidatin Ulrike Schwartau jetzt wenigstens für die nächste Kommunalwahl im kommenden Jahr aufzubauen und für die Ratsarbeit begeistert zu halten. Das sollten die Platzhirsche und Platzrehe in der Partei und in der Fraktion zulassen, schließlich wollen die Sozialdemokraten doch 2021 stärkste Fraktion im Stadtrat bleiben.

Abstimmung gewonnen (v.l.): Dirk Heitmüller ist Kandidat, Ulrike Schwartau und Alexander Kloss schafften es am Ende deutlich nicht.
Viel Platz für viel Abstand war in der Stadionhalle. Gut 30 Teilnehmer saßen auf der Tribüne, knapp 60 konnten auf dem Spielfeld sitzen.

SPD will Jugendfreizeitheim Silberborn an Allgemeinen Rettungsverband verkaufen

Für das vor mehr als einem Jahr geschlossene ehemalige Jugendfreizeitheim Silberborn zeichnet sich eine Zukunft ab. Der Landkreis Northeim hatte nach einem Kreistagsbeschluss die Einrichtung aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben, woraufhin der erste Bürgerentscheid in der Geschichte des Landkreises entstand. Die SPD möchte nun an den Allgemeinen Rettungsverband Niedersachsen-Süd verkaufen, der Jugendhilfeausschuss des Kreistages hat dies gestern auf Antrag der SPD-Kreistagsfraktion so empfohlen. Abschließend entscheidet der Kreistag. Insgesamt gibt es zwei Bieter.

Der Allgemeine Rettungsverband (ARV) habe ein überzeugendes Konzept vorgestellt, erklärten die Kreistagsabgeordneten Christina Münder (Northeim) und Peter Traupe (Einbeck) laut einer SPD-Pressemitteilung. Nach diesem Konzept soll die Inneneinrichtung saniert und die Barrierefreiheit aus eigenen Mitteln des Wohlfahrtsverbandes hergestellt werden. Der ARV beabsichtige, die Liegenschaft zweigleisig zu nutzen. Neben der Schulung der Verbandsmitglieder sollen weiterhin Vereine, Verbände und auch Schulen Übernachtungen buchen können. Der Verband möchte hierzu Gesamtpakete aus Übernachtung, Verpflegung und Freizeitgestaltung anbieten, heißt es.

Damit sei die Nutzung in weiten Teilen des bisherigen Zwecks sichergestellt, freuen sich Münder und Traupe. Auch für den „im Veräußerungsprozess sehr engagierten Turnkreis Northeim-Einbeck“ bestehe somit weiter eine Nutzungsmöglichkeit im bisherigen Sinn, erklärte die SPD. Führende Köpfe des Turnkreises hatten den Bürgerentscheid initiiert, der im Januar 2019 knapp scheiterte. Durch die zwei Säulen (eigene Nutzung und Vermietung) könne das Objekt durch den ARV insgesamt besser ausgelastet und damit langfristig gesichert werden, erklärten die Sozialdemokraten.

Die Liegenschaft soll für den symbolischen Betrag von 1 Euro verkauft werden. Im Veräußerungsverfahren hatten sich sechs Interessierte gemeldet, zwei reichten schriftliche Angebote ein. Zweiter Bieter neben dem ARV ist der Verein Ferienwerk Kurhessen.

Auch nach Einstellung des Betriebs durch den Landkreis Northeim hatte dieser laufende Aufwendungen für die Immobilie auf dem rund 33.000 Quadratmeter großen Areal im Solling, im Jahr 2020 insgesamt 38.000 Euro.

Das Jugendfreizeitheim Silberborn. Archiv-Foto: Landkreis Northeim

Hohe COPD-Fallzahlen: Erklärbar oder nicht?

Dr. med Andreas Kroll. Foto: Einbecker Bürgerspital

Der Einbecker Lungenfacharzt Dr. Andreas Kroll, Chefarzt am Einbecker Bürgerspital, hat für die hohe Fallzahlen von COPD-Kranken in Südniedersachsen eine Erklärung. Auslöser für die Lungenkrankheit COPD, auch chronische Bronchitis genannt, sei an erster Stelle mit 90 Prozent das Rauchen, erklärte Kroll in einer Pressemitteilung. Die übrigen zehn Prozent der COPD-Patienten haben nach Auffassung des Lungenexperten entweder andere Stäube oder Schadstoffe inhaliert, insbesondere Bergbauarbeiter und Menschen in Werkhallen mit Metall, Holz und Steinstäuben. Es wundere ihn deshalb nicht, dass im Bereich um Osterode besonders viele COPD-Betroffene lebten: bis vor Kurzem sei hier aktiver Bergbau betrieben worden, erläuterte Kroll.

Die SPD-Kreistagsfraktion war erschrocken über die hohe Zahl von COPD-Erkrankungen in Südniedersachsen, die im Versorgungsatlas (www.versorgungsatlas.de) beschrieben wird, einem Angebot des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland. Wie Fraktionsgeschäftsführer Peter Traupe auf meine Anfrage mitteilte, halte die SPD die Erklärungen von Dr. Andreas Kroll nicht für schlüssig. Es sei in Osterode nicht erst bis vor Kurzem Bergbau gewesen, außerdem seien in den Gebieten mit Tagebergbau in den neuen Bundesländern oder auch im Ruhrgebiet die Zahlen nicht ansatzweise so hoch. Die SPD-Kreistagsfraktion kann sich auch nicht vorstellen, dass leichtfertig im großen Stil von den Fach- und Hausärzten der falsche ICD-Schlüssel codiert werde. Dass Rauchen eine der Hauptursachen für die Lungenerkrankungen, insbesondere Lungenkrebs sei, werde nicht bestritten, erklärte Traupe. Im Gegenteil, als Fachsprecher der SPD-Landtagsfraktion setze sich Uwe Schwarz seit Jahrzehnten für weitreichende Rauchverbote ein, insbesondere dort, wo Menschen unfreiwillig mitrauchen müssen (Passivrauchen). Allerdings könne sich die SPD nicht vorstellen, dass das Rauchverhalten in Südniedersachsen derart untypisch von anderen Teilen der Bundesrepublik abweiche.

Die SPD-Kreistagsfraktion möchte die Ursachensuche weiter betreiben und hat das Thema auf die Tagesordnung des zuständigen Kreistag-Fachausschusses für Soziales setzen lassen. Auch im Landkreis Göttingen würden die Zahlen im Kreistag von den Sozialdemokraten hinterfragt. Uwe Schwarz und Fraktionsgeschäftsführer Peter Traupe wundern sich besonders, dass das Gesundheitsamt des Landkreises Northeim die Zahlen nicht kenne, wie aus einer ersten Antwort des Ersten Kreisrates Jörg Richert auf ihre Anfrage hervorgeht. Die festgestellte Häufigkeit liege am ehesten an der guten lungenfachärztlichen Versorgung, schreibt Richert. Auch das bezweifeln die Sozialdemokraten und möchten weiter recherchieren.

Weihnachtliche Bürgermeister-Botschaft der SPD

Der Termin steht fest, eine Kandidatin bislang auch: die heutige Bürgermeisterin. Die SPD sucht noch nach ihrer Kandidatin oder ihrem Kandidaten für den Bürgermeisterposten, immer mehr Namen tauchen für das interne Casting hinter vorgehaltener Hand auf, vier gelten inzwischen als gesetzt. Entschieden wird das Rennen bei den Genossen erst am 19. März, bis dahin ist interner Wahlkampf angesagt, zwei Vorstellungsveranstaltungen in Kreiensen und in Einbeck soll es geben. Bis März werden auch mehrere Parteien noch die Füße still halten, wen sie gegebenenfalls unterstützen wollen. Nach der bereits unbesinnlichen Ratssitzung haben die Einbecker Sozialdemokraten mit ihrem jetzt an alle Mitglieder in der Kernstadt verschickten Weihnachtsbrief noch einmal den Ton gesetzt, mit dem der begonnene Wahlkampf offenbar geführt werden soll. „Die derzeitige Bürgermeisterin lacht zwar fast täglich aus den Zeitungen den Menschen zu, aber die Menschen in Einbeck haben oft nichts zu lachen“, heißt es dort. „Den Hauseigentümern in der Tiedexer Straße hat man mit Planungen für einen Luxusausbau der Straße, der ungefähr zur Hälfte durch so genannte Straßenausbaubeiträge von den dortigen Menschen finanziert werden soll, einen gehörigen Schrecken eingejagt und ihnen jegliches Vertrauen in die örtliche Kommunalpolitik genommen.“ Frischer Wind auf dem Chefsessel im Rathaus sei mehr als überfällig. „Das Haus der Jugend war in diesem Jahr über viele Wochen geschlossen, die Kinder und Jugendlichen hatten keinen Anlaufpunkt. Für viel Geld wird nun der Neustädter Kirchplatz ausgebaut – wir meinen, dass es auch wesentlich günstiger gegangen wäre, unsere Ratsfraktion hatte dazu einen Vorschlag vorgelegt.“ Zu allem Überfluss lasse die Bürgermeisterin auch noch zu, dass ihr Allgemeiner Vertreter den Sprecher einer heimischen Bürgerinitiative verklagt und ehrenamtlichen Ratsmitgliedern mit Regress für ihr nur ihrem Gewissen unterworfenem Handeln droht, schreiben die Kernstadt-SPD-Vorsitzenden Rita Moos und Peter Traupe an ihre Mitglieder. „Deshalb ist es dringend erforderlich, dass Einbeck wieder eine Bürgermeisterin oder einen Bürgermeister bekommt, die oder der das Vertrauen der Menschen in dieser Stadt genießt. Eine Stadtspitze, die keine Klientelpolitik betreibt, sondern für die Nöte aller Menschen da ist und nicht weitere Unruhe und Unzufriedenheit in diese Stadt trägt.“

Ehrung für SPD-Urgestein

Die neue SPD-Vorsitzende Frauke Heiligenstadt ehrte den Einbecker Paul Traupe für 60 Jahre Mitgliedschaft und Engagement in der SPD.

„So ein SPD-Urgestein muss man lange suchen“: Für 60 Jahre Mitgliedschaft in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands ist der Einbecker Paul Traupe (84) geehrt worden. Ausnahmsweise auf einem Unterbezirksparteitag und nicht im Ortsverein hat die SPD diese Ehrung vorgenommen für einen Mann, der über Jahrzehnte wie kaum ein zweiter die SPD im Landkreis verkörpert hat. „Willst Du das alles vorlesen“, fragte Traupe mit dem ihm eigenen Humor die Vorsitzende, als sie zur Ehrung ansetzte und die vielen Funktionen und Ämter begann aufzuzählen, vom Fußballabteilungsleiter 1949 über den Betriebsratsvorsitz bei der einstigen Firma Saalfeld in Einbeck bis zur kommunalpolitischen Arbeit. Für die neue Chefin war es die erste Ehrung als Unterbezirksvorsitzende, Paul Traupe hat sie einst in die SPD aufgenommen, damals war er Unterbezirksgeschäftsführer (1972 bis 1995). „So schließt sich ein Kreis“, freute sich Frauke Heiligenstadt.

Abschied vom klassischen Sozialdemokraten

Wenn der Landesvorsitzende überraschend vorbei kommt… Uwe Schwarz mit Stephan Weil.

Wenn der Landesvorsitzende zu einem Parteitag in die Provinz kommt, dann stehen nicht Alltäglichkeiten auf der Tagesordnung. Bei der SPD war das am Sonnabend Vormittag der Fall. Stephan Weil, niedersächsischer SPD-Vorsitzender und Ministerpräsident, hatte sich die Überraschung nicht nehmen lassen, zur Ehrung des nach 26 Jahren aus dem Parteiamt als Landkreis-Vorsitzender der SPD scheidenden Uwe Schwarz persönlich aufzutauchen. Im Gepäck hatte Weil für den 62-jährigen Bad Gandersheimer nicht nur die Willy-Brandt-Medaille, die höchste Auszeichnung in der SPD, und den Dank der rund 56.000 niedersächsischen SPD-Mitglieder. Sondern auch viele persönliche Worte der Würdigung. „Deswegen bin ich heute hierher gekommen, weil ich das gerne mal loswerden wollte“, sagte Stephan Weil. In der Fraktion sitze man zwar nebeneinander. „Aber da sagen wir uns ja nicht ständig, wie toll wir uns gegenseitig finden.“

Stehende Ovationen für den scheidenden Vorsitzenden von den 110 Delegierten und Gästen.

Dafür war die Würdigung beim Unterbezirksparteitag mit 110 Delegierten in der Kultur- und Begegnungsstätte in Hilwartshausen vorgesehen, einer traditionellen SPD-Hochburg. „Uwe ist ein richtig klassischer Sozialdemokrat“, sagte Stephan Weil über Uwe Schwarz, der seit 46 Jahren SPD-Mitglied ist, 40 Jahre im Unterbezirksvorstand tätig war und nach 26 Jahren als Unterbezirksvorsitzender nun abtrat. „Es gibt keinen Sozialdemokraten, der unsere Sozialpolitik in Niedersachsen über die Jahre so geprägt hat wie Uwe Schwarz, insbesondere im Bereich Gesundheit und Pflege“, sagte Weil. „Uwe tritt immer ein für Leute, die es nicht alleine schaffen, ihre Interessen zu vertreten. Die jemanden brauchen, der sich für ihre Interessen einsetzt.“ Und der SPD-Landesvorsitzende und Ministerpräsident nutzte die Würdigung für eine grundsätzliche Positionierung seiner Partei. Es gebe ein tiefes Bedürfnis nach Solidarität. „Die SPD ist die Partei des gesellschaftlichen Zusammenhalts.“ Weil: „Das ist die ureigenste Aufgabe der deutschen Sozialdemokratie. An der Person Uwe Schwarz sieht man, wie man das macht.“

Ein Insektenhotel für den Garten gab’s als Abschiedsgeschenk für Uwe Schwarz: Mit roter Einflugschneise, damit die schwarzen Brummer draußen bleiben.

Laut Umfragen würden viele Menschen zwar grundsätzlich eher SPD wählen, aber denen sei momentan nicht klar, für was die Partei eigentlich stehe. An Uwe Schwarz‘ Beispiel könne man gut ableiten, was die Menschen möchten: Haltung und Grundsätze. „Was erwarten die Leute von uns?“, fragte Weil seine Genossen in Hilwartshausen und gab die Antwort gleich mit: „Die wollen nicht, dass wir beliebig sind. Im Kern erwarten sie von der SPD, dass wir die Stimme der arbeitenden Menschen in dieser Gesellschaft sind und derjenigen, die die Unterstützung des Gemeinwesens brauchen.“ Das sei die historische Aufgabe der SPD und die sei es auch heute unverändert.

Die SPD sei die Partei eines aktiven Sozialstaates. Bei der Absicherung von Lebensrisiken  wie Arbeitslosigkeit, Altersversorgung, Gesundheit und Pflege, aber auch beim Thema Wohnen sei die SPD gefragt, eine Position zu haben und zur Sache zu stehen. „Das ist das Brot-und-Butter-Geschäft der Sozialdemokratie, davon dürfen wir uns nicht ablenken lassen.“

Stephan Weil beim Unterbezirksparteitag der SPD in Hilwartshausen.

Uwe Schwarz dankte Stephan Weil für dessen Worte. Man sei sich nicht immer und bei allem einig, aber könne sich über Themen offen und ehrlich austauschen und wisse, dass es unter vier Augen bleibe. „Das ist ein tolle Eigenschaft von Dir, die hat nicht jeder Ministerpräsident in den 33 Jahren gehabt“, erinnerte sich Schwarz an seine Zeit im Landtag.

Willy-Brandt-Medaille für Uwe Schwarz, Landesvorsitzender Stephan Weil überreichte sie.

Uwe Schwarz: „Ich habe in all den Jahren nie versucht, mich anzubiedern und habe zu meinen Positionen gestanden, allerdings habe ich mich anderen Argumenten auch nicht verschlossen und sie übernommen, wenn sie mich überzeugten.“

Der scheidende SPD-Chef im Landkreis Northeim zog Bilanz: Seit er sich 1993 in einer Kampfkandidatur gegen die damalige SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Edith Niehuis (im inzwischen abgerissenen Poser-Casino in Einbeck) durchsetzen konnte und Nachfolger des 22 Jahre amtierenden Axel Endlein wurde, hat der Bad Gandersheimer als UB-Vorsitzender 40 Wahlkämpfen vorgestanden – und bis auf zwei seien alle erfolgreich gewesen, erinnerte er.

Uwe Schwarz: „Liebe Genossinnen und Genossen, ich war immer stolz darauf, Mitglied, Funktionär und Mandatsträger dieser geschichtsträchtigen Partei zu sein, sie hat unglaublich viel für dieses Land und die Menschen in diesem Land erreicht, und sie verkauft sich gerade leider deutlich unter Wert. Mich hat mein ganzes Leben die sozialdemokratische Idee von Solidarität und Gerechtigkeit immer fasziniert, sie ist für mich so aktuell wie eh und je, und sie ist nicht von einzelnen Personen abhängig. Ich war in diesen 26 Jahren gerne Euer Vorsitzender, ich danke Euch für diese tolle Zeit.“

Hat schwere Aufgaben zu knacken: Frauke Heiligenstadt (53) aus Gillersheim ist neue SPD-Vorsitzende im Landkreis Northeim und Nachfolgerin von Uwe Schwarz.

Frauke Heiligenstadt (Gillersheim) wurde mit 123 Ja-Stimmen (von 132) bei sechs Nein-Stimmen und drei Enthaltungen gewählt, das sind 93,2 Prozent. „Ich bin froh, denn 100 Prozent wären nicht ehrlich“, sagte die 53-Jährige. Ob sie so lange an der SPD-Spitze bleiben werde wie ihre zwei Vorgänger, bezweifelte die gerade Gewählte: „In 26 Jahren wäre ich 79“, lachte Frauke Heiligenstadt.

Den neu gewählten Unterbezirksvorstand nannte Heiligenstadt „eine Mischung aus frischem Wind und Erfahrung“. Mit jetzt vier Stellvertretern (statt bisher zwei) ist die Verantwortung auf mehreren Schultern verteilt. 18 Jahre lang war Frauke Heiligenstadt Stellvertreterin von Uwe Schwarz. „Ich habe viel von dir gelernt“, sagte sie. „Wir konnten uns immer aufeinander verlassen.“ Die neue SPD-Vorsitzende machte eine erste politische Ansage mit Blick auf die nächsten Kommunalwahl 2021: „Wir wollen stärkste Partei im Landkreis bleiben.“

Unter den 110 Delegierten stellte der Ortsverein Einbeck mit 21 Delegierten die größte Gruppe. Bei den Wahlen zu den vier stellvertretenden Unterbezirksvorsitzenden musste der Einbecker SPD-Chef Marcus Seidel dennoch einen Dämpfer einstecken: Mit nur 58,3 Prozent erzielte Seidel das mit Abstand schlechteste Ergebnis aller Stellvertreter: Katrin Fröchtenicht (Echte) wurde mit 68,9 Prozent, Sonja Gierke (Uslar) mit 79,5 Prozent und Simon Hartmann (Northeim) mit 81,8 Prozent gewählt.

Uwe Schwarz wurde vom Parteitag einstimmig zum Ehrenvorsitzenden gewählt.

110 Delegierte trafen sich zum SPD-Parteitag in Hilwartshausen.

Beschlossen hat der Parteitag außerdem, sich zu verkleinern und sich damit den gesunkenen Mitgliederzahlen anzupassen: Nur noch 90 statt 110 Delegierte treffen sich künftig alle zwei Jahre zum Unterbezirksparteitag. Ein Delegierter repräsentiert unverändert 18 Mitglieder. Zum Stichtag 31. März hatte die SPD im Landkreis Northeim 1605 Mitglieder, der Altersdurchschnitt liegt bei 64 Jahren. Das spiegele nicht mehr die Bevölkerung wider, appellierte Uwe Schwarz in seiner Abschiedsrede einmal mehr zu stärkerer Mitgliederwerbung. „Leute, wir müssen da wirklich was machen.“ Der Parteitag in der SPD-Hochburg Hilwartshausen (wo der Ortsrat ausschließlich aus SPD-Mitgliedern besteht) könnte dafür ein Anfang sein.

Roter Gürtel mit Innensafe für den Finanzverantwortlichen Rolf Hojnatzki – um das Geld vor weiblicher List seiner Nachfolgerin zu schützen, spottete Uwe Schwarz.

Er habe drei Schriftführer, drei Schatzmeister und vier hauptamtliche Büroleitungen genervt, schmunzelte Uwe Schwarz zum Abschied nach 26 Jahren. Ein Vorstand könne politische Ideen, Flausen und Utopien entwickeln, aber anpacken und umsetzen könne er sie nur, wenn die Kasse stimmt. Rolf Hojnatzki (Einbeck) sei 18 Jahre „sein“ Schatzmeister gewesen, Hojnatzki wurde wiedergewählt. „Wir haben so manchen Machtkampf gemeinsam durchgestanden, haben durchaus gefochten, wenn es darum ging, sich nicht wieder so knauserig anzustellen“, sagte Uwe Schwarz und überreichte einen roten Gürtel mit Geldsafe auf der gesamten Innenseite. Der solle „unser Geld vor der weiblichen List in Zukunft sichern helfen“, scherzte Schwarz.

SPD-Chef Schwarz kündigt Rückzug an und rüttelt seine Partei wach

Das nennt man das bevorstehende Ende einer Ära: Der SPD-Vorsitzende im Landkreis Northeim, Uwe Schwarz, hat seinen Rückzug von diesem Amt angekündigt. Bei der Auftaktveranstaltung zum 150-jährigen Jubiläum der Sozialdemokratie in Einbeck sagte der 61-jährige Bad Gandersheimer, er werde am 11. Mai beim nächsten Unterbezirksparteitag in Hilwartshausen nach 26 Jahren nicht wieder für den Vorsitz kandidieren. Schwarz ist seit 33 Jahren Landtagsabgeordneter, außerdem seit vergangenem Jahr Fraktionsvorsitzender der SPD im Northeimer Kreistag.

Uwe Schwarz gratulierte dem ältesten und größten Ortsverein im Landkreis zum 150. Geburtstag, die deutlich jüngere SPD in „Northeim ist da schon die erste Enkelgeneration“, sagte der scheidende Unterbezirksvorsitzende. „Und ich weiß, dass es darüber Genugtuung in Einbeck gibt.“ Nach der Ankündigung seines Rückzugs vom Parteivorsitz rüttelte Uwe Schwarz seine Partei mit seiner Rede noch einmal wach. Schon der gastgebende SPD-Kernstadt-Vorsitzende Peter Traupe hatte in seiner Begrüßung gesagt, an den Sozialdemokraten vor Ort liege es nicht, dass die SPD bei Wahlen und Umfragen desaströs abschneide. „Die Ursache liegt in Berlin“, sagte Traupe. Häufiger Austausch von Führungspersonal, nicht gehaltene Versprechen und als eigenständige politische Kraft kaum noch wahrnehmbar, darin sei die Hauptursache für die Lage zu suchen, in der sich seine Partei befinde. „Opposition ist Mist“ habe Franz Müntefering immer gesagt. Peter Traupe: „Opposition würde uns derzeit sehr gut tun.“

Uwe Schwarz legte kämpferisch nach, und schaute dabei ebenfalls nach Berlin. „Wann will die SPD aus der Behäbigkeit herauskommen“, fragte er. Die anstehende Europawahl am 26. Mai sei eine Schicksalswahl, Europa müsse gerettet werden vor dem stärker werdenden rechtsextremen Gedankengut. Es sei doch ein Wahnsinn, auf der einen Seite Tausende geflüchtete Menschen wieder zurück zu schicken, auf der anderen Seite aber händeringend – auch im Ausland – nach Fachkräften zu suchen, die in Deutschland leben wollen. Er vermisse den „Aufschrei der schweigenden Masse, auch der sozialdemokratischen“, wenn in der Flüchtlingspolitik populistische Sprüche gemacht werden. Auch die C-Parteien böten bei höchstem christlichen Anspruch oft eine miese ethische Umsetzung. Die verlogene Debatte gelte es nicht nur zu ertragen, man müsse vielmehr gegenhalten – und dann auch mal stehen und bei seiner Meinung bleiben, selbst wenn die Fahne im Wind in anderer Richtung besser wehe, forderte Uwe Schwarz.

Die SPD habe derzeit wenige Alleinstellungsmerkmale, aber daran könne man ja arbeiten und das verändern. Das Thema Grundrente sei eines, das Pluspunkte gebracht habe. Dann aber dürften sich die Genossen in Berlin beim ersten kleinen Erfolg nicht gleich wieder Personaldebatten aufdrücken lassen, sondern müssten manchmal „auch mal die Schnauze halten“. Dass der SPD-Vorsitzende im Landkreis sich Sigmar Gabriel und Martin Schulz zurück in führender Linie wünscht – daraus machte Uwe Schwarz keinen Hehl. Es seien nun einmal Personen das wichtigste, um gute Programm-Inhalte transportieren zu können. Die junge Generation sei nicht unpolitisch, sie sei nur nicht parteipolitisch, sagte Schwarz. Da müsse man sich als Partei die Frage stellen, wie man für junge Menschen attraktiv werde und sie erreiche. Und da sei es geradezu kontraproduktiv, bei den Klimawandel-Freitagsdemos der Schüler allein als erstes zu überlegen, wie man die Schüler bestrafen könne, weil sie im Unterricht demonstrieren. Er würde als Lehrer mit seiner Klasse bewusst zu einer der friedlichen Demos hingehen, diese seien gutes Anschauungsbeispiel für Demokratie und die Fragen, die Jugendliche bewegen, sagte Schwarz.

Auch Landrätin Astrid Klinkert-Kittel (SPD) gratulierte der Einbecker Sozialdemokratie zum 150. Geburtstag. Eine 150 Jahre alte Dampfmaschine würde heute im Museum, bestenfalls im PS-Speicher stehen und ehrfürchtig betrachtet, sagte die Genossin Landrätin. Für die 150 Jahre alte SPD in Einbeck gelte das nicht, und sie solle auch in Zukunft Impulse beim Ringen um die besten Lösungen in der Demokratie geben, appellierte Klinkert-Kittel. Nicht alles in Berlin sei schlecht, warnte sie, „es gibt tolle Frauen in der SPD“. Die Landrätin kam da gerade direkt von einem Frauenkongress der Sozialdemokraten in Hannover. Die SPD mache gute Politik, beispielsweise beim vorbereiteten Paritätgesetz. „Ich will Mut machen und sagen, wo die SPD zukunftsweisend ist.“

Uwe Schwarz (am Rednerpult) bei der Auftaktveranstaltung zum 150-jährigen Jubiläum der Einbecker SPD, im Hintergrund  zu sehen sind die Rollups der mobilen Ausstellung zur Parteigeschichte.

Tiedexer Straße: Betrug und Täuschung und Ruf nach Kommunalaufsicht

Aus der aktiven Kommunalpolitik hat er sich mit Ausnahme von ganz wenigen Gremien-Mandaten schon länger zurück gezogen, bis zur jüngsten Kommunalwahl 2016 war der einstige Einbecker Bürgermeister (1991 bis 2006) noch Fraktionsvorsitzender der SPD im Northeimer Kreistag. Zum 150. Geburtstag seiner Partei, der Einbecker SPD, hat Martin Wehner die Geschichte seit 1945 in einer lesenswerten Broschüre aufgearbeitet. „Zur aktuellen Politik in unserer Stadt möchte ich nicht Stellung nehmen“, sagte der 72-Jährige bei seinem Vortrag während der Auftaktveranstaltung zum Jubiläumsjahr. Aber Wehner machte dann doch eine Anmerkung, und was für eine: „Die Entscheidung der derzeitigen Ratsmehrheit zum Ausbau der Tiedexer Straße und den Straßenausbaubeiträgen ist nicht nur ein Stück aus dem Tollhaus“, sagte Martin Wehner, sondern sie verstoße auch gegen die Kommunalverfassung. „Hier ist die Kommunalaufsicht gefordert“, sagte der SPD-Politiker. Landrätin Astrid Klinkert-Kittel (SPD) saß in der Versammlung nur wenige Schritte entfernt, die Kommunalaufsicht hörte also Wehners Worte. „Es kann nicht angehen, dass die Baumaßnahme Tiedexer Straße in voller Höhe im Haushalt steht und zu ihrer Finanzierung Straßenausbaubeiträge eingesetzt sind, die führenden Vertreter der Fraktionen im Rat erklären, dass sie gar keine erheben wollen“, schimpfte Wehner: „Das ist Betrug oder Täuschung“.

Dass die Chemie zwischen SPD und den Mehrheitsfraktionen, aber auch zur Verwaltung und der Rathauschefin zurzeit alles andere als stimmt, ist kein Geheimnis. Die SPD als die mit Abstand größte Fraktion im Stadtrat stelle sich engagiert gegen ein Bündnis aus mehreren Fraktionen und gegen die Stadtverwaltung, „die unter der amtierenden Bürgermeisterin jegliche Form von Neutralität und Respekt gegenüber den Ratsmitgliedern verloren hat“, sagte SPD-Kernstadt-Vorsitzender Peter Traupe in seiner Begrüßung. Fraktionschef Rolf Hojnatzki ergänzte in seinem Grußwort, über die aktuelle Politik öffentlich zu reden, dafür seien seine Ratskollegen und er gewählt, deshalb auch die jüngste hartnäckige Initiative zur Finanzausschuss-Sondersitzung nach Haushaltssperre. Eigentlich müsse die Einbecker SPD eine gesonderte Mitgliederversammlung zu aktuellen Stadtratspolitik machen. Seit 1945 hätten eine Vielzahl von engagierten Sozialdemokraten in über 20 Wahlperioden in den SPD-Fraktionen mitgearbeitet und die Interessen der Wähler vertreten. Er wünsche sich auch für die Zukunft mutige und engagierte Fraktionskollegen, die sich vor allem für diejenigen stellvertretend einsetzen, „die sich nicht durch Geld und Einfluss ihre Lebensqualität kaufen oder durchsetzen können, sondern auf Frauen und Männer, wie uns vertrauen können“.

Peter Traupe begrüßte die Gäste der Versammlung in ungewöhnlicher Reihenfolge, die bewusst gewählt war, wie er später sagte: Vor den Ehrengästen aus seiner Partei hieß er die drei anwesenden Journalisten willkommen. „Wir leben in einer Zeit, in der Pressevertreter sich schon wieder von rechtsnationalen Populisten für ihre freie und liberale Berichterstattung beschimpfen lassen müssen, das haben wir im Kreistag mehrmals erlebt“, sagte der SPD-Kreistagsabgeordnete aus Einbeck. Die SPD wisse eine unabhängige Berichterstattung hingegen zu schätzen, versicherte er.

Am 29. Oktober kommt SPD-Landesvorsitzender und Ministerpräsident Stephan Weil um 18 Uhr nach Einbeck ins Historische Rathaus, dann findet die offizielle Feier zum 150. Geburtstag der Partei in Einbeck statt. Darüber hinaus wird es beim jedes Jahr stattfindenden SPD-Projektsommer im Jubiläumsjahr im Juli und August sechs Veranstaltungen geben, die mit der Einbecker Bürger-, Industrie- und Arbeitergeschichte zusammenhängen, unter anderem stehen Besuche bei der Weberei Oppermann und in der ehemaligen Tapetenfabrik Vereta auf dem Programm. Die aus acht Rollup-Bannern bestehende neu erstellte mobile Ausstellung zeigt die Geschichte der Einbecker SPD und wird bei verschiedenen Veranstaltungen zu sehen sein, kündigten die Einbecker Sozialdemokraten an.

Martin Wehner bei seinem Vortrag während der Auftaktveranstaltung zu 150 Jahre Einbecker SPD, am Vorstandstisch sitzen (v.l.) Peter Traupe, Rita Moos, Marcus Seidel, Uwe Schwarz und Astrid Klinkert-Kittel (verdeckt).

Kernstadt-SPD hat träge Ampel im Blick

Wird nur auf Anforderung Grün: die Fußgängerampel vor dem Bahnhof in Einbeck.

Die Einbecker Kernstadt-SPD hat die Fußgängerampel am Bahnhof im Blick. Vom auf dem heutigen ZOB haltenden Bus zum ab 9. Dezember wieder regelmäßig in Einbeck-Mitte fahrenden Personenzug zu wechseln, sei am Thiais-Platz derzeit nur „durch Überqueren einer stark befahrenen Straße mit einer trägen Fußgängerampel möglich“, kritisieren die Vorsitzenden Rita Moos und Peter Traupe. Deshalb gehöre der ZOB künftig auf die andere Straßenseite an das Bahnhofsgebäude, um eine direkte Verzahnung von Schiene und Bus zu ermöglichen. Bei dieser Umgestaltung könne dann auch sowohl für den Bahnsteig wie für den Omnibusbahnhof eine gemeinsame Toilettenanlage geschaffen werden, meinen die SPD-Kernstadt-Vorsitzenden. Die Planung für eine Umgestaltung des Zentralen Omnibusbahnhofs sei zuletzt vernachlässigt worden. Die Planungen waren im November 2016 einstimmig in den Stadtrat-Gremien auf Eis gelegt worden, weil die Politik das Mobiltätskonzept abwarten wollte. Dieses liegt allerdings inzwischen längst vor und soll unter Berücksichtigung der Haushaltslage der Stadt Einbeck berücksichtigt werden, wie es damals hieß. Im Haushalt 2019 ist der ZOB nicht eingeplant, auch in der mittelfristigen Finanzplanung bis 2022 stehen keine Mittel im Etat.

Auf völliges Unverständnis stößt bei den beiden Kernstadt-SPD-Vorsitzenden Rita Moos und Peter Traupe die erneut von CDU, FDP, Grünen und GfE/BL im Stadtrat geplante Umgestaltung der Tiedexer Straße. „Kein Prestigeobjekt auf Kosten der Anlieger“, lautet die deutliche Ansage der Kernstadt-SPD dazu. Die dafür vorgesehenen Gelder solle man besser für den ZOB oder den Neustädter Kirchplatz verwenden. Es sei „geradezu skandalös, wie sehr unter kommunaler Verantwortung diese zentrale Fläche heruntergekommen ist“, meinen die Sozialdemokraten zum Neustädter Kirchplatz. Dass aber bei den Verantwortlichen in der Stadtverwaltung offenbar ein Schuldbewusstsein bestehe, könne man daran erkennen, dass unmittelbar nach dem jüngsten Ortstermin der SPD und dem Benennen der Missstände („Schandfleck“) der Platz vom Bauhof gereinigt worden sei. Die SPD hatte jüngst ein einfaches und kostengünstiges, auf Plänen aus dem Jahr 2011 beruhendes Konzept vorgestellt, die Ratsmehrheit setzt hingegen auf eine teurere Lösung.

Die „strukturelle Gestaltung der Einbecker Kernstadt“ ist der Arbeitsschwerpunkt der seit kurzem unter dem Vorsitz von Rita Moos und Peter Traupe stehenden SPD-Abteilung in den kommenden zwei Jahren. Außerdem feiert die SPD in Einbeck 2019 ihr 150-jähriges Jubiläum, die Vorbereitungen dafür laufen. Die Einbecker SPD wird als eine der ältesten sozialdemokratischen Gliederungen in Deutschland ihren Geburtstag mit mehreren Aktionen begehen. Eine mobile Rollup-Ausstellung und eine Fortschreibung der Geschichte der Einbecker SPD von 1945 bis heute, die von Bürgermeister a.D. Martin Wehner derzeit ausgearbeitet wird, soll den Mitgliedern im März bei einer Mitgliederversammlung vorgestellt werden. Der traditionelle SPD-Projektsommer wird sich 2019 mit Arbeiter-, Industrie- und Bürgergeschichte in Einbeck beschäftigen, mehrere große Arbeitgeber mit langer Firmengeschichte in Einbeck sollen besucht werden. Die Details werden zurzeit geplant. Für Ende Oktober 2019 hat sich schließlich der Landesvorsitzende der SPD, Ministerpräsident Stephan Weil, in Einbeck zur offiziellen Geburtstagsfeier angesagt.

Fußgängerampel vor dem Einbecker Bahnhof: Hier müssen ab 9. Dezember 2018 die Fahrgäste für den Zugverkehr ab Einbeck-Mitte die Straßenseite wechseln, wenn sie am alten ZOB aus dem Bus steigen oder als Fußgänger aus der Stadt kommen. Es gibt Befürchtungen, dass nicht jeder Fußgänger die Grünphase der Bedarfsampel abwarten wird, sondern schon bei Rot über die Straße geht, weil sonst möglicherweise sein im Bahnhof stehender Zug abfährt.

SPD doppelt Spitze

Der neue geschäftsführende Vorstand (von links) Daniel Altmann, Rita Moos, Hans Radke, Ruth Leinen-Hafermann und Peter Traupe. Es fehlt urlaubsbedingt Hans-Dieter Loycke. Foto: SPD Einbeck

Doppelte Spitze bei der Einbecker Kernstadt-SPD: Wie die Sozialdemokraten mitteilen, hat die jüngste Mitgliederversammlung mit Rita Moos und Peter Traupe erstmals zwei gleichberechtigte Vorsitzende gewählt. Der bisherige Vorsitzende René Kopka stand wegen beruflicher Verpflichtungen nicht für eine Wiederwahl zur Verfügung, hieß es. Kopka, der auch Stadtratsmitglied der SPD in Einbeck ist, ist in Hannover kürzlich zum neuen Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion befördert worden; bislang war der 41-Jährige Referent für Soziales der Fraktion.

Stellvertretende Vorsitzende der Einbecker Kernstadt-SPD sind Ruth Leinen-Hafermann und Daniel Altmann. Für die Finanzen ist weiterhin Hans Radke verantwortlich, Schriftführer bleibt Hans-Dieter Loycke. Beisitzer sind Silke Fillips, Rolf Hojnatzki, Dennie Klose, Dietlind Ostermann, Wolfgang Sckopp, Doris Thies und Wolfgang Thies. Als Ehrenvorstandsmitglied gehört Paul Traupe dem Gremium an. Die Kasse prüfen Alexander Kloss, Helmut Ostermann und Martin Wehner, heißt es in der Pressemitteilung.

Rita Moos und Peter Traupe kündigten in der Mitteilung an, dass die Kernstadt-SPD auch künftig das Gespräch mit den Bürgern suchen und sich verstärkt wieder auch zu kommunalpolitischen und sonstigen Themen öffentlich äußern werde. Im Mittelpunkt der Arbeit werde außerdem das 150-jährige Jubiläum der Einbecker SPD im nächsten Jahr stehen. Rita Moos ist kommunalpolitisch in Einbeck bislang nicht öffentlich in Erscheinung getreten; Peter Traupe, der für die SPD im Kreistag sitzt, gilt seit Jahrzehnten als Aktivposten der Sozialdemokraten in Einbeck.

SPD: Silberborn-Bürgerbegehren ist Unfug

Uwe Schwarz. Foto: SPD

Peter Traupe. Foto: SPD

Während allenthalben von den Organisatoren zu hören ist, dass die Unterschriftensammlung für das Bürgerbegehren für den Erhalt des Jugendfreizeitheimes Silberborn gut angelaufen sei, hat die SPD-Kreistagsfraktion heute Abend noch einmal ihren politischen Standort bei dem Thema in einer umfangreichen Pressemitteilung verdeutlicht. Die Sozialdemokraten sprechen von sechs Klarstellungen zu von den Bürgerbegehren-Initiatoren angeführten Aussagen (Wortlaut: PM_13_2018_SPD_Buergerbegehren_JFH). Ein Bürgerbegehren sei zwar demokratisch legitim, dennoch Unverständnis bei der SPD-Fraktionsführung. Das Vorhaben Bürgerbegehren sei „Unfug“, so das Fazit, und belaste bei erfolgreichem Ausgang die öffentliche Hand weiter erheblich, schreiben Uwe Schwarz und Peter Traupe in der SPD-Mitteilung. Es sei auch keineswegs wie behauptet unparteiisch organisiert, denn als Rücksendeanschrift für die Unterschriftenlisten sei „die Anschrift eines Kreistagsabgeordneten einer kleineren Gruppierung im Kreistag angegeben“. Gemeint ist der Verein BLU, Am Kapellenbrunnen 8, Fredelsloh. Unter dieser Adresse ist laut Kreistagsinformationssystem auch der Kreistagsabgeordnete Lothar Baumelt (Northeim 21) erreichbar. Die Bürger sollten sich vor Abgabe ihrer möglichen Unterschrift zur Unterstützung des Bürgerbegehrens über die Auswirkungen informieren, die eintreten würden, wenn das Jugendfreizeitheim in der Trägerschaft des Landkreises Northeim verbleibt, wünscht sich die Fraktionsführung der SPD. Das Jugendfreiheitheim entspreche den heutigen Anforderungen der Freizeitgestaltung von Kindern und Jugendlichen nicht mehr. Es gebe einen Investitionsstau von zwei Millionen Euro und benötige jährlich einen Betriebskostenzuschuss von 150.000 Euro, die ausschließlich vom Landkreis aufgebracht werden müsse, schreibt die SPD. Da nur 17 Prozent der Nutzer aus dem Landkreis kommen, sei es verantwortungsbewusst und gerechter, wenn diese 150.000 Euro jährlich anderen Maßnahmen für Jugendliche zugute kommen würden, etwa zur Unterstützung für Ferienfreizeiten und für die Finanzierung der Jugendpfleger in den Städten und Gemeinden.

Hochwasser bremst Reaktivierung

Ilmebahn-Geschäftsführer Christian Gabriel zeigt Wirtschaftsminister Olaf Lies die Baustelle Ilme-Brücke. Rechts MdL Uwe Schwarz (SPD), links Ingenieur Sebastian Schülke (Ilmebahn).

Das August-Hochwasser bremst die Reaktivierung der Bahnstrecke zwischen Einbeck-Mitte und Salzderhelden. Das wurde heute Nachmittag bei einem Ortstermin des niedersächsischen Wirtschaftsministers Olaf Lies (SPD) auf der Baustelle an der denkmalgeschützten Ilme-Brücke bekannt. Der ursprüngliche Eröffnungstermin 10. Dezember 2017 ist nach den Worten des Ministers nicht mehr zu halten, die Strecke werde erst im Frühjahr 2018 eröffnet, sagte Lies heute. Dann komme er gerne wieder, auch wieder gerne als Minister… Durch das Hochwasser sei man im Bereich der zwei anderen der insgesamt drei Brücken auf der 4,4 Kilometer langen Strecke, nämlich der Leineflut- und der Leinebrücke, etwa sechs Wochen im Bauverzug. Hätte man den Dezember-Termin trotzdem halten wollen, wäre es erheblich teurer geworden, sagte der Minister. Man habe sich dagegen entschieden, weil das nicht zu vermitteln wäre. Der genaue Termin der Betriebseröffnung im Frühjahr 2018 steht noch nicht fest. Zunächst wird der Personenzug lediglich zwischen Einbeck-Mitte und Salzderhelden pendeln, erst Ende 2018 soll es durchgehende Züge nach Göttingen geben. Der Wirtschaftsminister war heute gemeinsam mit Ilmebahn-Vertretern und Mitgliedern des Ilmebahn-Aufsichtsrates (Ulrich Minkner und Peter Traupe, beide SPD) sowie dem Landtagsabgeordneten Uwe Schwarz (SPD) und dem Bundestagskandidaten Marcus Seidel (SPD) auf der Baustelle.

Ende August waren die drei Überbauten der Ilme-Brücke herausgehoben worden. Die jeweils mehr als 20 Tonnen schweren Elemente wurden zur denkmalgerechten Aufarbeitung mit Schwerlasttransporten auf der Straße in ein Werk nach Hannover transportiert. Später sollen die sanierten Überbauten der Ilme-Brücke wieder eingebaut werden. Zwischenzeitlich werden die Lager und Pfeiler der Brücke vor Ort saniert. Die Überbauten sind rund 17 Meter lang und stammen aus dem Jahr 1870. Die gesamte Brücke steht unter Denkmalschutz und wird an die heutigen Voraussetzungen für eine Eisenbahnbrücke angepasst. So erhält die Brücke unter anderem durchgehende Seitenwege, die Gesamtkonstruktion wird verstärkt, um höhere Achslasten aufnehmen zu können. Bei den beiden anderen Brücken (Leine- und Leineflutbrücke) auf der Strecke werden die Überbauten komplett neu gebaut. Bei diesen beiden Brücken gibt es nun Zeitverzug wegen der Folgen des August-Hochwassers.

Laut einer von der SPD heute verbreiteten, mit der Ilmebahn abgestimmten Pressemitteilung sind bisher rund 2,8 Millionen Euro von insgesamt rund 7,2 Millionen Euro Gesamtkosten ausgegeben worden. Den Eigenanteil in Höhe von einer Million Euro hat die Ilmebahn GmbH bereits gezahlt, rund 270.000 Euro werden gemäß Eisenbahnkreuzungsgesetz von Dritten geleistet, der Rest ist eine Fehlbedarfsfinanzierung des Landes, heißt es in der Mitteilung: „Die Projektbeteiligten Niedersächsisches Ministerium für Arbeit und Verkehr, die Landesnahverkehrsgesellschaft mbH und die Ilmebahn GmbH haben sich auf eine Verschiebung der Eröffnung der Strecke im SPNV auf Anfang 2018 verständigt.“

Der gesamte Oberbau der Strecke einschließlich der Weichen in Einbeck-Mitte ist bereits erneuert. Der Bahnsteig mit dem Übergang für Reisende in Einbeck-Mitte für die Anbindung des Park&Ride-Parkplatzes wird ab Ende September erneuert und nach etwa sechs Wochen fertiggestellt sein. Ab Oktober beginnen die Arbeiten an allen Bahnübergängen, diese erhalten alle technische Sicherungen für einen durchgehenden Zugbetrieb mit 60 Stundenkilometer, heißt es in der von der SPD verbreiteten Pressemitteilung.

Es ist nicht die erste Merkwürdigkeit bei diesem Projekt und seiner Kommunikation, aber dass eine so gravierende Nachricht wie die der Verschiebung der Eröffnung, auf die seit Jahren alle hinfiebern, heute eher nebenbei bei dem Ortstermin des Wirtschaftsministers auf Wahlkampftour bekannt wurde, fügt dem ein weiteres denkwürdiges Kapitel hinzu. Fortsetzung folgt bestimmt.

Baustellen-Besuch an der Bahnstrecken-Brücke über die Ilme (v.l.): Ulrich Minkner, Peter Traupe, Marcus Seidel, Uwe Schwarz, Christian Gabriel, Olaf Lies, Sebastian Schülke, Berthold Lukatsch.

 

An der Schwelle zur Reaktivierung

Neue Schwellen vor dem Bahnhof Einbeck-Mitte.

Wer mit einem feierlichen Spatenstich und mit ministeriellen Weihen gerechnet hatte, wurde enttäuscht: Vergleichsweise unspektakulär haben vor einigen Tagen die Bauarbeiten auf der Bahnstrecke zwischen den Bahnhöfen Einbeck-Mitte und Salzderhelden begonnen. Die Reaktivierung der Bahnstrecke für den regelmäßigen Personenverkehr ist mit mindestens acht Millionen Euro eine der größten Investitonen der vergangenen Jahre in Einbeck. Das dachten sich vermutlich auch die Sozialdemokraten, verschickten eine Pressemitteilung (PM_Baubeginn_Schiene SPD) und begrüßten den Baustart. Selbstverständlich nicht ohne unerwähnt zu lassen, wer denn ihrer Auffassung nach die Väter der Reaktivierung sind (Ministerpräsident, Minister, Landtagsabgeordnerter, alle SPD). Das darf schließlich bis zu der bereits am Horizont aufziehenden Landtagswahl niemand vergessen. Schon ganz aufgeregt bin ich, wenn der Zeitplan eingehalten werden kann und dann vermutlich im Dezember kurz vor Weihnachten kurz vor der Landtagswahl im Januar 2018 die erneuerte Bahnstrecke feierlich freigegeben werden kann. Da sollte schon mal jemand genügend gleiche Scheren kaufen, damit diese dann nicht in Einbeck ausverkauft sind, weil so viele gleichzeitig das Band durchschneiden möchten.

Spannend bleibt ja außerdem die Frage, ob die Strecke für die stets genannten acht Millionen Euro erneuert und reaktiviert werden kann. Oder ob es teurer wird. Und vor allem: wer das dann bezahlt. Bereits vor einigen Monaten hatte sich ja Streit entzündet an Mehrkosten. Seitdem war davon im politischen Raum nichts mehr zu hören, wer wo wie die knappe Million zusätzlich bezahlt für die Bahnübergänge, und wie das ausgeht mit den teils denkmalgeschützten Bahnbrücken über die Leine. Spätestens aber mit der Einweihung wird das gesamte Thema inklusive Finanzierungsanteile wieder auf die politische Agenda kommen, da bin ich mir ganz sicher.

Die 4,4 Kilometer lange Bahntrasse wird in den nächsten Monaten komplett erneuert und dann reaktiviert, in Zukunft sollen wieder regelmäßig Personenzüge auf dem Abschnitt zwischen Salzderhelden und der Kernstadt verkehren können. Zurzeit wurden und werden gut 7000 Schwellen und Schienen abgeladen, an den Bahnübergängen kommt es deshalb zu längeren Wartezeiten. Mindestens zwei Monate wird für die Erneuerung des so genannten Oberbaus der Schienenstrecke gerechnet. Das Ziel bleibt: Es sollen wieder regelmäßig Personenzüge vom Einbecker Bahnhof in Hauptverkehrszeiten ohne Umstieg bis Göttingen fahren; gerechnet wird mit 600 Fahrgästen pro Werktag.

Womit die Sozialdemokraten unzweifelhaft recht haben in ihrer Pressemitteilung ist die der Stadt Einbeck zukommende Pflicht, im Umfeld des Bahnhofs Einbeck-Mitte ein bedarfsgerechtes Angebot von Parkplätzen und einen nahtlosen Übergang an die bestehenden Buslinien auf dem ZOB zu gewährleisten. Dabei, meint SPD-Kreistagsabgeordneter Peter Traupe, „helfen keine auf Kosten der Steuerzahler erstellten Planungen, die anschließend in der Schublade verschwinden, sondern es müssen auch Taten folgen“. Die Umbaupläne für den ZOB, der anfangs pünktlich zum Bahnstart erneuert sein sollte, waren auf 2020 verschoben worden, weil zunächst das neue Mobilitätskonzept vorgelegt werden sollte, bevor Investitionen in der kalkulierten Höhe von drei Millionen Euro für den ZOB in Angriff genommen werden. Das Mobilitätskonzept liegt dem Stadtentwicklungsausschuss am 24. April in seiner nächsten Sitzung vor.

Die neuen Schwellen liegen bereit für die 4,4 Kilometer lange Bahnstrecke von Salzderhelden nach Einbeck.

GGG (v.l.): Dr. Ewald Hein-Janke, Hans-Joachim Nehring, Gruppensprecher Dietmar Bartels, Dr. Reinhard Binder und Dr. Marion Villmar-Doebeling.

Grün-Gelbe-Gruppe im neuen Einbecker Stadtrat (v.l.): Dr. Ewald Hein-Janke, Hans-Joachim Nehring, GGG-Gruppensprecher Dietmar Bartels, Dr. Reinhard Binder und Dr. Marion Villmar-Doebeling mit der unterzeichneten Vereinbarung.

War da mal was? Damals lag eine Flagge mit dem Farben Jamaikas auf dem Tisch des Sitzungssaals im Alten Rathaus. Jetzt, zehn Jahre später, ging es weniger symbolisch zu, als im Einbecker Museumscafé vor einem Bierdeckel-Quilt die Unterschriften unter die zweiseitige Vereinbarung der GGG gesetzt wurden, der Grün-Gelben-Gruppe, einem Ratsbündnis von FDP und Grünen. Jamaika ohne schwarz, ohne die CDU. Denn auch gemeinsam mit den 13 Sitzen der Christdemokraten würde es im neu gewählten 44-köpfigen Einbecker Stadtrat nicht für eine Mehrheit reichen. „Wir haben Erfahrung im gemeinsamen Handeln“, begründete Grünen-Chef Dr. Ewald Hein-Janke die neue politische Gruppierung mit der markanten GGG-Abkürzung, die, wie er zugab, auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen möge. „Interessant und vorteilhaft für uns“ sei GGG – und auch inhaltliche Gemeinsamkeiten und beachtliche Schnittmengen gebe es, sagte Hein-Janke. Seit Jamaika (2006 bis 2011), der damaligen Mehrheitsgruppe im Rat, habe es ein Vertrauensverhältnis zwischen den Beteiligten gegeben, sagte Dr. Reinhard Binder zur G³-Motivation. „Das trägt auch in anderen politischen Zeiten.“ Jeder der beiden Partner könne zudem seine Identität wahren. Und ideologische Differenzen zwischen Grünen und FDP werden im lokalpolitischen Geschäft eines Stadtrates nicht spürbar, dort geht es nicht um Atomkraftwerke oder Verbote von Verbrennungsmotor-Autos, noch nicht einmal um Gesamtschulen, die werden auf Kreistagsebene politisch verhandelt.

Die Fraktionen der Grünen und der FDP bilden im neu gewählten Einbecker Stadtrat eine Gruppe. Eine entsprechende Vereinbarung haben die vier Ratsmitglieder Dietmar Bartels und Hans-Joachim Nehring für die Grünen und Dr. Reinhard Binder und Dr. Marion Villmar-Doebeling für die Freien Demokraten heute Abend unterzeichnet, Dr. Binder auch als FDP-Vorsitzender. Für die Grünen hat zudem Ortsverbandssprecher Dr. Ewald Hein-Janke unterschrieben. Im Kern der Vereinbarung steht der direkte Zugriff auf Ausschuss-Sitze, der ihnen als Gruppe zusteht. Wäre jede zwei Mitglieder große Fraktion für sich geblieben, hätte bei jeder Ausschussbesetzung zwischen den insgesamt vier Zweier-Fraktionen (FDP, Grüne, Bürgerliste Kreiensen, AfD) im neuen Stadtrat gelost werden müssen. Dem gehen Grüne und FDP mit ihrer Gruppenvereinbarung aus dem Weg. Außerdem habe man als vier Mitglieder große Ratsgruppe auch Anspruch auf den dritten stellvertretenden Bürgermeister-Posten sowie auf ein Aufsichtsratsmandat bei den Stadtwerken, erklärte Dr. Ewald Hein-Janke. Auch die GfE-Fraktion könnte als ebenfalls vier Mandate große Gruppierung diesen Anspruch erheben, dann müsse gelost werden. Zwei ehrenamtliche Bürgermeisterinnen-Stellvertreter stehen den beiden größten Fraktionen SPD und CDU zu. Welche Ratsmitglieder der neuen GGG in welchen Ausschuss möchten und wer gegebenenfalls für den Vize-Bürgermeister kandidiert, hat ein geheimes Zusatzprotokoll zur Gruppenvereinbarung festgehalten, das noch nicht veröffentlicht wurde. Nach einem Gespräch aller Parteien/Fraktionen mit der Bürgermeisterin vergangene Woche sei man sicher, dass die Zahl und die Größe der Ausschüsse nicht verändert werde, hieß es heute bei GGG.

In ihrer Vereinbarung hat die GGG elf inhaltliche Ziele formuliert. Unter anderem spricht sich die neue Gruppe für ein freies WLAN in der Innenstadt sowie die weitere Digitalisierung von Behördengängen aus. Auch das Einzelhandelskonzept möchte GGG fortschreiben, um den zentralen Versorgungsbereich der Einbecker Innenstadt zu schützen. In der jetzt startenden und bis 2021 währenden Wahlperiode möchte GGG die beiden Brandlücken (Lange Brücke, Altendorfer Straße) schließen; beide Grundstücke befinden sich im Besitz der Stadt Einbeck. „Wir werden als Politik aktiver werden“, kündigte Dr. Reinhard Binder an, man werde nicht mehr nur warten, was die Verwaltung vorbereite und der Politik vorlege. GGG setze sich für eine transparente, die Bürgerrechte schützende Politik in Einbeck ein, heißt es in der Präambel der grün-gelben Vereinbarung. „Politisches Handeln muss transparent sein, und die Bürger müssen frühzeitig informiert, eingebunden, beteiligt, integriert und gefragt werden.“ Diesen Satz werde ich mir besonders merken und gegebenenfalls daran erinnern.

Bei Fragen, die zwischen den Gruppenpartnern strittig sind (beispielsweise beim Vorrang von Auto (FDP) und Fahrrad/ÖPNV (Grüne) im Innenstadt-Verkehr und der dortigen Verkehrsführung), werde es uneinheitliche Abstimmungen geben können. Auch das ist in der Gruppenvereinbarung festgehalten: Es gibt weder einen Fraktions- noch einen Gruppenzwang. Lediglich ein Bemühen, ein einheitliches Abstimmungsverhalten herzustellen. In der Gruppenvereinbarung heißt es dazu, GGG setze sich ein „für die Verbesserung der Infrastruktur, insbesondere des ÖPNV, ohne den Individualverkehr zu marginalisieren“. Das nennt man einen vielseitig auslegbaren Kompromiss.

Gesprochen haben Grüne und FDP vor ihrer Einigung auch mit der GfE. Doch deren konstituierende Fraktionssitzung am 30. Oktober sei ihnen zu spät gewesen vor der am 2. November bevorstehenden konstituierenden Ratssitzung, sagte Bartels. Bei ihren Sondierungen habe sich herausgestellt, dass die GfE keine feste Gruppe eingehen wolle, sagte Villmar-Doebeling.

Währenddessen gab es bereits bei einigen anderen Parteien die ersten Personalentscheidungen nach der Kommunalwahl. Ganz schnell war die SPD, bei der Rolf Hojnatzki die 19-köpfige Stadtratsfraktion führt. Der 48-Jährige tritt die Nachfolge von Margrit Cludius-Brandt (Vogelbeck) an, die nach zwölf Jahren im Amt und 25 Jahren Ratsmitgliedschaft nicht wieder kandidiert hatte. Ob die Wahl einstimmig erfolgte, teilten die Sozialdemokraten nicht mit. Immerhin steht jetzt niemand an der Spitze, der – gemessen an den persönlichen Stimmen – besonders populär beim Wähler war. Sondern eher jemand, der sich lange Jahre in der Fraktion hochgedient hat und dort und in der Partei seine Machtbasis ausbauen konnte, zuletzt als eifriger Fraktionsgeschäftsführer. Da wird es spannend sein, wie und an wen die anderen noch zu verteilenden Posten vergeben werden, beispielsweise der stellvertretende Bürgermeister und der Ratsvorsitz. Im Kreistag wird bei der SPD jetzt noch mehr in Hannover entschieden: Der Persönliche Referent von Kultusministerin (und Kreistagskollegin) Frauke Heiligenstadt, Simon Hartmann (Northeim), ist neuer Fraktionschef der 20-köpfigen Fraktion; der 39-Jährige ist Nachfolger von Martin Wehner (71), der nicht wieder angetreten war. Die Genossen haben damit gleichzeitig einen Generationenwechsel eingeleitet. Der Einbecker Peter Traupe ist jetzt wiederum Hartmanns Nachfolger und politischer Geschäftsführer der Kreistagsfraktion. Traupe wechselt damit wieder ins operative Politikgeschäft, nachdem er zuletzt als Kreistagsvorsitzender eher repräsentativ unterwegs war.

In der CDU bleibt alles beim Alten. Heiner Hegeler (Northeim) steht weiterhin an der Spitze der Fraktion; das teilte die Fraktion dürr bei Facebook mit. Wiedergewählt wurden auch Timo Dröge (Bad Gandersheim) als Fraktions-Vize und Jens Wolkenhauer (Moringen) als Schatzmeister der Fraktion. Neu in der Fraktionsführung ist Tobias Grote (Katlenburg) als stellvertretender Fraktionsvorsitzender; er folgt auf Joachim Stünkel (Dassel). Der westliche Landkreis (Einbeck und Dassel) kommt damit jetzt gar nicht mehr im Fraktionsvorstand vor. Neu-Kreistagsmitglied (und Ex-Landratskandidat) Dr. Bernd von Garmissen stellt sich hinten an, hält sich möglicherweise für künftige Wahlen bereit. Die CDU will ihren Kandidaten für die Landtagswahl am 14. Januar 2018 im Frühjahr nächsten Jahres per Urwahl ermitteln. Nach Mitteilung des CDU-Kreisverbandes stellen sich bereits jetzt „mehrere Bewerber zur Wahl“, heißt es, ohne dass zunächst Namen genannt wurden. Die neue Einbecker Stadtratsfraktion der Christdemokraten konstituiert sich erst nächste Woche.

Die FDP setzt nicht nur im Einbecker Stadtrat auf eine ungewöhnliche Gruppenbildung. Die Freien Demokraten streben im Northeimer Kreistag eine formale Gruppe mit der Wählergemeinschaft „Gemeinsam für Einbeck“ an. Hierüber wird es noch weitere Gespräche mit dem einzig verbliebenen Kreistagsabgeordneten der GfE, Marc Hainski, geben, erklärte dazu der Kreistagsabgeordnete und FDP-Kreisvorsitzende Christian Grascha (Einbeck).

Nachtrag 19.10.2016: Heute hat die CDU-Kreistagsfraktion noch einmal per Pressemitteilung die Wahlen mitgeteilt, die einstimmig erfolgt seien. Heiner Hegeler bleibt bis 2021 Vorsitzender der 16-köpfigen Fraktion, er ist es bereits seit 2006. Gespräche mit anderen Fraktionen werden von den Christdemokraten aktuell geführt, heißt es in der Mitteilung. „Die CDU wird jedoch keine Zusammenarbeit mit anderen Fraktionen auf Grundlage eines Gruppenvertrages anstreben.“

Warmer Wahlkampf

Eigentlich müsste bereits die heiße Phase des Wahlkampfes vor den Kommunalwahlen begonnen haben – und heiß war es ja auch an diesem August-Tag der letzten Ratssitzung dieser Wahlperiode in Einbeck. Draußen. In der Rathaushalle jedoch herrschten kühle Temperaturen, die Vorteile einer Immobilie mit historischer Bauweise. Ab September wird ein Planungsbüro neue Nutzungsmöglichkeiten aufzeigen für das Alte Rathaus, das „Konzeptimmobilie“ im Fachwerk-Fünfeck ist. Damit künftig im Wesentlichen nicht allein Ratssitzungen in diesen Mauern stattfinden.

Und so blieben die Wahlkampftöne in der gut 90-minütigen Stadtrat-Sitzung mit 30 Tagesordnungspunkten eher warm und moderat. Sie klangen oft schon bemüht bei den wenigen Themen, die inhaltlich überhaupt etwas hergaben und nicht zu bestätigende Jahresabschlüsse oder formale Satzungsänderungen waren. Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek dankte allen Ratsmitgliedern für die Zusammenarbeit in den vergangenen gut drei Jahren seit der Fusion mit Kreiensen. Alle hätten ein gemeinsames Ziel gehabt, die neue, größere Stadt Einbeck für die Menschen so attraktiv wie möglich zu gestalten. „Wir haben es uns gegenseitig nicht immer leicht gemacht“, sagte die Bürgermeisterin, „über den Weg waren wir uns nicht immer einig.“ Doch das Ringen um einen Konsens durch die gewählten Vertreter mache Demokratie aus. Sie freue sich auf eine gute Zusammenarbeit mit denen, die sich am 11. September wieder zur Wahl stellen. Die konstituierende Sitzung des neuen Einbecker Stadtrates soll am 2. November stattfinden, dann will die Bürgermeisterin auch den Haushalt 2017 einbringen, den letzten übrigens von Kämmerin Christa Dammes, die Ende Oktober als Sachgebietsleiterin in den Ruhestand geht.

Die deutlichsten verbalen Dissonanzen waren bei der Reaktivierung der Bahnstrecke von Einbeck nach Salzderhelden zu registrieren, wobei sich imgrunde bei dem Thema weiterhin alle (bis auf Willi Teutsch CDU, der dagegen ist) einig sind – und aktuell nur aus Profilierung auf den politischen Gegner zeigten. Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) habe seine Behörde nicht im Griff, zu der auch die Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) zählt, kritisierte Dirk Ebrecht (CDU). „Mit uns gibt es keine Reaktivierung um jeden Preis“, sagte der CDU-Fraktionschef. Für ihn ist es „ein skandalöser Vorgang“, wenn bei den Kosten knapp eine Million Euro vergessen worden sei. Er hoffe, das sei jetzt „der letzte Schluck aus der Pulle“. Ebrecht: „Nicht, dass noch einer mit Denkmalschutz bei den Brücken um die Ecke kommt.“ Auch Ratsmitglied Ulrich Minkner (SPD), der Aufsichtsratsvorsitzender der Ilmebahn GmbH ist, ärgerte sich über die LNVG. Die Frage der Brücken auf der Strecke sei zwar noch nicht abschließend geklärt, habe man aber „im Griff“, sagte Minkner. Den Vorwurf Ebrechts, dass bei der Ilmebahn ein Brief mit der neuerlichen Finanzforderung liegen geblieben sei, wies er zurück. Und ob die Kosten so hoch würden wie angekündigt, sei noch gar nicht raus, Unterstellungen dieser Art seien deshalb „daneben“, erklärte Minkner. Die Landesnahverkehrsgesellschaft hatte Anfang Juli für Ilmebahn und Stadt Einbeck überraschend mitgeteilt, dass die Sicherung von sechs Bahnübergängen nicht in den bekannten Reaktivierungskosten von acht Millionen Euro enthalten sei. Ein Drittel der zusätzlichen 950.000 Euro habe die Stadt Einbeck als Träger der Straßenbaulast zu tragen, lautete die Mitteilung aus Hannover, die nach einer Urlaubspause Anfang August auch das Rathaus erreichte. Die Stadt Einbeck bemüht sich, durch Fördergelder ihren Anteil zu senken und steht auf dem Standpunkt, die Bahnübergänge seien bereits in den von der Kommune übernommenen vereinbarten Kosten enthalten, wie Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek mir auf Nachfrage sagte. Die Stadt Einbeck beteiligt sich mit einer Kapitalerhöhung von 300.000 Euro bei der Ilmebahn an den Reaktivierungskosten; weitere 700.000 Euro trägt der Landkreis Northeim bei. Der Einbecker Stadtrat hat jetzt beschlossen, die Summe von insgesamt 317.000 Euro als Eigenanteil in die Haushalte 2017 und 2018 einzuplanen. Das wären rund 17.000 Euro mehr als bislang kalkuliert. Es sei aber weiterhin auch noch ein zusätzlicher Anteil der Stadt in Höhe von rund 250.000 Euro möglich, räumte die Bürgermeisterin ein. Entsprechende Förderanträge werden in diesen Tagen gestellt, um die Summe für den städtischen Etat zu drücken. Überhaupt stellt sich bei diesem Thema einmal mehr heraus, dass die komplizierte Förderlandschaft selbst für Kenner manchmal undurchschaubar und unerklärbar ist.

Mehrere Themen sind auf die nächste Wahlperiode verschoben und werden damit den einen oder anderen, aber nicht alle Ratsmitglieder weiterhin beschäftigen. Vertagt hat der Rat SPD/GfE-mehrheitlich einen CDU-Antrag „Investitions- und Anreizprogramm gegen Immobilienleerstände“. Was CDU-Fraktionschef Dirk Ebrecht ärgerte, man verliere damit ein halbes Jahr, bis der neu gewählte Rat wieder arbeitsfähig sei. Die CDU wolle ein politisches Signal zu setzen, aber zudem konkret anschieben, dass aktives Eingreifen geboten sei, um Investitionen in Immobilien zu fördern und insgesamt den Anreiz zu steigern, Häuser und Wohnungen zu verbessern, den Erwerb zu erleichtern und somit insgesamt die Zahl der im Stadtgebiet wohnenden Menschen zu erhöhen, wie es in der Antragsbegründung heißt.

Das Mobiliätskonzept, das die Verkehrsführung beispielsweise in Oleburg und Haspel modifizieren würde, nahm der Stadtrat nur zur Kenntnis; die Maßnahmen werden einstweilen nicht ausgeführt. Das heikle Thema Verkehrsführung wollte keiner der Wahlkämpfer mehr anpacken vor dem 11. September. Es wird im November den neuen Stadtentwicklungsausschuss beschäftigen.

Ebenso wie ein Antrag der SPD-Fraktion, bei Elektro-Autos die Parkgebühren zu erlassen. Um Anreize zu schaffen, müsse man auch Mindereinnahmen in Kauf nehmen, sagte Marcus Seidel (SPD), wie hoch diese seien, lasse sich nicht sagen, er schätze etwa 1800 Euro pro Jahr. Unterstützung signalisierte Dietmar Bartels (Grüne), man müsse alles tun, um Anreize für E-Mobilität zu schaffen. Kritik kam von Dr. Reinhard Binder (FDP), die SPD wolle ein Problem lösen, das es in Einbeck gar nicht gebe, denn so viele E-Autos gebe es gar nicht. Und Frank-Dieter Pfefferkorn (Bürgerliste Kreiensen) regte an, doch separate Parkplätze für E-Autos auszuweisen.

Nicht in Konfrontation zu anderen Fraktionen, wohl aber zu Bürgermeisterin und Verwaltungsspitze ging die SPD bei einer Personalie: den Weggang des Einbecker Stadtarchäologen. Offenkundig hat die Politik davon erst aus diesem Blog erfahren. Was sie ärgert.

In Harnisch versetzt haben mehrere Punkte zur Verkehrssituation in der Innenstadt die SPD. Wenn Fachaussschuss- und Verwaltungsausschuss-Beschlüsse nicht oder nicht vollständig umgesetzt werden, „muss nachfragen erlaubt sein“, sagte die scheidende SPD-Fraktionschefin Margrit Cludius-Brandt. „Wir wissen jetzt, wer die Verantwortung trägt, wenn Bürger Anregungen geben, und es passiert nichts“, ärgerte sich Rolf Hojnatzki (SPD) über die Verwaltung. Vor allem der von ihm geleitete Kernstadtausschuss habe sich mit neuralgischen Verkehrspunkten intensiv beschäftigt. Beispiele: Brücke über den Mühlenkanal in der Schlachthofstraße, Einmündung Weidenfeld/Hubeweg, Parkplätze in der Schrammstraße, unterschiedliche zeitliche Begrenzung der Tempo-30-Zone in Schützenstraße und Langer Wall. „Ich weiß ja, sie fühlen sich ein bisschen wie ein Kernstadt-Bürgermeister“, ätzte Dirk Ebrecht und stellte sich schützend vor die Verwaltung, die doch umfangreich dargelegt habe, was warum gehe oder eben auch nicht. Mehr als zwei Jahre für die Tempo-30-Erkenntnis sei „ernsthaft rekordverdächtig“, und wer (wie Ebrecht) auf Platz 1 der Nordstadt-Liste stehe, solle sich bitte erstmal kundig machen über die Probleme in der Stadt, keilte Hojnatzki zurück.

Zufrieden war SPD-Ratsherr Alexander Kloss mit der Antwort auf seine Frage nach der Parksituation am Einbecker Zentralfriedhof. Dort soll jetzt eine Parkscheiben-Regelung die Lage entschärfen.

Dringend angefasst werden müssen vom neuen Rat die zuletzt 2011 veränderten Richtlinien für die Ehrung von Ratsmitgliedern (Richtlinien Ehrungen Einbeck). Der unkundige Beobachter muss sich am Ende der Ratssitzung reichlich irritiert gefühlt haben, als durch drei verschiedene Institutionen insgesamt 22 Ratsmitglieder für langjähriges Engagement gewürdigt wurden, einige von ihnen doppelt. Ein Teil der Begründung lautet: Die ehemalige Gemeinde Kreiensen war Mitglied im Städte- und Gemeindebund, die Stadt Einbeck ist Mitglied im Städtetag. Es gibt aber Ratsmitglieder, die sind auch bereits zehn Jahre in Orts- und Stadtrat aktiv, manche sogar deutlich länger, erhielten aber keine Ehrung. Oder wurde da nur jemand vergessen?

Nachtrag 28.08.2016: Rathaus-Vize Dr. Florian Schröder hat sich via Twitter zu den Ehrungen geäußert. Es sei niemand vergessen worden, schreibt der Bürgermeisterin-Stellvertreter.

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Nachtrag 28.08.2016: Die Einbecker SPD hat sich heute in einer Pressemitteilung (SPD PM_Streckenreaktivierung 16-08-28) noch einmal die Reaktivierung der Bahnstrecke auf ihr Konto geschrieben sowie auf das der Ilmebahn GmbH. Es sei verwunderlich, wie die örtliche CDU diese wichtige Maßnahme öffentlich diskutiere. Dadurch werde die einmalige Chance für Einbeck und die Region kaputt geredet. Und was die Brücken betreffe, habe die SPD eine klare Haltung, schreiben SPD-Vorsitzender Marcus Seidel und SPD-Kreistagsabgeordneter Peter Traupe in der Mitteilung: Vorgesetzte der Unteren Denkmalschutzbehörde sei die Bürgermeisterin. Die Sozialdemokraten erwarten von Dr. Sabine Michalek, dass sie alles dafür tun werde, damit die Verwirklichung dieser für die Region einmaligen Maßnahme zum Dezember 2017 möglich wird: „Wir erwarten von allen Beteiligten, dass sie sich im Interesse der Stadt, der Region und unserer Ilmebahn für die Reaktivierung einsetzen werden.“

Nachtrag 30.08.2016: Heute hat sich auch die CDU noch einmal nach der Ratssitzung zur Streckenreaktivierung geäußert (CDU-PM Keine Streckenreaktivierung um jeden Preis_2016_08_29). Die Christdemokraten stehen zu dem Projekt, kritisieren aber eine „Salami-Taktik“ bei den Kosten. Das sei nicht seriös, sondern skandalös. Die Reißleine habe man im Rat deutlich gemacht, es könne keine Reaktivierung auf Biegen und Brechen geben, wenn immer wieder neue Kosten auftauchten. Selbstverständlich müsse eine Lösung für die Erreichbarkeit per Schiene für den PS-Speicher gefunden werden, hier seien auch kreative Lösungen ohne eine teure und aufwändige Reaktivierung denkbar. Wie CDU-Fraktionschef Dirk Ebrecht außerdem mitteilt, hat seine Fraktion den in der jüngsten Ratssitzung vertagten Antrag zu einem „Investitions- und Anreizprogramm gegen Immobilienleerstände“ sofort neu gestellt (CDU-PM Immobilienleerst_nde_2016_08_28), um keine Zeit zu verlieren und ein politisches Signal zu geben. Bis sich die Gremien nach der Kommunalwahl neu gebildet hätten, würde zu viel Zeit nutzlos verstreichen, meint der CDU- Fraktionsvorsitzende: „Diese Zeit haben wir nicht, wir müssen dieses Zukunftsthema aktiv angehen. Das werden wir machen, auch wenn sich SPD, Bürgerliste und GfE weiterhin verweigern.“

Nachtrag 01.09.2016: Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) hat nach Angaben des SPD-Landtagsabgeordneten Uwe Schwarz Unterstützung bei der Frage der Bahnübergänge zugesagt. Das erklärte der Bad Gandersheimer Parlamentarier heute per Pressemitteilung (160901_PM-US_Streckenreaktivierung-EIN). Die jüngsten Äußerungen des CDU-Fraktionschefs im Stadtrat, Dirk Ebrecht, seien „weder zutreffend noch in der Sache hilfreich“, kritisierte Schwarz. Auch wenn sie dem Wahlkampfmodus geschuldet sein mögen, tue das dem gesamten Projekt nicht gut. Ein gemeinsamer konstruktiver Einsatz sei für die gewünschte Reaktivierung der Bahnstrecke nach wie vor angezeigt. Schwarz bemängelt, dass er von der Stadt Einbeck nicht direkt kontaktiert worden sei, als die neuerliche Forderung aufgetaucht sei. Und schildert dann ausführlich – freilich ohne absolute Beträge zu nennen – wieviel Prozent von wieviel Prozent welche öffentliche Hand fördert. Am Rande: Ein schönes Beispiel für eine immer komplizierter werdende Förderkulisse. Der Wirtschaftsminister habe ihm bestätigt, erklärte Schwarz, dass die Stadt Einbeck durch das Ministerium in dieser Woche telefonisch über die Fördermöglichkeit unterrichtet worden sei. Nachhilfe aus Hannover.

Nachtrag 05.09.2016: Die Ablehnung des „Immobilien“-Antrags habe sich nicht gegen den Inhalt, sondern die Art und Weise der Antragstellung gerichtet, ergänzt heute die SPD-Fraktionsvorsitzende Margrit Cludius-Brandt in einer Stellungnahme: „Zum wiederholten Mal hat die CDU-Ratsfraktion einen Tagesordnungspunkt auf die Ratssitzung setzen lassen, ohne die anderen Ratsfraktionen auch nur ansatzweise über den Inhalt zu informieren. Die Fraktionsvorsitzenden bekamen kurzfristig einige Stunden vor der Sitzung eine nichtssagende Info per Mail bzw. die Ratsmitglieder dann als Tischvorlage. Mit Demokratie bzw. fairer politischer Arbeit hat das nichts mehr zu tun. Eine Vorbereitung der anderen Ratsfraktionen war nicht möglich. Es blieb daher nur diese Vorgehensweise. Wenn die CDU die Sache so dringend und schnell hätte bearbeiten wollen wie sie jetzt kundtut, wäre ein Antrag im zuständigen Ausschuss sinnvoller und schneller gewesen. Das hätte im letzten Stadtentwicklungsausschuss schon geschehen sein können. Ein Umweg über den Rat kostet immer Zeit, bringt aber mehr Öffentlichkeitswirkung. Ein Schelm, wer dabei böse denkt.“

Allerlei Appetit-Anreger

Appetit-Anreger (v.l.): Christian Grascha (Einbeck), Irnfried Rabe, Eckhard Ilsemann (beide Northeim), Klaus Kwasny (Uslar), Dr. Marion Villmar-Doebeling (Einbeck), Torge Gipp (Bad Gandersheim), Antje Zacharias (Dassel), Dr. Christian Eberl (Nörten-Hardenberg), Edgar Martin (Kalefeld), Bernd Bundstein (Moringen).

Appetit-Anreger (v.l.): Christian Grascha (Einbeck), Irnfried Rabe, Eckhard Ilsemann (beide Northeim), Klaus Kwasny (Uslar), Dr. Marion Villmar-Doebeling (Einbeck), Torge Gipp (Bad Gandersheim), Antje Zacharias (Dassel), Dr. Christian Eberl (Nörten-Hardenberg), Edgar Martin (Kalefeld), Bernd Bundstein (Moringen).

Allmählich arrangieren die örtlichen Parteien ihre Personaltableaus für die Kommunalwahlen im Herbst, im Politiksprech auch Kandidatenlisten genannt. Allerlei Appetit-Anreger präsentierte in dieser Woche die FDP, wie das Kreisvorsitzender Christian Grascha in unmittelbarer Küchennähe des Einbecker Hotels „Hasenjäger“ formulierte. Wem’s schmeckt… die Freien Demokraten haben jedenfalls großen Hunger und peilen mit einigen durchaus unkonventionell zu nennenden Köpfen ein besseres Kreistagswahlergebnis als 2011 an (6,5 Prozent damals). Da ist natürlich an erster Stelle Edgar Martin zu nennen, der ganz früher mal bei der SPD war, sich dann mit den Sozialdemokraten nicht mehr verstand, als Parteiloser 1999 zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister in der Gemeinde Kalefeld gewählt wurde und fortan bis 2014 Rathauschef in Kalefeld war. „Ich bin frei und Demokrat“, stellte sich der 62-Jährige den FDP-Mitgliedern vor. Und ein Vereinsmensch, Mitglied in allen (Sport-)Vereinen in der Gemeinde, dem die Themen Sicherheit und Bildung am Herzen liegen. Ein mindestens ebenso unkonventioneller Denker ist Bernd Bundstein aus Moringen. Der 49-Jährige ist seit 2006 Ratsherr in seiner Heimatstadt, zunächst für die CDU. Doch als der IT-Unternehmer und Landwirt 2014 als unabhängiger Kandidat bei den Bürgermeisterwahlen antrat (obwohl es eine von der CDU unterstützte Kandidatin gab), gab’s Knatsch bei den Christdemokraten, Bundstein musste die CDU verlassen. In der FDP habe er nun eine neue Heimat gefunden, sagt der Moringer. Und schließlich tritt mit Dr. Christian Eberl bei den Freien Demokraten ein politisches Schwergewicht an, der nach mehreren politischen Ausflügen gewissermaßen zu seinen kommunalpolitischen Wald-Wurzeln zurückkehrt. Der 62-Jährige (der übrigens zusammen mit Edgar Martin am Northeimer Corvinianum sein Abitur gemacht hat und mit ihm hinter den Kulissen auch wesentlich am 26-Prozent-Wahlerfolg des von der FDP unterstützten Landratskandidaten Jörg Richert gebastelt hat) war 2002/2003 für wenige Monate Bundestagsabgeordneter, bevor der Forstwissenschaftler als Staatssekretär ins Niedersächsische Umweltministerium wechselte. 2008 versetzte ihn sein Minister in den einstweiligen Ruhestand, die Chemie stimmte nicht mehr. 2011 versuchte Eberl, in Goslar Oberbürgermeister zu werden, nominiert von FDP, SPD und Grünen. Doch gegen den (damaligen) CSU-Mann Dr. Oliver Junk hatte er keine Chance.

Kandidiert nicht im Herbst und zieht zum 1. Mai aus beruflichen Gründen nach Karlsruhe: Dr. Claudius Weisensee (r.), geehrt von Christian Grascha für 20-jährige FDP-Mitgliedschaft.

Kandidiert nicht im Herbst im Landkreis Northeim und zieht zum 1. Mai aus beruflichen Gründen nach Karlsruhe: Dr. Claudius Weisensee (r.), geehrt von Christian Grascha für 20-jährige FDP-Mitgliedschaft.

In den vier Wahlbereichen für die Kreistagswahlen treten für die FDP (bislang) an: Edgar Martin, Northeims Ex-Bürgermeister und FDP- Kreistagfraktion- Vorsitzender Irnfried Rabe, Eckhard Ilsemann und Tobias Schnabel (Northeim/Kalefeld); Dr. Christian Eberl, Bernd Bundstein (Moringen, Hardegsen, Nörten-Hardenberg, Katlenburg-Lindau); Dr. Marion Villmar-Doebeling, Torge Gipp und Christian Grascha (Einbeck/Bad Gandersheim); Antje Zacharias und Klaus Kwasny (Dassel, Uslar, Bodenfelde). Zacharias ist auch neue Kreisgeschäftsführerin bei den Liberalen. Sie folgt auf Silke Albrecht (Salzderhelden), die nach 13 Jahren ihr Amt abgegeben hatte. Die gebürtige Rheinländerin Zacharias lebt mit ihrer Familie seit 2003 im Landkreis, heute im Dasseler Ortsteil Wellersen. Die Agrar-Ingenieurin leitet außerdem das Wahlkreisbüro des FDP-Landtagsabgeordneten Christian Grascha in Einbeck. „Unsere Listen sind weiterhin offen, auch für Nicht-Mitglieder“, sagte Grascha. Man sei auch derzeit noch mit einigen Personen im Gespräch. Offiziell werden die Liberalen, die aktuell 106 Mitglieder im Landkreis Northeim haben, ihre Kandidaten mit den Listenplatzierungen Ende Mai bei einer Wahlkreis-Versammlung wählen. Bis zu diesem Zeitpunkt soll auch der Entwurf eines Kreiswahlprogramms vorliegen und dann beschlossen werden, kündigte der FDP-Kreisvorsitzende an.

Während von der CDU bis dato noch keine Kreistagswahl-Kandidatennominierungen bekannt wurden, haben unterdessen die Sozialdemokraten bereits erste Namen für ihre Listen genannt. Die endgültige SPD-Liste wird bei einer Kreiswahlkonferenz des SPD-Unterbezirks Northeim-Einbeck am 23. April in Kalefeld-Willershausen verabschiedet. In einer Mitgliederversammlung sind die Spitzenplätze der Sozialdemokraten für die Kreistagswahl aus Einbeck nominiert worden: Spitzenkandidaten sind der Kreistagsvorsitzende Peter Traupe aus Einbeck, die Schulausschussvorsitzende Nadine Seifert-Doods aus Einbeck-Kreiensen und der Bauausschussvorsitzende Rolf Metje aus Einbeck-Sülbeck.

Keine Weisungen

Ein Leserbrief und seine Folgen. Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek hat am Donnerstag Abend im Stadtrat erklärt, dass in Kindertagesstätten der Stadt Einbeck für die verfügbaren Plätze Kinder „unabhängig von ihrer Nationalität“ aufgenommen werden. „Weisungen, Plätze in den Kindertagesstätten für bestimmte Bevölkerungsgruppen vorzuhalten, gab und gibt es nicht“, sagte die Bürgermeisterin. In einem Leserbrief war behauptet worden, dass es eine Weisung „von oben“ gebe, vorrangig Plätze für Flüchtlingskinder freizuhalten. Die Rathauschefin erklärte dazu, dass die betroffene Familie einen Antrag auf einen Ganztagsplatz in einem bestimmten Kindergarten gestellt habe. Ein Platz in dieser Wunscheinrichtung könne aber auch in diesem Fall nicht zugesichert werden, ohnehin würden Eltern erst nach dem 25. Februar gesicherte Informationen erhalten können. Dann hat ein interner Abstimmungstermin von Stadtverwaltung und Kita-Leitungen zur Platzvergabe stattgefunden. Im konkreten Fall habe die Stadt den Eltern mitgeteilt, dass ihr Kind aller Voraussicht nach einen Ganztagsplatz in einem anderen Kindergarten bekommen könne.

Die Krisen-Kommunikation im Rathaus lässt sich noch verbessern. Einen solchen Leserbrief mit einer ja aus Sicht der Verwaltung unzutreffenden Behauptung tagelang unkommentiert zu lassen hat dazu geführt, dass der Zeitungsausschnitt währenddessen wild durchs Web wanderte und in Sozialen Medien heftigst auch überregional diskutiert wurde – aber eben bei den Lesern immer nur in Kenntnis der einen Seite der Medaille. Keine gute Werbung für Einbeck. Warum die Bürgermeisterin als Weg einer Entgegnung ihren Bericht in der Ratssitzung wählte, der ja nur eine eher begrenzte Öffentlichkeit erreicht, erschließt sich mir auch nicht ganz.

Nachtrag 13.02.2016: Auch der Kreistagsabgeordnete Peter Traupe (Einbeck) hat um dringende Aufklärung des Sachverhalts und Lösungsvorschläge gebeten, spätestens im nächsten Jugendhilfeausschuss des Kreistages am 8. März, schreibt er an den Ersten Kreisrat Dr. Hartmut Heuer (JHA_Rechtsanspruch_Kitaplaetze Peter Traupe 050216). Eine Antwort ist bislang noch nicht bekannt. Es gebe einen Rechtsanspruch auf Plätze in der Kinderbetreuung. Wenn die Kapazitäten ausgeschöpft seien, beispielsweise durch Kinder von Flüchtlingen, müsse sich der Jugendhilfeträger darum kümmern, weitere zusätzliche Plätze zu schaffen, erklärte der SPD-Politiker.

Nachtrag 19.02.2016: Nach Mitteilung des Ersten Kreisrates Dr. Hartmut Heuer in seiner Antwort an den Kreistagsabgeordneten Peter Traupe sind die notwendigen Platzkapazitäten für Flüchtlinge in den Kitas bereits in die Bedarfsplanungen aufgegriffen worden, der Fachausschuss des Kreistages wird darüber am 8. März sprechen. Dr. Heuer hat außerdem nach Rücksprache mit der Stadt Einbeck noch einmal deutlich gemacht, dass es unzutreffend sei, vorranggig Betreuungsplätze für Flüchtlingskinder freizuhalten. Die Stadt Einbeck habe klärende Gespräche mit dem Leserbrief-Autor sowie mit der Kita-Leiterin geführt.

Sommer in der Politik

Günter Kleinhans zeigte beim Auftakt des SPD-Projektsommers seine Bienenvölker in Stroit.

Günter Kleinhans (links) zeigte beim Auftakt des SPD-Projektsommers seine Bienenvölker in Stroit.

Für die SPD dankte Peter Traupe (r.) den Imkern Liesel und Günter Kleinhans für die Informationen.

Für die SPD dankte Peter Traupe (r.) den Imkern Liesel und Günter Kleinhans für die Bienen- und Honig-Informationen.

Sommer ist in der Politik, wenn Ministerpräsidenten, Fraktionschefs, Parteivorsitzende oder anderweitige Amtsträger durchs Land reisen und an der Basis vorbei schauen. Sommer ist in der Politik, wenn die Parlamente und Gremien nicht mehr tagen und die Termine in den Kalendern überschaubar werden. Ferienzeit eben. Die Einbecker SPD gibt sich seit Jahren bodenständig und bürgernah und veranstaltet ihren Projektsommer – nicht nur in Wahlkampfzeiten. Dafür kommen auch keine Partei-Promis vorbei, sondern die lokalen Genossen schauen sich mit Interessierten verschiedene Projekte, Organisationen oder Firmen vor Ort an. Jeder, der mag, kann dabei sein und auch einmal hinter so manche Kulissen schauen. Start war jetzt bei Schwarz-Gelben: In Stroit schaute die Einbecker SPD beim Imker vorbei. Günter und Liesel Kleinhans „herrschen“ zusammen über 50 Bienen-Völker. Wie die Bienen aktuell drauf sind, wann sie warum wohin fliegen, welche Probleme und Krankheiten es gibt – das alles erfuhren die Teilnehmer der ersten Projektsommer-Veranstaltung hautnah. Kleinhans ist Vorsitzender des Imkervereins Einbeck. Jeweils dienstags um 18 Uhr geht es bis zum Sommerferienende weiter: Nach einem Besuch in den Räumen des Münsterflohmarkts am 4. August steht am 11. August der Aussichtsturm im Fokus. Der Förderverein Kaiser-Friedrich-Turm informiert über die aktuelle Lage. Kürzlich ist im Fachausschuss ein Gutachten vorgelegt worden, das Sanierungskosten in Höhe von rund 200.000 Euro aufruft. Treffpunkt für eine Wanderung zum Turm ist der Parkplatz „An den Teichen“. Am 18. August gibt es Gelegenheit, das Haus des Jugendrotkreuzes im Borntal kennenzulernen. Der Stadtjugendring Einbeck wird sich am 25. August auf dem Gelände in Rotenkirchen vorstellen. Zum Abschluss des diesjährigen Projektsommers thematisieren die Sozialdemokraten am 1. September die Reaktivierung der Bahnstrecke von Einbeck-Mitte nach Salzderhelden. Der „Ilmeblitz“-Triebwagen fährt vom PS-Speicher nach Salzderhelden und zurück zum Betriebshof der Ilmebahn GmbH. Einbecks SPD-Chef Marcus Seidel hatte jüngst bei einer Mitgliederversammlung darüber informiert, dass es auch im Umfeld des Einbecker Bahnhofs Veränderungen geben müsse, sobald die Bahntrasse für regelmäßigen Personennahverkehr reaktiviert worden ist. Zu Pendlerparkplätzen und der Lage sowie Gestaltung des Omnibusbahnhofs habe die SPD-Ratsfraktion bereits eine entsprechende Initiative gestartet, hieß es. Auch darüber werden die SPDler näher informieren.

Beatrix Tappe-Rostalski, Uwe Schünemann, Margrit Cludius-Brandt, Hans-Martin Kuhlmann, Heidrun Hoffmann-Taufall, Dr. Sabine Michalek, Dr. Olaf Städtler, Björn Thümler, Dr. Florian Schröder, Jochen Beyes.

Beatrix Tappe-Rostalski, Uwe Schünemann, Margrit Cludius-Brandt, Hans-Martin Kuhlmann, Heidrun Hoffmann-Taufall, Dr. Sabine Michalek, Dr. Olaf Städtler, Björn Thümler, Dr. Florian Schröder, Jochen Beyes.

Auf Sommerreise durchs Land hatte sich kürzlich auch der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion gemacht. Björn Thümler (44) informierte sich dabei in Einbeck über das Modell Bürgerspital. Wie die Einbecker ihr Krankenhaus wieder flott bekommen haben – dieses Modell interessierte den CDU-Politiker aus Berne/Unterweser. Landespolitiker der SPD, Grünen und FDP waren vor dem Oppositionsmann bereits im Hause. Begleitet wurde Thümler vom Leiter der von der CDU-Landtagsfraktion initiierten Ideenwerkstatt Südniedersachsen, Uwe Schünemann (Holzminden), die im Einbecker Brauhaus-Keller ihren Start hatte. Der Ideenwerkstatt gehört auch die Einbecker Bürgermeisterin an. Das Einbecker Bürgerspital sucht zurzeit verstärkt nach politischem Rückenwind, möchte insbesondere von der Landespolitik fair und gleichberechtigt behandelt werden, wenn es um Sanierungsmittel für die Bauunterhaltung geht. „Wir erhoffen uns politische Unterstützung“, sagte Treuhänder Jochen Beyes. „Wir brauchen ein Signal, es muss etwas passieren, sonst reiten wir einen toten Gaul“, ergänzte der medizinische Geschäftsführer Dr. Olaf Städtler. Die Bausanierung sei über den laufenden Betrieb nicht zu erwirtschaften, sie belaste aber die sehr gute medizinische Entwicklung der Klinik. Björn Thümler würdigte den Mut der Bürger für das „Einbecker Modell“, das sei beispielhaft und könnte eventuell auch in anderen Landesteilen Schule machen, wenn die Rahmenbedingungen vergleichbar seien. Das Land Niedersachsen habe Verantwortung, die Kliniken bei der Bausanierung auszustatten, doch der Topf sei leer und auch nicht ausreichend groß, kritisierte der CDU-Politiker. Hier gelte es auch, neue Wege zu finden, beispielsweise wie bei einem Modell aus Baden-Württemberg, bei dem das Land die Kredittilgung übernehme.

Eingeladen zu dem Termin hatte Einbecks Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek; auch die SPD-Fraktionsvorsitzende Margrit Cludius-Brandt war dabei. Meine Bitte, den Sanierungsstau in dem mehr als 44 Jahre alten Gebäude doch auch einmal sichtbar werden zu lassen, indem sich beispielsweise die Besuchergruppe entsprechende Baumängel fürs Foto anschaut, wurde leider abschlägig beschieden. Wobei Björn Thümler durchaus dazu bereit gewesen wäre. Und so gab es lediglich das obligatorische Gruppenfoto vor dem Eingang. Sommer ist, wenn Politiker in die Kamera lächeln möchten. Lächeln ist ja gesund.

Noch nicht am Ziel

Wann fährt der erste Personenzug? Noch ist Strecke zu machen.

Wann fährt der erste Personenzug? Noch ist Strecke zu machen.

Schon die Minister-Mitteilung ist vorsichtig formuliert. „Wir haben jetzt eine Basis, mit der wir gut weiter arbeiten können“, lässt Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) mitteilen, als ihm das Gutachten zur Reaktivierung von Bahnstrecken in Niedersachsen vorliegt. „Die nächsten Schritte werden sein, den Lenkungskreis um eine Entscheidung zu bitten und mit den Aufgabenträgern und den Kommunen vor Ort über die Realisierung und die Finanzierung zu sprechen.“ Die Chancen für Personenverkehr auf der 4,4 Kilometer langen Trasse zwischen Einbeck und Salzderhelden sind gestiegen, mehr erst einmal nicht. Lies kennt die Strecke, ist sie im September 2013 schon im „Ilmeblitz“ gefahren.

Und auch Ilmebahn-Geschäftsführer Christian Gabriel jubelt nicht ohne Bremse. Das sei zwar „eine tolle Nachricht aus Hannover“, dennoch gelte es zunächst noch die genauen Rahmenbedingungen abzuwarten. Denn wann der erste Zug fahren kann, hängt davon ab, wie schnell die Investitionen in Höhe von rund acht Millionen Euro von Land und Kommunen umgesetzt werden können. Ilmebahn-Geschäftsführer Christian Gabriel hält einen Zeitpunkt innerhalb der nächsten zwei Jahre für realistisch. Die eigentlichen Bauarbeiten für neue Schienen, Signale und Brücken seien in einem halben Jahr zu schaffen.

Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek, durch eine NDR-Reporterin von der Nachricht überrascht und über das vorliegende Gutachten informiert, entfährt zwar ein spontanes „Das ist ja der Hammer“. Ein paar Stunden später, als die erste Euphorie verflogen ist, stellt die Rathauschefin nüchterner fest: Wie der kommunale Anteil der Kosten für die Reaktivierung finanziert und wie hoch dieser am Ende sein wird, ist laut Bürgermeisterin zurzeit noch nicht klar. Im städtischen Haushalt ist noch kein Geld vorgesehen. Sie möchte auch erst einmal das Gutachten komplett lesen und dann gemeinsam mit der Politik und dem Landkreis als dem anderen Hauptgesellschafter der Ilmebahn GmbH agieren.

Michalek verweist auch auf die vom Rat im September 2013 einstimmig verabschiedete Resolution, die die Grünen eingebracht hatten. Ebenso hatte der Northeimer Kreistag 2013 einstimmig zum Ausdruck gebracht, dass die gesamte Politik eine aktive Bahnstrecke möchte. Darauf, dass alle politischen Kräfte bei dem Thema an einem Strang gezogen haben, hat jetzt auch der Erste Kreisrat Dr. Hartmut Heuer für den Landkreis noch einmal hingewiesen. Das habe Rückenwind für die Sache gegeben. „Wenn wir es schaffen, eine vernünftige Taktung umzusetzen, würde dadurch eine Art S-Bahn-Linie zwischen Einbeck über Northeim bis nach Göttingen entstehen“, teilte heute Dr. Hartmut Heuer mit. Wobei man bei dieser Linie aufpassen muss, dass sie nicht zur Einbahnstrecke wird.

Da liest sich die jüngste Mitteilung der Einbecker SPD (Wortlaut: SPD PM Bahnstrecke Einbeck 13-03-15) von heute schon etwas kontraproduktiv. Die Sozialdemokraten loben zwar richtigerweise die Verdienste von Ilmebahn-Geschäftsführer Christian Gabriel, der immer wieder auf Zustand, Möglichkeiten und Chancen der Schienenanbindung an die Nord-Süd-Strecke hingewiesen habe. Dann aber sind die Genossen schnell beim politischen Gegner. Die jüngsten Aussagen des FDP- Landtagsabgeordneten Christian Grascha seien eine „Verneblungsaktion“, denn wer die Reaktivierung als Abschluss der Bemühungen der schwarz-gelben Vorgängerregierung bezeichne, streue den Menschen ganz bewusst Sand in die Augen. Der damalige FDP-Verkehrsminister Jörg Bode habe im Spätsommer 2012 „ein erbetenes Gespräch mit Uwe Schwarz verweigert“, karten Einbecks SPD-Chef Marcus Seidel und der Kreistagsabgeordnete Peter Traupe nach. Sich jetzt Verdienste ans Revers heften zu wollen, wie das Grascha tue, sei unehrlich und unredlich. Es sei der SPD- Landtagsabgeordnete Uwe Schwarz gewesen, der immer wieder im zuständigen Ministerium auf Einbeck hingewiesen und für die Reaktivierung geworben habe.

Das mag alles so sein, aber was bringt das heute noch, sich über mutmaßlich verschüttete Milch auszutauschen? Außer eine mäßig interessante politische Kontroverse, die noch dazu aufgewärmt nach Hustenbonbons aus der Schweiz schmeckt. Der Zug steht noch nicht am Bahnhof Einbeck-Mitte, das sei nochmal allen in Erinnerung gerufen. Es wäre also schön, weil zielführender, wenn weiterhin alle politischen Kräfte in eine Richtung ziehen. Damit der Zug auch wirklich (schnell) kommt.

Zwischen Bahnhof (im Hintergrund) und Köppenweg ist genug Platz für Parkplätze und mehr.

Zwischen Bahnhof (im Hintergrund) und Köppenweg ist genug Platz für Parkplätze und mehr.

Richtig ist dann wieder der Hinweis der SPD in der Mitteilung, dass es mit einem Beschluss zur Reaktivierung allein nicht getan sei. Denn wenn wieder Personenzüge am Einbecker Bahnhof regelmäßig abfahren, müssen die Fahrgäste zunächst dort auch irgendwie hinkommen – und manche eben ihr Auto abstellen können. Es müsse darum gehen, im Umfeld des Einbecker Bahnhofs die erforderliche Infrastruktur zu schaffen, betonen die Einbecker SPD-Ratsherren Rolf Hojnatzki und Rene Kopka in der Pressemitteilung. Sie haben Recht: Das ist eine Chance zur Aufwertung dieses Areals zwischen Köppenweg und Bahnhof. Nicht nur die beiden Kommunalpolitiker sehen den Vorschlägen der Stadtverwaltung dazu mit Interesse entgegen.

 

Nachtrag 19.03.2015: Der Lenkungskreis ist einhellig dem Minister-Vorschlag gefolgt, teilte Verkehrsminister Olaf Lies heute mit. „Unmittelbar und mit Nachdruck“ sollen die drei Strecken reaktiviert werden, darunter die von Einbeck nach Salzderhelden. Lies: „Wir werden nun unverzüglich die Gespräche mit den Aufgabenträgern und den Kommunen führen, um jetzt so schnell wie möglich zu einer Realisierung zu kommen. Noch vor der Sommerpause soll es endgültige Entscheidungen zunächst zu den drei Strecken geben. Ich verfolge das Ziel, dass in etwa zwei Jahren auf der ersten reaktivierten Strecke wieder Personenzüge unterwegs sind.“

Uwe Schwarz, Olaf Lies, Dr. Hartmut Heuer, Christian Gabriel. Foto: SPD

Uwe Schwarz, Olaf Lies, Dr. Hartmut Heuer, Christian Gabriel. Foto: SPD

Der SPD- Landtagsabgeordnete Uwe Schwarz war gestern Abend gemeinsam mit Ilmebahn-Geschäftsführer Christian Gabriel und dem Ersten Kreisrat des Landkreises Northeim und Ilmebahn-Prokurist Aufsichtsratsmitglied Dr. Hartmut Heuer im Lenkungskreis dabei. „Jetzt sind die Verantwortlichen in den drei Regionen gefordert, die kommunale Gegenfinanzierung zügig sicherzustellen, damit dann mit der Umsetzung begonnen werden kann“, erklärte Schwarz per Presseinformation (Wortlaut: SPD Schwarz 150319_Streckenreaktivierung). „Ich bin optimistisch, dass der Landkreis Northeim und die Stadt Einbeck ihren kommunalen Anteil zügig bereitstellen können, um Ausschreibungen und Baubeginn schnell zu realisieren. Nur dann kann der Fahrbetrieb ab Ende 2017 verwirklicht werden. Die Signale und die gemeinschaftlichen Entscheidungen im Vorfeld machen mir Mut, dass uns das gelingen kann.“

Auch der CDU-Kreisverband Northeim hatte die Ankündigung des Ministers begrüßt und Unterstützung zugesagt (Wortlaut: 05.2015 CDU begrüßt Ilmebahnempfehlung). „Das ist ein gutes Signal für Einbeck“, erklärte CDU-Pressesprecher Tobias Kreitz in einer Pressinfo. „Damit kann man innerhalb von kurzer Zeit in Hannover und in Göttingen sein, und das macht die Kernstadt noch attraktiver für Pendler.“ Die gute Nachricht habe in einer Sitzung des Kreisvorstandes zu spontanem Beifall geführt, sagte Kreitz.

Affront

Als einen „Affront gegenüber all denjenigen, die für Frieden, Toleranz und ein Miteinander aller Kulturen und Konfessionen eintreten“, hat die Einbecker SPD die jüngsten Äußerungen des CDU-Kreistagsabgeordneten Timo Dröge (Bad Gandersheim) bezeichnet und sich davon deutlich distanziert. Wer, wie ausweislich der Medienberichterstattung (hier und hier) geschehen, von „zwölf schlimmen Jahren“ spreche und in einem Atemzug von „200 Jahren Asche“ und sich beim erarbeiteten, vom Kreistag beschlossenen Flüchtlingskonzept des Landkreises enthalte, weil man nicht das „Weltsozialamt“ sei, der lasse Kälte gegenüber Menschen erkennen und verharmlose Geschichte, meint nicht nur die SPD in Einbeck. Ich bin noch immer fassungslos. Martin Wehner (Einbeck), SPD-Kreistagsfraktionsvorsitzender, lässt sich wohltuend zitieren: „Es gibt nicht Flüchtlinge verschiedener Güte. Es ist egal, ob Menschen aus der Angst heraus flüchten, erschossen zu werden. Oder weil sie befürchten, zu verhungern. Es ist unsere Pflicht, ihnen Schutz und Obhut zu geben.“

Die SPD hat in ihrer Pressemitteilung (Wortlaut: SPD PM Fluechtlingskonzept 010315) richtigerweise auch darauf hingewiesen, dass sie es war, die im vergangenen Herbst bereits einen Runden Tisch zur Flüchtlingssituation in Einbeck initiiert hatte. Das Engagement am Runden Tisch, der sich Mitte Februar zuletzt getroffen hatte, hat in der Tat bereits zu erster guter Vernetzung untereinander geführt. Richtig ist aber auch, dass man schon wesentlich weiter hätte sein können, wie die SPD-Ratsmitglieder René Kopka und Marcus Seidel erklärten. Es läuft noch unrund, da kann man sicher noch etwas Tempo aufnehmen. Den Äußerungen des Kreistagsvorsitzenden Peter Traupe (SPD), Hilfe für flüchtende Menschen sei unsere Pflicht als Mensch und als Christ, kann ich mich im Übrigen nur anschließen.

Bislang sind zwar keine Wortmeldungen aus der Kreistagsfraktion der Christlich-Demokratischen Union öffentlich geworden, die sich hinter ihren stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Timo Dröge stellen. Allerdings leider auch keine, die sich deutlich von seinen Einlassungen distanzieren. Noch ist es dafür nicht zu spät, liebe CDU.

Nachtrag 05.03.2015: Der Kreisvorsitzende der Linken, Carlo Bleichert (Bad Gandersheim), hat den Kreisverband der CDU und den Kreistagsabgeordneten Timo Dröge aufgefordert, sich von den verharmlosenden Äußerungen zu distanzieren und sich hierfür öffentlich zu entschuldigen. „Will Herr Dröge mit diesen gemachten Äußerungen Stimmung machen, wie es Pegida und deren Ableger betreiben? Begibt er sich hierbei auf Stimmenfang bei Wählerinnen und Wählern von NPD bis AfD? Dies kann doch nicht im Sinne seiner Partei der CDU sein, die sich auf christliche Werte stützt“, heißt es in einer Pressemitteilung der Linken.

Nachtrag 09.03.2015: Während die CDU weiterhin auf Tauchstation ist, hat sich heute nochmal die SPD zu Wort gemeldet und den Ton deutlich verschärft. Der SPD-Vorsitzende im Landkreis Northeim, Uwe Schwarz MdL, erwartet eine Distanzierung der Kreis-CDU und des CDU-Kreisvorsitzenden Dr. Roy Kühne MdB zu den Äußerungen des Timo Dröge im Northeimer Kreistag am 27. Februar. „Herr Dröge ist als stellvertretender Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion sowie als CDU-Stadtverbandsvorsitzender und Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion Bad Gandersheim nicht irgendein Mitläufer, sondern Spitzenfunktionär der CDU auf Kreisebene“, heißt es in einer Pressemitteilung der SPD (Wortlaut: SPD PM Dröge 090315). Für die Sozialdemokraten sind die in der vergangenen Kreistagssitzung gemachten Äußerungen des CDU-Kreistagsabgeordneten Dröge „ein Skandal und der Debatte nicht würdig. Sprache ist verräterisch, und diesbezüglich sind wir von Herrn Dröge ja schon einiges gewohnt. Seine verbalen Entgleisungen in der Kreistagssitzung waren jedoch unerträglich und können so nicht stehen bleiben.“ Dröges Aussage, wegen „zwölf schlimmer Jahre“ solle man sich „nicht 200 Jahre Asche auf das Haupt streuen“ sei inhaltlich und sprachlich eine dramatische Verharmlosung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, schreibt die SPD. Diese Aussagen des CDU-Kreistagsabgeordneten seien „in keinster Weise akzeptabel und hinnehmbar. Sie sind einfach nur dumm und unverantwortlich. Man kann aber davon ausgehen, dass Herr Dröge genau weiß, wie er etwas formulieren will. Insofern hat seine Wortwahl schon brandstiftendes Niveau“, schreibt Uwe Schwarz in seiner Pressemitteilung.

Ja, aber…

Kennen Sie „Ja, aber….“-Sätze? Das sind solche, bei denen erstmal lang und breit alles positiv und in wärmsten Tönen geschildert wird. Und dann kommt das große Aber! Der Gedanke kam mir, als ich in meinem elektronischen Postfach eine Mitteilung (Wortlaut: CDU PM 28.2014 Asylbewerber) gefunden haben, die die Kreis-CDU nach ihrer Fraktionsklausur am Wochenende verschickt hat. Es geht um das sensible Thema Flüchtlinge und Asylbewerber. Die Christdemokraten bekennen sich zur Willkommenskultur, steht da zu lesen. Und sie möchten ein „begleitendes System“, sprich eine Hilfestellung für die in den Landkreis kommenden Menschen aus fremden Ländern. Dieser Gedanke ist nicht nur löblich, in Einbeck beispielsweise ist ein Runder Tisch in Vorbereitung, um alle ehrenamtlich engagierten Menschen und deren Hilfe zu koordinieren; einige haben unabhängig davon einfach schon einmal angefangen mit der Willkommenskultur.

Leider für mich eine Spur zu mehrdeutig formuliert ist der letzte Absatz der CDU-Mitteilung. Oder sind das Zugeständnisse an bestimmte Flügel einer Volkspartei? Vorher war im Text von Maßnahmen die Rede, die zu einer Entspannung der Lage führen würden. Heißt das dann im Umkehrschluss, dass die Lage aktuell angespannt ist? Sind es schon „zu viele“? Der CDU sei klar, heißt es weiter, „dass die steigende Zahl von Asylsuchenden nicht nur auf positives Echo in der Bevölkerung fällt, zumal derzeit die überwiegende Zahl keine Kriegsflüchtlinge sind, sondern Menschen aus Serbien, Rumänien und Eritrea“. Und die dürfen nicht zu uns kommen? Jeder sei menschenwürdig unterzubringen und dürfe nicht ausgegrenzt werden, schreibt die CDU. Doch dann endet die Mitteilung mit einem leider vieldeutig interpretierbaren Doppelsatz: „Allerdings darf dies aber nicht zu einer gleichgültigen Haltung führen. Die Asylbewerber müssen sich auch in unserer demokratischen Rechtordnung in Deutschland zurechtfinden.“ Wie ist das zu verstehen? Wer darf keine gleichgültige Haltung haben? Die Flüchtlinge? Unstrittig ist, dass sich in Deutschland jeder an Recht und Gesetz zu halten hat. Jeder. Sollte der letzte Satz eine höfliche Umschreibung jüngster Unions-Forderungen sein, man möge doch bitte in der Flüchtlingsfamilie auch zuhause deutsch sprechen? Oder möchten die Christdemokraten einen Staatsbürgerkunde-Kompass einführen?

Nachtrag 10.12.2014: Der Runde Tisch zum Thema Flüchtlinge in Einbeck trifft sich erstmals am 13. Januar und nicht mehr wie ursprünglich geplant noch vor Weihnachten, sagte Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek heute im Stadtrat.

Nachtrag 16.12.2014: Die rot-grüne Kreistagsmehrheit hat die Schaffung von zwei Stellen zur Flüchtlingsbetreuung im Landkreis Northeim beantragt und die Kreisverwaltung beauftragt, ein Konzept „Willkommenskultur für Flüchtlinge“ aufzulegen. Die verschiedenen Angebote von Städten und Gemeinden, des Landkreises, der Kirchen, der Vereine und von Privatpersonen sollen koordiniert und vernetzt werden. Rot-Grün weist in seiner Pressemitteilung (Wortlaut: SPD 2014 12 10 Willkommenskultur Asylsuchende) Versuche von konservativen Kreisen zurück, im Zusammenhang mit der Diskussion über die Aufnahme von Flüchtlingen deren rechtsstaatliches Verhalten zu hinterfragen. Es sei unanständig im Zusammenhang mit in Not zu uns gekommenen Menschen mahnend sofort den Zeigefinger zu erheben und an die Einhaltung von Recht und Gesetz zu erinnern. „Zu uns kommen Menschen und keine Kriminellen“, stellen die beiden Kreistagsabgeordneten Peter Traupe (SPD) und Jens Jampe (Grüne) in der Pressemitteilung fest.

IGS-Affront

Ministerin im IGS-Klassenzimmer: Frauke Heiligenstadt mit IGS-Initiator Siegfried Pinkepank.

Ministerin im IGS-Klassenzimmer: Frauke Heiligenstadt mit IGS-Initiator Siegfried Pinkepank.

Dass die SPD in einer Pressemitteilung (Wortlaut: SPD IGS 140917) heute die neue Integrierte Gesamtschule (IGS) in Einbeck lobt, die vergangenen Freitag von SPD-Kultusministerin Frauke Heiligenstadt offiziell eröffnet worden war, ist imgrunde nichts Besonderes. „Diese Schulform ist eine Bereicherung für die größte Stadt im Landkreis Northeim und die Region“, erklärte der SPD-Abteilungsvorsitzende Einbeck-Kernstadt, René Kopka. „Sie steigert sicher auch die Attraktivität unserer Stadt für junge Familien.“ Lob erhielt auch noch einmal der unermüdliche Kämpfer für eine IGS in Einbeck, Siegfried Pinkepank. Der politische Mitbewerber bekam von den Genossen einen harmlosen Seitenhieb, dass die frühere CDU/FDP-Landesregierung eine IGS damals verweigert hatte.

Der bemerkenswerte Satz hingegen steht im dritten Absatz der Pressemitteilung: „Ein Affront gegenüber dem Landkreis, der mit großem finanziellem Engagement die IGS ausgestattet hat“, wettert der SPD-Kreistagsabgeordnete Peter Traupe, sei das Fernbleiben der Bürgermeisterin bei der Eröffnungsfeier und, „dass das gewählte Stadtoberhaupt stattdessen die Eröffnung einer Ortsdurchfahrt in einer kleineren Ortschaft präferiert“ habe. Für Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek hatte am Freitag in Einbeck bei der Eröffnungsfeier der stellvertretende Bürgermeister Alexander Kloss (SPD) gesprochen.

Tragfähige Brückenlösung

Die SPD sah sich am Montag vor Ort an der Leinebrücke um. Foto: SPD

Die SPD sah sich am Montag vor Ort an der Leinebrücke um. Foto: SPD

Nach dem gestrigen Ortstermin an der Leinebrücke zwischen Garlebsen und Olxheim hat heute die SPD eine Presseerklärung veröffentlicht und sich zu dem seit zweieinhalb Wochen hohe Wellen schlagenden Thema erstmals öffentlich geäußert (Wortlaut: SPD PM_Leine_Olxheim) „Uns ist an einer tragfähigen Lösung für die Zukunft gelegen“, betonte laut der Mitteilung der SPD-Kreistagsabgeordnete Peter Traupe. Seine Fraktion wolle der Region und den Menschen helfen und nicht wie andere mit den Sorgen der Menschen Politik machen. Welche Bedeutung die Leinebrücke für die drei Ortschaften hat, erfuhren die SPD-Politiker vor Ort von Ortsrat und Bürgerinitiative. Und eben weil die marode Brücke diese Bedeutung habe, sind die Sozialdemokraten gegen einen ersatzlosen Abriss und möchten auch künftig eine Querung der Leine mit Kraftfahrzeugen an dieser Stelle ermöglichen, heißt es in der Erklärung.

Die SPD-Kreistagsfraktion kündigte für die Sondersitzung des Bauausschusses am 2. September eigene Vorschläge an, nachdem sie die vom Ortsrat vorgetragenen Hinweise über die Anforderungen an eine weitere Brückenquerung in einer Sondersitzung sowie mit ihrem Grünen-Gruppenpartner beraten hat.

Neben diesen weniger überraschenden Aussagen der SPD lässt sich der Erklärung entnehmen, den bisherigen Umgang mit den schon seit langer Zeit bekannten Mängeln der Brücke zu hinterfragen. Das ist richtig so und auch notwendig. Verständlich ist auch der geäußerte Unmut der Genossen, von der kurzfristigen Schließung der Brücke aus der Presse erfahren zu haben. „Hier hätte eine schnelle Information der Fraktionen in Kreis und Stadt und des Ortsrates durch die zuständigen Verwaltungen erfolgen müssen“, heißt es in der Erklärung. SPD-Stadtratsfraktionschefin Margrit Cludius-Brandt und SPD- Kreistagsfraktionsvorsitzender Martin Wehner bezeichnen die Informationspolitik der Verwaltungen „als wenig vertrauensfördernd“. In der Tat ist es schon noch mal eine Erklärung wert, warum ein Brief aus dem Kreishaus ans Einbecker Rathaus fünf Tage auf dem Postweg benötigt (und warum nicht vorab per Mail oder Fax die Infos transportiert worden sind). Auch die Informationswege aus dem Rathaus an die Ortsräte scheint noch verbesserungswürdig, wenn dieser auch erst aus den Medien von der Brückensperrung erfahren hat.

Uwe Schwarz (SPD).

Uwe Schwarz (SPD).

Heute hat sich auch der von mir ebenfalls zu der Thematik angefragte SPD-Landtagsabgeordnete Uwe Schwarz geäußert. In einer Pressemitteilung schreibt der Bad Gandersheimer, der auch Kreistagsabgeordneter ist, nach einer Lösung suchen zu wollen. Umgehend nach Rückkehr aus dem Urlaub habe er sich in der Kreisverwaltung über die Hintergründe der angekündigten Schließung informiert und sich die Leinebrücke „am vergangenen Freitag bei einer Fahrt nach Einbeck ohne Beteiligung der Öffentlichkeit unter den aktuellen Gesichtspunkten nochmals angesehen“. Er könne die Forderungen der Bevölkerung gut nachvollziehen, dass diese Verbindung zwischen den Ortschaften Garlebsen/Ippensen und Olxheim erhalten bleiben müsse und unterstütze ausdrücklich diese berechtigte Forderung. Uwe Schwarz: „Es kann ja nicht sein, dass Bürgerinnen und Bürger, die von Ippensen nach Olxheim oder umgekehrt wollen, bis zu 14 Kilometer Weg in Kauf nehmen müssen, je nach Hochwasserstand der Leine.“ Schwarz möchte dringend geprüft sehen, wie die Brücke weiter genutzt werden könne oder wie sich andernfalls eine Behelfsbrücke realisieren lasse. „Wir werden mit der SPD-Kreistagsfraktion entsprechende Vorschläge vorbringen, um zu einer tragfähigen und finanzierbaren Lösung im Sinne der Bürgerinnen und Bürger zu kommen“, schreibt der SPD-Politiker in seiner Pressemitteilung.

(Aktualisiert: 19.08.2014, 17:04 Uhr)

Elektromobilität sichtbar machen

Peter Traupe will Elektromobilität sichtbar machen.

Der Einbecker Kommunalpolitiker Peter Traupe will Elektromobilität sichtbar machen.

Man hört nichts. Zumindest keinen Motor. Nur den Wind als Fahrgeräusch. Das sind die ersten frischen Eindrücke von der ersten Fahrt mit einem VW up! mit Elektroantrieb. Peter Traupe, der Vorsitzende des Northeimer Kreistages, ist einer von sieben Kommunalpolitikern in Niedersachsen, der seit gestern als Erster die Elektromobilität testen darf. Insgesamt sind lam Ende landesweit 50 Politiker am Steuer. Autotausch nennt sich die Aktion, die die Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg gemeinsam mit dem Amt electric und in Kooperation mit dem Verkehrs-Club Deutschland, Landesverband Niedersachen, sowie dem Naturschutzverband Niedersachsen initiiert hat, um Kommunalpolitiker als lokale Entscheidungsträger für das Thema zu sensibilisieren. Zehn Tage lang bis 21. Juli darf Peter Traupe das weiße Fahrzeug nutzen. Der 54-jährige Einbecker, der als Justizbeamter in Göttingen arbeitet, soll den Wagen möglichst viel bewegen. Nicht nur, um einen möglichst umfangreichen persönlichen Eindruck gewinnen zu können. Sondern auch, um Elektromobilität auf den Straßen sichtbar zu machen, das wünschen sich die Initiatoren der Aktion. Hörbar ist der Elektromotor ja auch nicht.

Kabel zum Laden: Wo sonst Benzin in den Tank gezapft wird, ist der Steckdosenanschluss des e-Up .

Kabel zum Laden: Wo sonst Benzin in den Tank gezapft wird, ist der Steckdosenanschluss des e-Up .

Die Metropolregion will die politisch Verantwortlichen in den Kommunen zumindest zeitweise zu Elektromobilisten machen. „Durch den Erfahrungsgewinn versprechen wir uns praxistaugliche Entscheidungen“, sagte Geschäftsführer Raimund Nowak zum Start der Aktion in Hannover. Städte, Gemeinden und Landkreise könnten das Elektroautofahren attraktiver machen. Die Stadt und die Stadtwerke Einbeck haben bereits zwei VW e-up! -Fahrzeuge im Einsatz.

Außer Peter Traupe nehmen an der Aktion Autotausch die Kreistagspolitiker Jeanette Clement, Petra Kersten und Hartmut Demann teil. Die E-Fahrer auf Zeit verpflichten sich, am Ende der Aktion eine kleine, öffentliche Veranstaltung zu machen, um über die Erfahrungen mit den Elektroautos möglichst breitenwirksam zu berichten.

Deponie-Stau lösen

Peter Traupe. Foto: SPD

Peter Traupe. Foto: SPD

Sonnabends auf der Deponie: Wenn der Rasen akkurat gestutzt ist und dann der Grünabfall, vulgo Rasen, ordentlich entsorgt werden soll, stehen viele Einbecker im Stau. Besonders derzeit, wo alles grünt und sprießt und wächst. Das hat der SPD-Kreistagsabgeordnete Peter Traupe auf der Einbecker Deponie beobachtet. Da bestehe „Optimierungsbedarf“ schreibt der Politiker in einer Anfrage (Wortlaut: Anfrage Deponien) an Landrat Michael Wickmann. Nicht nur sei die Zufahrt offenkundig zu schmal, dass sich zwei Fahrzeuge nicht begegnen können. Auch sei das Procedere zu umständlich und trage zum Deponie-Stau bei. Traupe bittet um Auskunft, wie die eigentlich einmal von der SPD als gebührenzahlerfreundliche Dienstleistung an Sonnabenden verbessert werden kann. Eine Antwort des Landrates liegt bislang noch nicht vor.

Nachtrag 25.06.2014: Landrat Michael Wickmann hat in seiner Antwort vom 4. Juni 2014 (Wortlaut: Antwort_KTATraupe_Deponien) erklärt, dass die von Traupe geforderten Veränderungen aus finanziellen Gründen nicht möglich seien – es sei denn über Gebührenerhebungen bzw. -erhöhungen. Peter Traupe erklärte dazu: „Ich teile selbstverständlich die Einschätzung, dass Veränderungen nur mit finanziellem Aufwand realisierbar sind. Auch sollte dies nicht zu einer Erhöhung der Gebühren führen. Die Wirtschaftspläne der Kreisabfallwirtschaft sind öffentlich, und es mag sich jeder selbst ein Bild machen, ob nicht doch an der einen oder anderen Stelle eine Verbesserung finanzierbar ist. Völlig unverständlich ist mir die Schlussbemerkung, wonach keine Beschwerden bekannt seien. Bei dieser Feststellung ist der Landrat natürlich auf die Zuarbeit und Hinweise seiner zuständigen Stellen, in diesem Fall der Leitung der Kreisabfallwirtschaft, angewiesen, ihm persönlich kreide ich diese Feststellung nicht an. Mich haben im Vorfeld meiner Anfrage und verstärkt nach Veröffentlichung der Anfrage in den Einbecker Medien Mitbürgerinnen und Mitbürger angesprochen und die von mir formulierten Beobachtungen ausdrücklich bestätigt. Es ist schade, dass ein von Gebührenzahlern finanzierter Verwaltungsapparat nicht bereit ist, die Klagen der Menschen zu erkennen und Vorschläge zur Abhilfe zu erarbeiten.“

Rücktritt

Als Vorsitzender des Bündnisses für Familie in Einbeck heute zurück getreten: Peter Traupe.

Als Vorsitzender des Bündnisses für Familie in Einbeck heute zurück getreten: Peter Traupe.

Personeller Paukenschlag am 1. Mai: Mit sofortiger Wirkung hat der Vorsitzende des Einbecker Bündnisses für Familie, Peter Traupe, seinen Rücktritt erklärt. Traupe begründet das mit mangelnder Unterstützung durch seine Vorstandskollegen sowie unangenehme Kommunikation mit dem Kooperationspartner, der Stadt Einbeck. Manche Aussagen habe er als befremdlich empfunden. Die Mitarbeiterinnen des Familienservicebüros nimmt Traupe dabei explizit aus. „Ich hätte mir mehr tatkräftige Unterstützung bei dem Bemühen gewünscht, in ehrenamtlicher Funktion eine hauptamtliche Struktur für die Einbeckerinnen und Einbecker aufrecht zu erhalten“, erklärte Traupe heute.

Das Amt des Bündnis-Vorsitzenden sei insbesondere geprägt von der Verantwortung für das gemeinsam mit der Stadt Einbeck betriebene Kinder- und Familienservicebüro. Er sei in den vergangenen Monaten aus persönlichen Gründen nicht in der Lage gewesen, diese Verantwortung in vollem Umfang wahrzunehmen; darüber habe er jedoch zuvor informiert. Es habe sich aber kaum jemand aus den Reihen des Vorstandes gefunden, entlastend oder vertretend einzugreifen, bedauert Traupe.

Traupe wünscht dem Bündnis und dem Kinder- und Familienservicebüro eine gesicherte Zukunft – gerade vor dem Hintergrund, dass in den jüngsten Monaten auch das eine oder andere habe bewegt werden können. Es habe sich jedoch bei ihm der Eindruck festgesetzt, „dass meine Gegenwart nur noch dann geschätzt wurde, wenn ich aufgrund meiner Kontakte finanzielle Mittel für die Bündnisarbeit akquirieren konnte“, erklärte Peter Traupe (SPD), der Mitglied des Kreistages ist.

Der Vorstand des Bündnisses für Familie nach der Mitgliederversammlung 2013. Archivfoto

Der Vorstand des Bündnisses für Familie nach der Mitgliederversammlung 2013. Archivfoto

Nachtrag 01.06.2014: Einen Monat hat es gedauert, bis der Vorstand des Familienbündnisses seine Sprache nach dem überraschenden Rücktritt wiedergefunden hat. Wie Rolf Hojnatzki im Auftrag des Vorstandes gestern in einer Mitteilung schreibt, leitet Martina Hainski aktuell den Verein: „Der Vorstand des Einbecker Bündnisses für Familie bedauert die überstürzte Entscheidung ihres 1. Vorsitzenden, Peter Traupe. Der vorzeitige Rückzug aus dem Amt ist für die Vorstandsmitglieder so nicht nachvollziehbar gewesen. So sind die Projekte einvernehmlich und erfolgreich im Vorstand vorangebracht worden. Dies ist auch durch die gute Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen möglich gewesen. Auch die Sicherung der Finanzierung des Familienservicebüros ist auf gutem Wege. Daran hatte Herr Traupe ganz wesentlichen Anteil. Hier setzt das Bündnis auf Stadt und Landkreis, die in den letzten Jahren die Arbeit vor Ort unterstützt haben.“

Bis zu einer vorgezogenen Hauptversammlung im Herbst dieses Jahres werde Martina Hainski als stellvertretende Vorsitzende die Leitung kommissarisch übernehmen, heißt es in der Mitteilung.

Egal welche Farbe

SPD und CDU aus Stadt und Landkreis vereint vor dem neuesten Spielplatzklettergerüst.

SPD und CDU aus Stadt und Landkreis vereint vor dem neuesten Spielplatzklettergerüst.

So sollte es viel öfter sein: Selbst in Wahlkampf-Hochzeiten gibt es noch Termine, da sind zwar Vertreter verschiedener Partei dabei, selbst solche, die in wenigen Tagen zur Wahl stehen, aber sie lassen die Parteipolitik außen vor, es geht ihnen um die Sache – und für die stehen sie gemeinsam ein. Egal, von welcher politischen Farbe der Ortsbürgermeister ist. In diesem Falle haben sie sich für einen neuen Spielplatz eingesetzt: Die Sozial- und Sportstiftung des Landkreises, die Volksbank Einbeck, die Stadt und der Ortsrat und das Bündnis für Familie in Einbeck. Und mit ihnen Hans-Jürgen Scholz und Ingrid Priesmeier, Andreas Wobst und Thorsten Briest, Beatrix Tappe-Rostalski, Antje Sölter, Peter Traupe und Landrat Michael Wickmann.

Der Spielplatz in Vardeilsen war in die Jahre gekommen, und so mussten Rutsche, Klettergerüst und Schaukel erneuert werden. Die Auflagen für Spielgeräte seien heute immens, sagte Ortsbürgermeisterin Antje Sölter. Aber alle Anstrengungen und Mühen und jeder Cent seien es Wert, wenn man sehe, wie die Kinder ihren neuen Ort im Dorf bereits nutzen. Jetzt sei der Spielplatz in Vardeilsen wieder das Aushängeschild im Dorf, sagte die CDU-Ratsfrau. Ihrem Dank an den Kommunalen Bauhof und die Helfer schloss sich auch die stellvertretende Bürgermeisterin Beatrix Tappe-Rostalski (CDU) an. In Vardeilsen habe man nicht abgewartet, sondern zugepackt: „Besser kann man Familienfreundlichkeit nicht zum Ausdruck bringen.“

Das Bündnis für Familie in Einbeck mit dem Kreistagsvorsitzenden Peter Traupe (SPD) an der Spitze steuerte eine Rundbank um die Kastanie bei und stiftete ein neues Bäumchen. Und Landrat Michael Wickmann (SPD) sah, dass es gut geworden ist. Er wünschte allen, dass möglichst viele an diesem Ort ihre Freude hätten und neue Freundschaften schließen.

Altersgemischter Rechtsanspruch?

Peter Traupe. Foto: SPD

Peter Traupe. Foto: SPD

Altersübergreifend, altersgemischt – was sich so vermeintlich harmlos anhört, kann für Kinder offenbar ein echter Nachteil beim Start der Bildungskarriere sein. Der Kreistagsabgeordnete Peter Traupe (SPD) aus Einbeck sieht sich durch eine aktuelle Bertelsmann-Studie in seiner kritischen Haltung bestätigt: Wenn Kinder unter 3 Jahren eine Gruppenform besuchen, in der auch ältere Kinder betreut werden, verschlechtern sich die Bildungschancen der Jüngsten. „Es mag finanzielle und strukturelle Gründe für ihre Einrichtung geben, den Interessen der Kinder und des Personals entsprechen sie meines Erachtens nicht“, schreibt der SPD-Politiker heute in einer Anfrage (Wortlaut: TraupePeter_Anfrage_fruekindliche_Bildung150713) an Landrat Michael Wickmann.

Traupe bittet um umfangreiches Zahlenmaterial, wie viele solcher altersgemischten Gruppen es in den Gemeinden im Landkreis Northeim gibt und ob und wie beispielsweise solche Gruppen zu dem zum 1. August 2013 garantierten Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz beitragen.

Auf die Zahlen/Antworten darf man gespannt sein…

Nachtrag 17.08.2013: Die Antwort des Landrates liegt inzwischen vor (Wortlaut: Anfrage_Antwort_Fruekindliche_Bildung). Zu manchen Fragen liege keine Daten vor, um die Fragen von Peter Traupe beantworten zu können. Entsprechend enttäuscht ist der SPD-Kreistagspolitiker und kommentiert dies auf Facebook: „Ich finde es schade, dass es offenbar kein oder nur wenig Datenmaterial zu so genannten sozialen Randgruppen im Landkreis gibt. Und mir fällt die hohe Zahl so genannten altersübergreifender Gruppen in Kindertagesstätten in Einbeck auf. Die Bertelsmann-Stiftung hat in ihrer jüngsten Studie zur frühkindlichen Bildung klare Aussagen dazu getroffen. Ich fühle mich in meiner ablehnenden Haltung dieser Gruppenform bestätigt.“

Ein neuer Einbecker

Plausch mit dem Neuling vor der Sitzung: Rolf Metje (SPD, r.), Christian Grascha (FDP, l.) mit Siegfried Kappey (GfE).

Plausch unter Einbeckern mit dem Neuling vor der Sitzung: Rolf Metje (SPD, r.), Christian Grascha (FDP, l.) mit Siegfried Kappey (GfE).

Im Kreise der anderen aus Einbeck stammenden Kreistagsabgeordneten (und natürlich nicht nur dort) wurde im Northeimer Kreistag gestern ein Neuling begrüßt: Siegfried Kappey (68) ist für die GfE anstelle von Rainer Koch nachgerückt.

Koch hatte sein Mandat im Kreistag am 23. Januar niedergelegt. Der Schritt habe auch ihn nach der Kommunalwahl in Einbeck im Januar überraschend getroffen, sagte gestern GfE-Kreistagsfraktionschef Marc Hainski. Es sei aber notwendig, die Aufgaben auf mehrere Schultern zu verteilen, um effizient arbeiten zu können. Die Einbecker Ratsfraktion der GfE, der Koch unverändert vorsitzt, ist kleiner geworden, dementsprechend sind mehr Aufgaben von weniger Ratsmitgliedern zu übernehmen. Hinzu kommt die berufliche Belastung.

Für Kappey, Mitgründer und Geschäftsführer der Einbecker Senfmühle (der auch Koch als einer der Mitgründer und Gesellschafter verbunden ist) war’s ein freudiger Start. Sein Kollege in der 2-er Fraktion, Marc Hainski, begrüßte Kappey mit einem edlen roten Tropfen, einem 2010-er Bordeaux Saint-Emilian Grand Cru.

Der ebenfalls aus Einbeck stammende Kreistagsvorsitzende Peter Traupe (SPD) hatte Kappey zusammen mit dem Landrat offiziell verpflichtet und das Kommunalgesetzbuch überreicht. Flapsig fügte Traupe, von Beruf Justizvollzugsangestellter, hinzu: Wenn Du dich nicht dran hälst, was da drinsteht, sehen wir uns in Rosdorf…

Landrat Michael Wickmann, Siegfried Kappey und Peter Traupe mit Gesetzbuch.

Landrat Michael Wickmann, Siegfried Kappey und Peter Traupe mit Gesetzbuch.